Zwei Männer sollen für zahlreiche Automatensprengungen verantwortlich sein. Der Schaden fiel hoch aus – die Beute eher gering.
GeldautomatenPer Whatsapp zum Sprengen verabredet

Auf dem Clevischen Ring sollen die Angeklagten im November einen Kontoauszugdrucker gesprengt haben.
Copyright: Arton Krasniqi
Tatort Clevischer Ring nahe Wiener Platz: In den frühen Morgenstunden des 20. November 2024 verschafften sich zwei Männer Zutritt zum Vorraum der Postbank-Filiale, indem sie die Glasschiebetüre aufhebelten. Dann platzierten sie einen Sprengsatz unter dem Kontoauszugsdrucker, den sie irrtümlich für einen Geldautomaten hielten. Der befand sich woanders – und hielt der Detonation stand. Ohne Beute flüchteten die Täter in Richtung Wiener Platz. Der Gesamtschaden durch die Wucht der Explosion lag bei mehr als 160.000 Euro.
Die Staatsanwaltschaft hält zwei heute 18 und 35 Jahre alte Männer, die in Untersuchungshaft sitzen, für die Täter. Sie wirft ihnen unter anderem Sprengungen von Geld- und Zigarettenautomaten sowie Einbrüche vor, wobei es zum Teil beim Versuch geblieben sei. Am Donnerstag hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen sie begonnen. Mitangeklagt ist eine 19-jährige Frau, der Beihilfe zur Last gelegt wird: In drei Fällen soll sie die Täter mit einem gemieteten Wagen zu den Tatorten gefahren und von dort abgeholt haben.
Stimmen die Vorwürfe, verabredeten sich die Hauptangeklagten stets per WhatsApp einige Tage zuvor oder nur Stunden vorher zu den Taten. Als Sprengmittel dienten ihnen laut Staatsanwaltschaft sogenannte Polenböller.
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Erfolglose Automatensprengungen
Vor der Tat am Clevischen Ring sollen die beiden Angeklagten folgende Taten begangen haben: Am 23. Oktober 2024 sprengten sie einen Geldautomaten, der vor einem Kiosk in der Frankfurter Straße im Mülheim montiert war. Doch der Tresor, in dem sich das Bargeld befand, blieb verschlossen. Der Schaden am Kiosk, an einem Friseursalon und am Automaten betrug insgesamt rund 70.000 Euro. Ende desselben Monats versuchten sich die Männer an einem Geldautomaten in einem Beton-Pavillon in Dormagen. Wiederum hielt der Tresor der Detonation stand. Der Schaden belief sich auf circa 75.000 Euro. In der Nacht zum 12. November sprengten die Täter einen Zigarettenautomaten in Neuss, nahmen rund 120 Zigarettenschachteln und Münzgeld im Gesamtwert von fast 2000 Euro an sich. Am Automaten entstand ein Schaden von 2300 Euro.
In der derselben Tatnacht oder später bereiteten die Angeschuldigten einen Einbruch vor, indem sie die Alarmanlage eines Juweliergeschäfts in Neuss mit Bauschaum funktionsuntüchtig machten. Danach stiegen sie in das Geschäft ein und erbeuteten Uhren und Schmuck im Gesamtwert von etwa 10.000 Euro. Drei Tage darauf sprengten die Männer in Neuss einen Zigarettenautomaten. An den Wareninhalt gelangten sie nicht. Wieder ging der Schaden in die Tausende. Soweit die Vorwürfe, die beiden Angeklagten gemacht werden.
Zwei Taten werden allein dem älteren zugerechnet. Dazu gehört neben einer weiteren Sprengung, die nicht zum Ziel führte, der Einbruch in einen Bürokomplex in der Boltensternstraße in Niehl im Dezember 2023. Dort soll er in eine Tierarztpraxis eingestiegen sein, doch ihm sei es „misslungen, Wertgegenstände zu entwenden“. Einlassungen zur Sache waren am ersten Verhandlungstag nicht zu hören. Der Prozess wird am 20. August fortgesetzt.