HotelWasserturm schließt Sterne-Restaurant

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In dem Sternerestaurant auf der 11. Etage soll eine Club-Bar etabliert werden.

In dem Sternerestaurant auf der 11. Etage soll eine Club-Bar etabliert werden.

Es ist ein herber Verlust für die Kölner Gastronomie-Szene: Das auf der 11. Etage des "Hotels im Wasserturm" befindliche Spitzenrestaurant "La Vision" wird Mitte Juli seine Pforten schließen.

Ausgezeichnet mit zwei Michelin-Sternen und 16 Gault-Millau-Punkten zählt das Restaurant unter Koch Hans Horberth zu den höchstdekorierten Restaurants in Deutschland. In Köln gibt es mit dem "Le Moissonier" nur ein weiteres Restaurant, das in den beiden bedeutendsten Gastroführern solch hohe Bewertungen erhalten hat. Köln wird damit zukünftig nur noch sieben statt neun Sterne aufweisen. Zum Vergleich: Über Hamburg erstrahlen zwölf, über Berlin 16.

"Natürlich schmerzt es, ein Restaurant mit zwei Michelin-Sternen zu schließen. Aber eine Rendite mit einer derart hochwertigen Küche zu erwirtschaften, ist sehr schwierig", sagt Wasserturm-Geschäftsführer Reiner Mülhausen über das Lokal, das maximal 26 Gästen Platz bot. Jetzt soll hier eine exklusive Club-Bar etabliert werden. Der ebenfalls auf der 11. Etage gelegene "Private Dining Room" bleibt erhalten. Die gastronomische Betreuung wird durch das im Erdgeschoss befindliche Restaurant "W" (sprich: Dabbeljuh) erfolgen. Dort bieten Küchenchef Mathias Maucher und Restaurantleiter Robby Jung modern-regionale Gerichte - allerdings nicht auf Sterne-Niveau. Das Management des Hotels betont, dass Hans Horberths Position am Herd frei gehalten werde.

Zwei Sterne: „Le Moissonnier“ von Vincent und Liliane Moissonnier (Koch: Eric Menchon), Krefelder Straße Ein Stern: „taku“ im Excelsior Hotel Ernst (Mirko Gaul), Trankgasse „La pôele d’or“ ( Jean-Claude Bado), Komödienstraße „Alfredo“ (Roberto Carturan), Tunisstraße „La Société“ (Dominic Jeske), Kyffhäuserstraße „Maître“ im Landhaus Kuckuck (Erhard Schäfer), Olympiaweg

Im letzten Oktober hatte Küchenchef Hans Horberth einen tragischen Unfall. Eine Autofahrerin hatte ihn beim Rückwärts-Einparken auf der Zülpicher Straße übersehen und angefahren. Obwohl er sich in einer Bad Godesberger Reha-Klinik auf dem Weg der Besserung befindet, ist nicht abzusehen, wann er an den Herd zurückkehren kann. Seine Küchenmannschaft kocht allerdings in seinem Sinne und auf höchstem Niveau weiter, so dass die Mitteilung der Schließung für viele überraschend kommt. Horberths rechte Hand Hendrik Olfen, der 2009 von der "Traube Tonbach" nach Köln gewechselt war, wurde vom Internet-Magazin "Sternefresser" im Vorjahr zum Sous-Chef des Jahres gekürt und gilt als großes Talent.

Hans Horberth ist ein Meister der kulinarischen Kontraste, mit Gerichten wie Aal im Rote-Bete-Sud und Sauerrahmeis oder Gänseleber mit Flönz bewies er, wie spannungsvoll und gleichzeitig harmonisch moderne Spitzenküche sein kann. Hochoriginell, aber niemals angestrengt oder verkopft erkochte er 2011 seinen zweiten Stern. Fachleute trauten ihm den Durchbruch zu den weltbesten Köchen zu.

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