GeneralkonsulatPolen gibt Villa Neuerburg auf

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Das polnische Außenministerium will die Villa Neuerburg an der Leyboldstr./ Ecke Lindenallee verkaufen.

Das polnische Außenministerium will die Villa Neuerburg an der Leyboldstr./ Ecke Lindenallee verkaufen.

Köln – Die Entscheidung des polnischen Außenministeriums, gegen den Widerstand der Generalkonsulin die Villa Neuerburg im Kölner Stadtteil Marienburg aufzugeben, stößt auf Unverständnis. Voraussichtlich in diesem Sommer wird die Einrichtung in Büroräume im Mediapark wechseln. Die vorzeitige Abberufung von Generalkonsulin Jolanta Roza Kozlowska, die am Mittwoch von Oberbürgermeister Jürgen Roters verabschiedet wurde und wenig später in den Zug nach Warschau stieg, hat das Bedauern verstärkt.

„Ich bin sehr traurig“, sagt Notar Konrad Adenauer, der öfter in der Villa zu Gast war. „Die Strahlkraft der Einrichtung wird verloren gehen. Polen wurde vom Haus und auch von der Konsulin sehr gut repräsentiert, es war glänzend gemacht.“ Allerdings wolle er die Entscheidung des Außenministeriums, das einen Sparkurs verfolgt, nicht kritisieren: „Der Staat Polen muss selber wissen, wie er mit seinen Finanzen umgeht.“

Polen verfügt in Marienburg über eine weitere ansehnliche Immobilie: das Haus an der Alteburger Mühle, wo die Wirtschafts- und Handelsabteilung des Generalkonsulats untergebracht sind. Auch dort gibt es regelmäßigen internationalen Austausch mit Wirtschaftsfachleuten und Kulturinteressierten. Ein Umzug der Wirtschafts- und Handelsabteilung in den Mediapark sei nicht geplant, teilt die Geschäftsführung auf Anfrage mit. (bl)

Hanns Schaefer, ehemaliger Vorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins und Träger des Kommandeurskreuzes der Republik Polen, spitzt zu: „Das ist so, wie wenn man von einem Palast in eine Hütte zieht.“ Die Villa sei ein idealer repräsentativer Ort gewesen, ob als Treffpunkt der Freunde der deutsch-polnischen Gesellschaft oder für Konzerte.

Das Generalskonsulat in Köln ist für NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständig. Die Villa wurde 1925 im englischen Landhausstil in der Lindenallee errichtet; Bauherr war Fabrikant Heinrich Neuerburg. Die Fassade des Hauses wird von einem Portalvorbau beherrscht; Prunkstück in der Wohnhalle ist die im Renaissancestil gehaltene Kassettendecke. Anfang der 1980er Jahre zog die polnische Botschaft als Mieterin ein; 1993 erwarb Polen die denkmalgeschützte Villa, denn noch war nicht klar, dass die diplomatische Hauptvertretung nach Berlin umziehen würde. Vom Verkauf der Villa verspricht sich Polen offenbar einen erklecklichen Gewinn. Dass der zu erzielen ist, steht für Marko Ciesla, Inhaber der Firma „Wolkenburg Immobilien“, außer Frage. Das Maklerhaus ist nach eigenen Angaben spezialisiert auf „Immobilien in den besten Lagen Kölns“.

Die Abberufung war einkalkuliert

Für die Villa mit ihrem „Altbau-Charme“ sei ein ausgezeichneter Preis möglich, sagt Ciesla. Dass das Grundstück an einer Seite an die vielbefahrene Militärringstraße grenzt, hält er für keinen großen Nachteil, weil das Angebot in diesen Zeiten knapp sei. Dagegen glaubt Hanns Schaefer, dass die Villa wegen der Auflagen der Denkmalpflege – schon allein wegen der Kassettendecke, die „Millionen wert“ sei – nur schwer einen Käufer finden werde. Bis zum Schluss war Jolanta Roza Kozlowska dafür eingetreten, die Villa Neuerburg als Sitz der diplomatischen Vertretung zu erhalten. Bezahlt hat sie es mit dem Verlust ihres Amts, das sie im August 2009 angetreten hatte. Bevor sie Köln verließ, dankte ihr Oberbürgermeister Jürgen Roters dafür, dass sie ihre Landsleute „gut vertreten“ und viel zum kulturellen Austausch beigetragen habe. Und mit ihrem klaren Nein zum Umzug habe sie „Mut“ bewiesen.

Die Abberufung habe sie einkalkuliert, sagte sie: „Ich konnte nicht hinter einer Entscheidung stehen, die nicht richtig für Polen ist, und wollte die Beamten zwingen, den Plan zurückzunehmen.“

Sich deren Willen einfach zu fügen sei nicht infrage gekommen. „Ich habe im Kommunismus viel gelernt.“ Ihr Vater war im Widerstand, wurde mehrfach verhaftet und verurteilt. Sie selber wurde exmatrikuliert, wechselte auf eine Privatuniversität, konnte aber 1980 auf die staatliche Hochschule zurückkehren. Später studierte sie in Freiburg. Vor ihrer Ernennung zur Generalkonsulin in Köln leitete sie das Festival „Kraków 2000“, die Beethoven Gesellschaft in Krakau und war Generalkonsulin in München. Ob sie nach dem Streit mit dem Ministerium weiter für den Staat arbeiten kann, wusste sie bei ihrem Abschied nicht: „Ich beginne ein neues Leben.“

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