Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

WerbegemeinschaftenKaufleute kämpfen um verkaufsoffene Sonntage in Leverkusen

3 min
Verkaufsoffener Sonntag Ende September 2024 und ein kleiner Umwelmarkt auf dem Rathaus-Vorplatz

Ende September 2024 wurde der verkaufsoffene Sonntag in Wiesdorf mit einem kleinen Umweltmarkt auf dem Rathaus-Vorplatz kombiniert.

Eine böse Überraschung wie im vorigen Oktober soll es nicht mehr geben.

Eine Pleite wie im vorigen Jahr soll es diesmal nicht geben: 2024 fand sich im Stadtrat eine Mehrheit gegen die verkaufsoffenen Sonntage in Wiesdorf, Opladen und Schlebusch. Das Desaster für die Kaufleute ließ sich nur mit Bürgeranträgen schließlich noch reparieren.

Am Mittwoch baten daher die Vorsitzenden der drei Werbegemeinschaften ins Alte Bürgermeisteramt nach Schlebusch. Verstärkung – auch argumentativ – hatten sich Frank Schönberger, Regine Hall-Papachristopoulos und Andreas Peck vom Handelsverband und der Industrie- und Handelskammer geholt. Christel Hofer, die in einem Schlebuscher Geschäft arbeitet, entpuppte sich ebenfalls als Befürworterin der verkaufsoffenen Sonntage: „Wir arbeiten gerne sonntags.“ Und das nicht nur wegen der Zuschläge, sondern wegen der Atmosphäre: „Die Kunden sind gelassener“, weil am freien Tag nicht so viel Zeitdruck herrscht.

Betriebsrätin contra Gewerkschaft

Ein Blick zurück bestätige diese Haltung, ergänzte Frank Schönberger, der Vorsitzende der City-Werbegemeinschaft: Als es in Wiesdorf noch den Kaufhof gab, habe sich die Betriebsratsvorsitzende dort mehrfach bei ihrer Gewerkschaft für verkaufsoffene Sonntage starkgemacht. Bei Verdi stieß sie allerdings auf taube Ohren: Mehrfach hatte die Gewerkschaft offene Sonntage kurz vor den Terminen vom Gericht untersagen lassen. Für die Kaufleute und die Veranstalter der begleitenden Feste war das natürlich der größte anzunehmende Unfall.

Wiesdorfer Fußgängerzone

Das Wiesdorfer Frühlingsfest am ersten Mai-Wochenende litt unter der starken Hitze.

Aber auch im vorigen Jahr gab es eine negative Überraschung. Diesmal aus dem politischen Raum. Obwohl die Vertretungen der Stadtbezirke zuvor den verkaufsoffenen Sonntagen zugestimmt hatten, ging die Sache im Stadtrat schief. Die Reparatur dieser Abstimmung gelang dann mühsam über Bürgeranträge.  

Also sind die Kaufleute diesmal vorsichtig. Zwar gibt es auch jetzt positive Voten aus den Bezirksvertretungen II und III, sodass man in Opladen und Schlebusch guter Dinge sein könnte. Trotzdem wollen sie diesmal lieber Reklame machen, bevor der Stadtrat am 27. Oktober über insgesamt elf verkaufsoffene Sonntage in Leverkusen entscheidet: vier in Wiesdorf, den vor Weihnachten 2026 teilen sich dann Opladen und Schlebusch.

Zwei Prozent des Jahresumsatzes an einem Sonntag

Andreas Peck strich heraus, wie wichtig die Sonntage für den Einzelhandel sind: Das seien Tage, in denen man im Schnitt zwei Prozent des Jahresumsatzes erzielen könne. Verglichen mit einem Tag Anfang der Woche sei dies das Doppelte, sagte der Vorsitzende der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch. „Mindestens genauso wichtig“ sei aber die Gelegenheit, an einem Sonntag Werbung für den Stadtteil zu machen. Weil dann auch Publikum kommt, das sonst anderswo einkauft.

Thomas Instenberg, Regine Hall-Papachristopoulos, Ralf Gawlik und Frank Schönberger im Alten Bürgermeisteramt

Thomas Instenberg, Regine Hall-Papachristopoulos, Ralf Gawlik und Frank Schönberger (von links) kämpfen um die verkaufsoffenen Sonntage.

Ralf Gawlik, der sich in der IHK-Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg um Standortpolitik kümmert, bestätigt das: Die offenen Sonntage böten den Kaufleuten „neue Möglichkeiten, sich zu präsentieren“. Gerade auch, weil es parallel immer ein Fest gibt.

Auch für deren Veranstalter sei „Planungssicherheit wichtig“, betonte Thomas Instenberg vom Handelsverband Nordrhein. Mit Blick auf die erfolgreichen Gewerkschaftsattacken hält er das jetzige Abstimmungsverfahren in Sachen Offene Sonntage für sicherer. Alle Interessen würden gewürdigt. Das sei für die Politiker im Stadtrat eine gute Entscheidungsgrundlage.  

Mit Blick auf das gerade vergangene Opladener Herbstfest zog auch Veranstalter Dirk Pott ein positives Fazit. „Jede Ecke“ sei bespielt worden, und das habe sich auch auf den Besuch ausgewirkt. Bestätigt wurde diese Einschätzung von der Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Opladen, Regine Hall-Papachristopoulos. Das gelinge aber nur, wenn es keine grundsätzlichen Diskussionen über verkaufsoffene Sonntage gebe. Das Treffen am Mittwoch sollte helfen, Gegner zu überzeugen.