Fast-Food-Müll und ExkrementeÄrger wegen Campern an beliebtem Ort am Kölner Rheinufer

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Parkplatz Rhein

Ein Sprinter parkt im Wendehammer am Rheinufer in Rodenkirchen

Köln – Eigentlich, sagt Matthias Bauer, fehlte nur noch, „dass die fragen, ob sie bei mir duschen können“. Die, das sind die wilden Camper, die ihre Wohnmobile gern am Oberländer Ufer in Köln-Rodenkirchen abstellen, auf der kleinen Asphaltfläche direkt am Rhein, gleich neben Bauers Gastronomieschiff „Achterdeck“. Dieses Areal kurz vor der Rodenkirchener Brücke, das von den Ausmaßen her nur wenig größer ist als ein Schwimmbecken im Hallenbad, ist besonders beliebt bei Autofahrern und Campern, weil jeder mit seinem Fahrzeug bis auf wenige Zentimeter ans Wasser heranfahren kann. Vor allem an lauen Sommerabenden tun das oft Dutzende.

Das Problem: Die Fläche ist als Wendehammer etwa für Müll- oder Lieferfahrzeuge und für die Feuerwehr ausgewiesen. Wassersportler rangieren hier mit Anhängern, um ihre Boote in den Rhein zu lassen. Und im Notfall dient der Platz als Landeplatz für Rettungshubschrauber. Es gilt ein eingeschränktes Halteverbot auf der Rampe: Be- und Entladen ist erlaubt, Parken grundsätzlich untersagt. Ein Stück oberhalb der Rampe befinden sich reguläre Parkplätze, die unbefristet genutzt werden können – allerdings nur für PKW, nicht für Wohnmobile. Die dürften hier unten am Ufer eigentlich gar nicht stehen. Das tun sie aber, sehr zum Verdruss von Gastronom Bauer.

Autofahrer schmeißen Fast-Food-Müll aus dem Fenster

Der hat Mülltonnen und Müllcontainer am Rande des Platzes stehen, die regelmäßig von Campern, aber auch von Ausflüglern, Spaziergängern und Autofahrern benutzt werden. An einem Samstag Anfang Juli zum Beispiel stehen um 23 Uhr acht PKW und fünf Wohnmobile auf der Rampe, manche haben Campingstühle und -tische rausgestellt, ein junges Paar baut gerade das Faltdach auf seinem Bulli auf. Zwei von Bauers Müllbehältern quillen fast über, davor stapeln sich Kartons, Einweggrills und leere Pittermännchen. „Ich hatte auch schon Restmüll und Motorenöl im Altglascontainer“, erzählt Bauer. Manche Autofahrer schmeißen ihren Fast-Food-Müll einfach aus dem Fenster.

In Internetforen wird der lauschige Platz mitunter als Highlight angepriesen, als Geheimtipp für Camper oder für ein Schäferstündchen im Auto. „Sehr gut gelegen, kostenlos, ruhig und sauber“, schreibt einer. „Nice, Sperrfläche, Camper werden überwiegend für paar Stündchen geduldet“, informiert ein anderer. Ein dritter beklagt sich darüber, dass Toiletten fehlten. „Kein WC weit und breit!!!“ Daher nur zwei von fünf Sternen.

Christian Mohr, der als Bootswart zehn Jahre auf dem Marienburger Bootshaus gewohnt hat, auf dem sich neben dem „Achterdeck“ auch ein Ruderverein befindet, kennt die Situation gut. Längst nicht alle Camper seien ein Problem, sagt Mohr. „Es gibt auch viele, die sehr darauf achten, dass der Platz sauber bleibt.“ Andererseits habe auch kürzlich irgendjemand seine Exkremente hinter Mohrs Auto hinterlassen. Zeitweise habe man die Mülltonnen des Bootshauses mit Schlössern versehen, doch die wurden schnell geknackt. Einhausen dürfe man die Container leider auch nicht – baurechtliche Gründe.

Ordnungsamt muss Müllsünder auf frischer Tat ertappen

Stadtsprecherin Simone Winkelhog betont, bei Beschwerden kontrolliere das Ordnungsamt unverzüglich und ahnde Verstöße konsequent. Vermüllung allerdings sei eine „Sekundentat“, die schwierig nachzuweisen sei, die Einsatzkräfte müssten den Verursacher schon auf frischer Tat ertappen. „Stellt die Verkehrsüberwachung in dem Bereich parkende Wohnmobile fest, werden diese verwarnt“, sagt Winkelhog. Auch Autofahrer, die im Wendekreis parkten, würden verwarnt.

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Gastronom Bauer hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht mit Reaktionszeit und Konsequenz der Ordnungskräfte. „Manchmal kommen die schnell, zuletzt wurde hier auch ein paar Mal abgeschleppt. Oft aber passiert gar nichts, oder die Wohnmobile kommen eine halbe Stunde später wieder, wenn das Ordnungsamt weg ist.“ Zeitweise habe er 30 oder mehr Campingfahrzeuge in dem Wendehammer gezählt. „Wie eine Zeltstadt ist das dann hier“, sagt auch Christian Mohr. Anwohner und Spaziergänger berichten, es seien fast nur Wohnmobile mit Kennzeichen aus Köln oder dem direkten Umland, die hier stehen – und deren Eigentümer es eigentlich besser wissen müssten. Manche parkten ihr Fahrzeug sogar unter der Woche auf den ausgewiesenen PKW-Parkplätzen und kämen am Wochenende zum Übernachten.

Zum äußersten Mittel greift das Ordnungsamt nach Worten von Stadtsprecherin Winkelhog indes nur selten: Sichergestellt würden Wohnmobile, die auf den PKW-Stellplätzen geparkt sind, nur in Einzelfällen, sagt sie – aus Gründen der Verhältnismäßigkeit. Denn noch ein Stücken weiter oben befindet sich ein großer Park-and-Ride-Platz. Nur wenn dort alle Stellplätze besetzt seien und Autofahrer auf die wenigen Plätze neben dem Wendehammer ausweichen müssten, könne man Wohnmobile, die dort stehen, abschleppen lassen.

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