Guter Zusammenhalt im Viertel

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Auf dem St.-Monika-Areal hat der Abriss begonnen.

Auf dem St.-Monika-Areal hat der Abriss begonnen.

Happy Birthday, Bilderstöckchen: Das Veedel, dessen erste Häuser vom Anfang der 1930erJahre stammen, ist seit genau 50 Jahren ein eigenständiger Kölner Stadtteil. Das aus Nippeser Gebieten sowie kleinen Teilen von Longerich und Neuehrenfeld „ausgegründete“ Veedel wurde am 24. April 1969 selbstständig; am 6. Juli wurde dies mit einem großen Fest im Blücherpark gefeiert. Aus dem Anlass werfen wir einen Blick auf die Entwicklung: Wie lebt es sich im Veedel, was geht voran, was schleppt? Zwei bauliche Großprojekte stehen an: der Bau von Mehrfamilien- sowie Eigentums-Wohnhäusern mit insgesamt 60 Einheiten und einer Kita auf dem früheren Kirchengelände von St. Monika an der Ludwigsburger Straße, sowie die Aufstockung der Mietshäuser im Carré Escher Straße 270-298/Alzeyer Straße/Rockenhauser Straße, was 152 neue Wohnungen bringen würde. Für beide Projekte federführend ist als Eigentümerin die halb-kirchliche Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft. Auf dem St.-Monika-Areal haben vor wenigen Tagen die Abbruch-Arbeiten am ehemaligen Kirchengebäude begonnen. Das Aufstockungs-Projekt der Mietshäuser im Norden des Veedels, das einen Teil der Wohnungsbau-Initiative des Erzbistums für 632 neue Wohnungen darstellt, befindet sich hingegen noch im Planungsstadium. Die Zahl soll auf die Baujahre des Kölner Doms anspielen. Auch wenn die Bahn ihr 2018 eröffnetes ICE-Werk hartnäckig nach Nippes „verlegt“, so steht es doch in Bilderstöckchen. 400 Jobs wurden geschaffen, ein Großteil im nahen Umfeld, wie die Bahn stolz betont. Und auch das bis Longerich reichende große Gewerbegebiet bietet Jobs – jedoch nicht für alle. Mit 19,8 Prozent SGB-II-Quote ist Bilderstöckchen auf Rang 19 stadtweit, deutlich über dem Kölner (13,2 Prozent) und Nippeser Bezirksschnitt (10,4 Prozent). Beim Einzelhandel bietet sich ein ambivalentes Bild: Es gibt gleich sechs Discounter, aber keinen einzigen „klassischen“ Supermarkt wie Rewe oder Edeka. Und die beiden Einkaufs-Lagen auf dem Ost- und Westabschnitt des Schiefersburger Weges dümpeln seit Jahren vor sich hin. Der Versuch, einen Supermarkt am Rande der Belgiersiedlung anzusiedeln, scheiterte bislang am städtischen Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Jenes bedroht auch den Aldi-Markt im Süden des Veedels, der sich vergrößern will; der Königsweg könnte – wie auch der Konzern bestätigt hat – ein modernes kombiniertes Erweiterungsprojekt mit Wohnungen auf dem Dach des neuen Ladens sein. Auch nach 50 Jahren als eigener Stadtteil hat sich ein echtes Vereinsleben noch nicht entwickelt: Es gibt keinen nennenswerten, im Veedel beheimateten Sport- oder Schützenverein, weder Karnevalsverein noch Veedelszoch. Ein Meilenstein war jedoch die Gründung des Bürgervereins Bilderstöckchen 2011: Ob Politik, Denkmalpflege, Umwelt oder Stadtteilfeste – der Verein und seine Mitglieder setzen Akzente und sind vielerorts involviert. Etwas Kompensation bietet auch das gute Netz an sozialen Trägern, die in der „Bilderstöckchen-Konferenz“ zusammenarbeiten – so der Kellerladen an der Alzeyer Straße, der sowohl Treffpunkt als auch Hilfsverein ist, die beiden aktiven Jugendzentren Lucky’s Haus und Take Five, sowie die Kirchen mit ihren Veranstaltungen. Die Hunderte Teilnehmer beim jährlichen Veedels-Putztag „Bilderstöckchen Beauty Day“ geben einen guten Eindruck der Zusammenarbeit im Veedel. Das Aufatmen im Stadtteil ist fast hörbar: Mit der Sanierung und künstlerischen Gestaltung des S- und U-Bahn-Bauwerks Geldernstraße/Parkgürtel präsentiert sich ein einst als Schandfleck und Angstraum geltender Ort deutlich sauberer, ansehnlicher und freundlicher. Am Ende der Osterferien war das durch 20 Graffiti-Crews unter Leitung der „Mittwochs-Maler“ aus Lucky’s Haus erstellte Gesamtkunstwerk fertig. Der Nippeser Bürgeramtsleiter Ralf Mayer kümmerte sich zudem federführend um sonstige Belange an der Haltestelle: Die früheren Milchglas-Würfel am U-Bahn-Eingangsbauwerk sind durch transparente Scheiben ersetzt, die durch Tauben genutzte Nischen vergittert, die Beleuchtung in Durchgängen verstärkt. Im mit zwei Autobahn-Anschlüssen sowie S- und U-Bahn ausgestatteten Veedel gibt es keine gravierenden Probleme. Nur einige Punkte bereiten Sorgen – zuallererst die Kreuzung Geldernstraße/Parkgürtel, wo illegale Linksabbieger und Rot-Fahrer für Gefahren sorgen. Ein Kreisel als Alternative scheidet hier laut städtischer Prüfung aus Platzgründen aus. Die Kreuzung von Escher, Robert-Perthel- und Äußere Kanalstraße war ein Unfallschwerpunkt, bis die Ampel auf ein separates Grün pro Richtung umgestellt wurde. Leider geht dies auf Kosten der Schnelligkeit, vor allem auf der Escher Straße staut es sich deshalb oft. Ein Kreisel ist in Planung; der Baubeginn aber noch offen. Das Raser-Problem auf dem Schiefersburger Weg wurde Ende 2018 durch die neue Blitzersäule in Höhe der Hauptschule gelindert.

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Die neue „Hall of Fame“ für Graffiti-Sprayer entlang des Mauenheimer Gürtels, an der Haltestelle Geldernstraße

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