In Corona-KriseKölner verbreiten Botschaften an ihren Fenstern

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NoBorders

Nähe Barbarossaplatz werden Fenster für politische Aussagen genutzt.

Köln – Das Coronavirus zwingt uns zum Rückzug in die eigenen vier Wände – das aber steigert unsere Lust daran, am Fenster zu stehen, dort mit anderen aus der Nachbarschaft zu singen oder für die medizinischen Kräfte zu klatschen. Zugleich reizt es Menschen in dieser Zeit, die eigenen Fenster mit Bildern oder Botschaften zu versehen. Wir haben uns gefragt, wie die Kölner in der Krise ihre eigenen Fenster als künstlerisches und politisches Medium nutzen.

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Regenbögen und Zeichnungen gegen den Corona-Trübsinn

Seit Tagen leuchten sie in unterschiedlicher Form und Größe: Die Regenbögen gegen triste Corona-Tage. Ob auf Papier, als Ausmalbild oder direkt mit Fingerfarben auf die Scheibe gemalt – viele Kinder und ihre Eltern folgen der Aktion „Alles wird gut“, die ihren Ausgangspunkt in Italien nahm. Hier kursierten schon vor Wochen Regenbogen-Bilder im Netz, um Mitmenschen in der schwierigen Lage Mut zu machen. Auch in den Stadtteilen sind bunt-verzierte Fenster ein Blickfang.

Regenbogen

Familie Jülich hat ihr Fenster mit einem Regenbogen verziert.

So etwa bei Familie Jülich in Sülz. „Eine Mutter aus der Kita hatte die Idee verbreitet. Ich finde es schön, dass auch woanders Regenbögen zu sehen sind und man weiß, dass die Kinder dort in der gleichen Situation sind“, berichtet Lisa Jülich. Marsel Alajbegovich vom „Café Laura“ auf dem Gottesweg hat nicht nur das Innere seines Cafés mit Bildern seiner Tochter Laura dekoriert, sondern nun auch die vorläufig geschlossene Tür damit beklebt.

Cafe Laura

Die Eingangstür des Café Laura in Klettenberg.

Und hinterlässt dort eine Botschaft an seine Gäste: „Ich wünsche uns vom ganzen Herzen, dass wir diese ganz schwierigen Zeiten zusammen überstehen. Denkt an Eure Mitmenschen und alles wird gut“.

Schaufensterkunst: Selbstporträts aus der Quarantäne

Heruntergelassene Rollläden und Jalousien, verödete Straßen, dazu geschlossene Galerien und Museen. Die Stadt ruht derzeit, aber macht auch die Kunst Pause? Nein, sagt der Fotograf Helmut Hergarten. „In Düsseldorf gibt es die Plakataktion „Kunstpause“ der Kulturinstitutionen. Aber Kunst muss nicht ruhen. Ohnehin werden wir in einigen Monaten sehen, was gerade produziert wird“, so mutmaßt er. Der Fotograf und Architekt aus Alfter hat die Füße jedenfalls nicht still gelegt, sondern Selbstporträts geschossen. Auf denen sieht man ihn mit Mundschutz, mit schwarzer Haube über dem Gesicht, betend, und ganz skurril: mit Klopapier umhüllt.

Schaufenster Kunst

Der Fotograf Helmut Hergarten vor seinem Schaufenster.

Wahrhaftige Quarantäne-Kunst, die bis zum 19. April im „Bohde Fenster“ in der Florastraße 65 zu sehen ist. Der Anruf der Künstlerin Dea Bohde, die das 70x2,70x80 cm große Fenster regelmäßig mit Kunst bespielt, kam dem Fotografen gerade recht. „Das war doch mal ein Angebot, großartig! Eine Ausstellung machen ohne Vernissage, ohne Öffnungszeiten, ohne Finissage, ohne richtiges Publikum, ohne Ansprachen, ohne endloses Rotwein saufen…“. So viel Zynismus muss sein. Doch eigentlich verbirgt sich hinter der Schau mit dem markanten Titel „FCK Scheiss Corona“ die Idee, der herrschenden Kunstabstinenz zu trotzen. „Man könnte Schaufenster, wo normalerweise Mäntel zu sehen sind, die man sowieso nicht kaufen kann, für Schönes nutzen“, findet Hergarten.

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Diese Vision verfolgt Bohde mit ihrem Schaufenster-Projekt, das es nicht erst seit Corona gibt, ohnehin. „Das ist die schnellste Art, sich Menschen zu nähern“, so Bohde. Sie fände es toll, wenn es mehr Nachahmer gäbe. „Angefangen hier in Nippes. Gesucht sind Gastgeber, Steuerberater, IT-Manager, frühere Läden. Man könnte einen Kunstparcours machen“.

Politische Botschaften

Man liest Aussprüche wie „Kein Mensch ist egal“ auf der Sülzburgstraße oder „No borders. Leave no one behind“ (Keine Grenzen, lasst niemanden zurück) in der Nähe des Barbarossaplatzes. Einigen Kölnern ist es ein Anliegen, dass die Solidarität nicht an den Grenzen Deutschlands Halt macht, sondern, dass auch das Flüchtlingsdrama an der griechisch-türkischen Grenze in den Blick genommen wird.

Kein Mensch ist egal

Nähe Barbarossaplatz werden Fenster für politische Aussagen genutzt.

Völlig überfüllte Lager auf Lesbos können in kurzer Zeit zu einer beispiellosen humanitären Katastrophe führen. Hilfsorganisationen vor Ort schlagen schon Alarm. Deutschland hatte vor der Krise zugesagt, 700 bis 800 unbegleitete Kinder und Jugendliche aufzunehmen. Doch die Grenzen sind derzeit dicht. 

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