In Zukunft wieder konkurrenzfähig

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Vingst –  Die Arbeiten zum Bau eines Kunstrasen-Platzes auf der Sportanlage des SSV Vingst 05 an der Lustheider Straße sind angelaufen. Der aktuelle Spielbetrieb wurde komplett zum Aschenplatz auf die andere Straßenseite verlagert. Damit konnte man vor einigen Monaten eigentlich nicht mehr rechnen: Die engagierten Pläne der Vingster, die sich seit zehn Jahren um ein neues Spiel- und Trainingsgelände bemühen, standen kurz vor dem Aus.

Doch der Verein um die Vorsitzende Melanie Munk und den Geschäftsführer Axel Wenglewski haben tatsächlich das Kunststück fertiggebracht, die notwendigen Gelder, Bürgschaften und Kredite für den Eigenanteil an der Baumaßnahme zu beschaffen.

Auch Dank Pastor Franz Meurer der erklärt: „Der Fortbestand des Vereins ist wichtig für das soziale Leben im Stadtteil. Viele Jugendliche verbringen hier ihre Freizeit.“ Er brachte jetzt eine 10 000-Euro-Spende vorbei die in in den vergangenen Wochen gesammelt wurde. Meurer: „Darunter sind 1000 Euro vom früheren Vingster Kinderarzt Reinhart Freund von der Praxis Freund & Fröhlich.“ Zudem steuerte die Wohnungsbaugesellschaft GAG als der größte Vermieter im Veedel nochmals weitere 1000 Euro bei.

Norbert Fuchs

Norbert Fuchs

Vereinsvorsitzende Margot Munk hat einen erheblichen Anteil aus ihrem privaten Vermögen in den Kunstrasen und die notwendigen Bürgschaften investiert. Sie ist dem SSV Vingst 05 schon seit Jahrzehnten verbunden und hat so manches Auf und Ab miterlebt. Obwohl die Anlage an der Lustheider Straße in der im Jahr 2013 erstellten Prioritätenliste zur Umwandlung in einen Kunstrasenplatz mit ganz oben steht, wird der Umbau nicht komplett von der Stadt bezahlt.

Anders als bei ähnlichen Projekten in Merheim und Rath-Heumar, gibt es für die Vingster im Rahmen der Richtlinie „Bauförderung“ nur eine städtische Beihilfe. Diese liegt nach einer Entscheidung des Finanz- und Sportausschusses bei bis zu 87,5 Prozent der anerkennungsfähigen Kosten, höchstens jedoch bei 600 000 Euro. Da die Gesamtkosten aller Voraussicht nach mehr als 710 000 Euro betragen, wurde für den SSV daher ein Eigenanteil von rund 112 000 Euro errechnet. „Das ist viel Geld für einen kleinen Verein in einem eher sozial schwachen Viertel“, sagt Pfarrer Meurer.

An dieser Finanzierung drohte das gesamte Kunstrasenprojekt, welches fast schon auf der Zielgeraden angekommen war, doch noch zu scheitern. 17 500 Euro hat man durch zusätzliche Beiträge der Mitglieder und einiger Zuwendungen von Sponsoren in der Spendenkasse, aber ein beantragtes Darlehen hing weiter in der Luft.

Inzwischen steht die Finanzierung für den Ausbau. „Wir haben die ursprünglichen Pläne abgespeckt und verzichten zunächst auf ein zusätzliches Kleinfeld für die Kinder-Mannschaften“, sagt Wenglewski. Zudem konnte an einigen Stellen gespart werden. „Das Flutlicht wird von der Rhein-Energie mit sparsamen LED-Lampen ausgestattet“, sagt Munk. „Der Boden unter dem Platz war nicht belastet, wie wir zunächst befürchtet hatten und muss daher nicht entsorgt werden.“

So kann man das Projekt kostengünstiger realisieren als bislang erwartet. Darüber sind sich Markus Fischer, der Chef der Architekten und Ingenieur-Gesellschaft Fischer Consult („Wir sind mit Frau Munk und wechselnden Vorständen schon seit vier Jahren im Gespräch“) und Geschäftsführer Harald Schwick vom Bauunternehmen Lodenkämper einig.

Vielleicht klappt es noch für einen geringen Preisaufschlag das Kleinspielfeld in einem Rutsch mitzubauen. „Wenn das funktioniert, besorge ich dafür noch einmal 5000 Euro“, kündigt Meurer an. „Denn gerade das Kleinfeld ist wichtig für die jüngeren Kicker. Für die Kinder kriege ich das hin.“Dann kann es auch mit dem SSV Vingst, der in den 70er und 80er Jahren vor allem wegen seiner erfolgreichen Jugendarbeit zu den Top-Vereinen in der gesamten Stadt zählte, wieder aufwärts gehen. „Ohne so ein modernes Kunstrasen-Spielfeld sind wir einfach nicht mehr konkurrenzfähig“, so Geschäftsführer Wenglewski. Derzeit habe man 290 Mitglieder in einer Senioren-, einer Alt-Herren- und elf Jugendmannschaften – darunter auch ein Mädchen-Team.

Allerdings haben in den vergangen Jahren viele Jugendliche und sogar eine komplette Bambini-Mannschaft dem Verein den Rücken gekehrt, um im benachbarten Poll oder Kalk unter besseren Bedingungen zu kicken.

„Aber es besteht durchaus Hoffnung, dass demnächst der eine oder andere wieder zu uns zurückkommt“, sind Wenglowski und Munk optimistisch. „Wenn der Kunstrasen voraussichtlich Ende des Jahres fertig ist, steigen sicher auch die Mitgliederzahlen wieder an.“

Pfarrer Franz Meurer

Treffen ist verschoben worden

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 25. Oktober berichtete, leidet auch der SC Mülheim-Nord unter Mitgliederschwund. Pünktlich zum 100. Jubiläum steht der Fußballverein mit dem Rücken zur Wand: Mit einem Ascheplatz und einer 60 Jahre alten Umkleidekabine können die Mülheimer bei jungen Fußballern nicht punkten. In Sachen Kunstrasen steht der Verein aktuell in der städtischen Prioritätenliste auf Platz 29. Bezirksbürger Norbert Fuchs hatte daraufhin angekündigt, den Fußballern helfen zu wollen. Ein Treffen mit dem für den Stadtbezirk verantwortlichen Mitarbeiter des Sportamts, Heinz Joachim Kahle, wurde nun auf November terminiert. (red)

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