Andreas Rech von Verdi Verdi ist für das Sicherheitsgewerbe zu ständig. Vorfälle wie Tricksereien von Firmen an der Uni Köln seien Alltag.
Security-Experte von Verdi„In der Branche gibt es nur schwarze Schafe und graue in vielen Abstufungen“

Security-Mitarbeiter kontrollieren im Kwartier Latäng den Einlass. (Symbol)
Copyright: Uwe Weiser
Herr Rech, fehlerhafte Abrechnungen, fehlende Qualifikationen, Tricksereien bei Stellenbeschreibungen von Sicherheitsmitarbeitenden: Wie wahrscheinlich sind solche Vorgänge im Sicherheitsgewerbe?
Mich überraschen diese Vorgänge kein bisschen. Sie sind Alltag und ich habe all dies in dieser Branche so erlebt, und das nicht als Ausnahme. Es gibt auch Fälle, in denen Auszubildende jahrelang bei Kunden als voll ausgebildete Kräfte abgerechnet wurden, während sie selber als Azubis bezahlt werden – und der Kunde weiß davon nichts. Bei einem Auftragswechsel nach Neuausschreibung gibt es häufig auch keinen Betriebsübergang, die Ansprüche der Beschäftigten werden dann auf null gestellt: Das bedeutet erneut sachgrundlose Befristung, Urlaubsansprüche und erworbene Kündigungsfristen gelten nicht mehr. Das ist eine Schweinerei für junge Menschen, ständig in unsicheren Arbeitsverhältnissen zu sein. Ich sage immer, das ist eine Branche, wo es keine weißen Schafe gibt, sondern schwarze und graue in verschiedenen Abstufungen.

Andreas Rech ist bei Verdi für das Wach- und Sicherheitsgewerbe in NRW zuständig
Copyright: Rech
Welche Rolle spielen Subunternehmer im Sicherheitsgewerbe und was ist an ihnen möglicherweise problematisch?
Wir reden in der Sicherheitsbranche nicht mehr nur von Fachkräftemangel, sondern von einem Arbeitskräftemangel. Den haben wir seit Jahren überall. An den Wochenenden werden laut Tarifvertrag Zuschläge fällig, wegen des Mangels wird gerne auf Azubis oder Subunternehmer zurückgegriffen. Teilweise wird bis in den dritten und vierten Markt versubt. Man hat keinen Überblick und keine Kontrolle mehr darüber, wer angemeldet ist, ob der Lohn tarifgerecht ist, der Arbeitsschutz eingehalten wird und ob die nötigen Qualifikationen vorliegen. Im Sicherheitsdienst muss man mindestens die Unterrichtung nach Paragraph 34a der Gewerbeordnung vorweisen können. Auch namhafte Unternehmer greifen gerne auf Subunternehmer zurück. Die Subunternehmerstrukturen sind uns ein Dorn im Auge, aber ohne die kommen wir gar nicht hin: Gerade im Bereich Großveranstaltungen und Sportfeste wird alles an Kräften zusammengeholt, was es gibt.
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Unter anderem die Generalunternehmerhaftung. Seit zwei Koalitionsverträgen warten wir darauf, dass das Gewerberecht neu reguliert wird. Mal hieß es Sicherheitsdienstleistungsgesetz, dann Sicherheitsgewerbegesetz, nun scheint es wieder in weite Ferne gerückt zu sein. Wir fordern, dass der ausufernde Einsatz von Subunternehmern, wo wir ihn nicht verhindern können, reguliert wird und dass die Auftraggeber – zu einem großen Teil die öffentliche Hand – Mitverantwortung übernehmen.
Zur Person: Andreas Rech ist 52 Jahre alt und bei der Gerwerkschaft Verdi seit 2013 für das Wach- und Sicherheitsgewerbe mit Sitz in Essen zuständig. Er kennt die Branche seit 30 Jahren: Als Student begann er selber hier zu arbeiten, gründete später sein eigenes Unternehmen und bei einem Sicherheitsdienst am Flughafen lernte er die Arbeit des Betriebsrats kennen. Seitdem setzt er sich für die Beschäftigten ein.