Hochhaus am ColoniusUmstrittener Neubau mit 600 Wohnungen steht auf der Kippe

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In der Umgebung des Colonius stehen bereits einige Hochhäuser.

  • Investoren planen ein 100 Meter hohes Gebäude in der Nähe des Colonius in Köln-Ehrenfeld.
  • Mit Hilfe des neuen Hochhauses könnte die Wohnungsnot in Köln gelindert werden.
  • Doch das umstrittene Projekt steht auf der Kippe. Die Hintergründe lesen Sie hier.

Köln – Preisgünstige Studentenwohnungen in einem rund 100 Meter hohen Haus in Uninähe und gleich am Grüngürtel – es fällt schwer, Argumente gegen ein solches Bauprojekt zu finden. Und doch kann es nach bisherigem Stand wohl nicht gebaut werden. Der Stadtentwicklungsausschuss hat am Donnerstag die Abstimmung über einen Neubau neben dem Fernsehturm Colonius von der Tagesordnung genommen. 

Erfolglose Umplanungen

Der Grund: Es gebe noch Beratungsbedarf. Das Projekt, das vom Investor unter dem Titel „Parkview“ beworben wird, war immer umstritten: Die Häuser waren vielen zu hoch, der Anteil an Wohnungen zu gering. Die Stadt verlangte für hier wie für jedes Neubauprojekt die Umsetzung des sogenannten „Kooperativen Baulandmodells“, das 30 Prozent geförderten Wohnraum vorschreibt. Es wurde verhandelt und beim Rechnen ein wenig getrickst. Doch nach mehreren Umplanungen konnte im Ratsausschuss ein Planungskonzept beschlossen werden. Doch jetzt – nur vier Monate später – scheint das alles Makulatur.

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Das Hochhausprojekt wird zu einem guten Beispiel für die vielen Interessenkonflikte, die zu lösen sind, wenn Flächen zur Bebauung hergegeben werden. Der Schutz des Grüngürtels kollidiert mit dem Interesse, viele Wohnungen zu bauen. Die Interessen der Investoren sind nicht immer die der Allgemeinheit. Und dann gibt es auch noch Hürden, die das Regelwerk für den sozialen Wohnungsbau aufstellen: Aus den schlechten Erfahrungen mit einigen Hochhaussiedlungen hat das Land den Schluss gezogen, dass keine Sozialwohnungen mehr in Häusern gefördert werden, die höher als sieben Stockwerke sind. Versuche, die Vorgaben zu lockern, sind bislang offenbar gescheitert. Die Stadt hat Gespräche mit dem Land geführt, auch Vorstöße von Landtagsabgeordneten haben nichts gebracht.

Dieser Entwurf findet keine Zustimmung: Geförderte Wohnungen wären im Nebengebäude möglich

Dieser Entwurf findet keine Zustimmung: Geförderte Wohnungen wären im Nebengebäude möglich

Weil sich vorerst nichts bewegte, änderte der Investor seine Planungen, machte aus zwei hohen Häusern ein sehr hohes und ein kleines, siebenstöckiges. 260 geförderte Studentenwohnungen sollten ins Nebengebäude. Ins Hochhaus sollten die teureren Wohnungen und ein weiteres Hotel. Die Vorgaben des Landes zwangen zu dieser Aufteilung, die viele kritisch sahen. Noch problematischer sei aber der neue architektonische Entwurf, den die Umplanung erzwang. Das kleine Nebengebäude zwischen hohen Häusern sei keine gute Idee, findet der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Niklas Kienitz (CDU). „Wir wollen lieber die Variante mit zwei Türmen.“

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Doch wenn der Investor zur alten Planung zurückkehrt, kann das „Kooperative Baulandmodell“ nicht mehr greifen. Daraus hat die Bauverwaltung der Stadt nun den Schluss gezogen, dass man hier überhaupt keine Wohnungen mehr bauen sollte. Stattdessen sollen die zwei hohen Türme für ein Hotel beziehungsweise ein „Boarding House“ und für Büros gebaut werden. Das sei auch sinnvoll, weil die Telekom in der Nachbarschaft ihren Standort ausbauen wolle, an der exponierten Stelle „würde sich eine Dienstleistungsspange funktional und nutzungsstrukturell logisch erschließen und einen isolierten Wohnbaustein nicht integrieren können“.

Das nachzuvollziehen fällt vielen im Stadtrat schwer. Im Ratsbündnis von CDU und Grünen herrscht Uneinigkeit. Wie es heißt, wollen die Grünen den Standort in keinem Fall für eine Bebauung freigeben, wenn dort keine Wohnungen entstehen. Auch die SPD fordert, an den Wohnungsbauplänen festzuhalten: „Mehr als 600 Wohnungen stehen auf der Kippe. Das kann sich Köln beim besten Willen nicht leisten.“ Auch die FDP will Wohnungen, ist aber bereit, auf den sozialen Wohnungsbau zu verzichten. Sie nutzt den Fall für grundsätzliche Kritik an angeblich zu vielen Regeln, die Investoren aus der Stadt „vertreiben“ würden. Ob und wenn ja, wie das umstrittene Hochhaus am Grüngürtel gebaut wird, ist seit Donnerstag wieder völlig offen.

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