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Info-Abend mit Kölner Krebsforscher Hallek„Wir sind in einer Revolution“

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Professor Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) des Universitätsklinikums Köln

Professor Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) des Universitätsklinikums Köln

Der Kölner Krebs-Experte Michael Hallek berichtet in einem Info-Abend mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über neue Entwicklungen in der Diagnose und Behandlung.

Fast 7000 Spezialistinnen und Spezialisten für die Krebsbehandlung, versammelt zu einem Mediziner-Kongress mit internationaler Beteiligung in Köln – dass dabei spannende Ergebnisse, neue Erkenntnisse und weiterführende Fragen herauskommen, versteht sich von selbst. Professor Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin des Universitätsklinikums Köln und einer der renommiertesten Krebsforscher weltweit, war Co-Präsident der diesjährigen Onkologen-Tagung. In einem Gesprächs- und Infoabend für Leserinnen und Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet er aus erster Hand von neuesten Entwicklungen im Bereich der Diagnose und Behandlung von Tumoren. „Wir sind mitten in einer Revolution“, sagt der Experte.

„Auf unserem Kongress hat mich elektrisiert, was mein Pariser Kollege Fabrice André zur Zukunft der Onkologie gesagt hat:  Bisher wurden fortgeschrittene Krebserkrankungen, die bereits gestreut haben, meist mit Chemotherapien behandelt. Dabei hat man sich vor allem darauf konzentriert, aus welchem Organ der Krebs stammt, wie zum Beispiel Blase, Blut oder Lunge.

Wir haben wertvolle Zeit verloren.
Professor Fabrice André, Onkologe

Statt wie früher vor allem das Ursprungsorgan des Krebses zu betrachten, entschlüsseln wir nun vor allem die genetischen Merkmale des Krebses – unabhängig davon, aus welchem Organ er stammt. Das ist ein grundlegender Wandel in der Behandlung. Oft sind die Ergebnisse sehr gut, und eigentlich hätten wir diesen Ansatz schon früher und entschlossener wählen sollen, auch bei der Durchführung von klinischen Studien. Wie Fabrice André sagte: Wir haben wertvolle Zeit verloren.“

Schon dieses Beispiel zeige, „dass wir Ärztinnen und Ärzte immer wieder dazulernen müssen“. In Zukunft werde „die molekulare und biologische Beschaffenheit des Krebses für uns leitend sein“, prognostiziert Hallek. Den oftmals lebensentscheidenden Vorteil für die Patientinnen und Patientinnen sieht er darin, „dass Karzinome, die an sich nicht gut zu behandeln sind, dann doch auf die Therapie ansprechen.“

Wir haben in Deutschland im Bereich der Onkologie eine der besten Versorgungen weltweit.
Professor Michael Hallek

Für die Begleitung der Patientinnen und Patienten nimmt Hallek aus dem Onkologen-Kongress unter anderem die Bedeutung des intensiven Austauschs mit. „Auch da lernen wir immer mehr, wie wichtig es ist, die Patientinnen und Patienten zu fragen: Was brauchen Sie? Was tut Ihnen gut? Und wie können wir Belastungen verringern? - Das ist eben bei jedem Menschen verschieden.“

Für wichtig hält Hallek schließlich auch die Feststellung, „dass wir Deutschland im Bereich der Onkologie eine der besten Versorgungen weltweit haben“. Eine Forscherin aus den USA habe berichtet, dass dort die Behandlungskosten zum Beispiel bei Brustkrebs jede achte Patientin mitsamt ihrer Familie in wirtschaftliche Not bis hin zum Ruin stürzt. Damit müsse in Deutschland niemand rechnen. Im Gegenteil: „Jeder kann sich darauf verlassen, in der Behandlung alles zu bekommen, was die Medizin zur Verfügung hat. Aber wir diskutieren intensiv darüber, wie wir angesichts steigender Kosten die einzigartige Versorgungssicherheit auch in Zukunft garantieren können.“

Es gebe in der Krebsbehandlung auch keine „geldbeutelbedingten Unterschiede“ – etwa zwischen Kassen- und Privatpatienten. Unterschiedliche Wartezeiten vor einer radiologischen Untersuchung oder einer Operation kämen vor, räumt Hallek ein. „Aber dann geht es mit gleicher Behandlung und gleichen Standards weiter. Wir sitzen in der Onkologie alle im gleichen Zug. Im Erste-Klasse-Abteil mag der Komfort ein bisschen größer sein. Aber alle im Zug kommen zur selben Zeit ans Ziel.“


Talk mit Professor Michael Hallek

„Wir sind in einer Revolution.“ Über Erkenntnisse in der Krebsforschung, neue Diagnosen und Therapien berichtet Professor Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) der Universität zu Köln, am Mittwoch, 19. November, um 19 Uhr in der „WorKStAge“ des Neven DuMont Hauses, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln. Moderation: Joachim Frank

Eintrittskarten (14 Euro inkl. VVK) gibt es über Kölnticket.
www.koelnticket.de