Bauprojekt in der Kölner InnenstadtAnwohner fürchten Massenbauweise

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Um die alten Bäume fürchten die Anwohner. 

Innenstadt – Noch ist die Welt in der Worringer Straße in Ordnung. Sehr ruhig, grün und von Altbauten dominiert ist der Straßenzug am nördlichen Ende des Agnesviertels. Doch eine Gruppe von Nachbarn hat große Sorgen. Denn in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer Wohnhäuser bahnt sich ein umfangreiches Bauprojekt an.

Auf einem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal Ecke Riehler Straße/Worringer Straße/Oppenheimstraße, wo momentan noch in mehreren Häusern die Kölner Niederlassung der Zurich-Versicherung untergebracht ist, sollen Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 360 Wohneinheiten entstehen, 30 Prozent davon öffentlich gefördert. Die Bestandshäuser werden abgebrochen, mit Ausnahme dreier denkmalgeschützter Bauten an der Riehler Straße, wo weiterhin Büros und Gewerbe angesiedelt bleiben sollen. 

Corpus Sireo ist Bauträger

Bauträger des Neubauprojekts ist der Immobilienentwickler Corpus Sireo; die Vermarktung übernimmt die Sparkassen-eigene Gesellschaft S Immobilienpartner. Zunächst ist der sogenannte Campus I zwischen Oppenheim- und Worringer Straße in der Entwicklung; der sich zwischen Worringer und Mevissenstraße anschließende kleinere Campus II soll mittelfristig auch umgenutzt werden, das Vorhaben ist aber noch nicht spruchreif. Bereits 2016 hatte die Zurich-Gruppe ihre Bürohäuser an Corpus Sireo verkauft und – für die Zeit bis zum Umzug, voraussichtlich Ende 2019 – wieder zurückgemietet. Das neue Quartier der Versicherung entsteht in der Deutzer Messe-City; dort werden zugleich die bisher getrennten Standorte Köln und Bonn zusammengeführt.

Nachbarn wollen mitreden

 Die Nachbarn, die einen guten Kontakt untereinander pflegen, haben sich zusammengeschlossen, um auf die Planungen einzuwirken. Sie fürchten, dass die Straße durch die Neubauten ihren Charakter verliert. „Auch wenn das Projekt noch ganz am Anfang steht, haben wir Angst, dass unsere Lebensqualität hier verloren geht“, klagt Barbara Pauli, ein Mitglied der Anwohner-Gruppe. „Der Altbau- und Ein-Haus-Charakter würde durch die sechs- bis sieben-stöckigen Gebäude völlig verloren gehen, stattdessen entsteht das Erscheinungsbild einer Neubausiedlung." 

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Verschandelung durch "Massenbauweise"

Die Häuser, die im Unterschied zu den Altbauten zudem mit Flachdächern geplant sind, würden das Flair ihrer Straße zunichte machen. „Es ist ja klar, dass neue Wohnungen gebaut werden müssen. Aber kann man das nicht auch auf ansehnliche Weise tun?“

Ein anderer Nachbar wird noch deutlicher. „Wir sind sehr verärgert, dass unser sehr schönes Viertel durch diese Massenbauweise verschandelt wird“,, schimpft er. Er frage sich, warum die Denkmalbehörde einer solchen „Kartonbauweise“ neben alten Villen zustimme. „Ansonsten ist diese Behörde bei Privathäusern äußerst kleinlich.“ So wurde beispielsweise vor einiger Zeit einem der Nachbarn aus ästhetischen Gründen selbst der Anbau einer Dachgaube an sein Haus verweigert.

Sorge um alte Bäume

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass laut der Planungen viel Grün verloren ginge. Beim Spaziergang durch ihr Veedel verweist die Gruppe auf mehrere prächtige, alte Bäume, die wohl den Bauarbeiten im Weg stünden. Zudem haben die Bürohäuser, so wie sie jetzt da stehen , üppige, mehrere Meter breite Vorgärten, von denen bei den Neubauhäusern maximal ein schmaler Streifen übrig bliebe. Der dritte Kritikpunkt ist die Verkehrsbelastung. Ein Stellplatz pro Wohneinheit ist zwar vorgesehen, doch die Gruppe fragt sich, ob das ausreicht – abgesehen von den zu erwartenden Mengen an Fahrrädern. Wie Stadt-Sprecher Jürgen Müllenberg erläutert, seien die ersten Bauanträge für Teilabschnitte im Juli eingereicht worden. Man plane, einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor zu schließen. „Der Investor hat sich freiwillig bereit erklärt, 30 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau zu errichten, ebenso sind die Einrichtung einer Kita und die Herrichtung von öffentlich zugänglichen Kinderspielplätzen geplant.“

Dialog mit Anwohnern

All das fließe in den Vertrag mit ein. Man plane zwar keine Bürgerbeteiligung, jedoch stehe der Bauherr im Austausch mit den Nachbarn. Im Übrigen seien die Pläne auch im Gestaltungsbeirat beraten und an einigen Stellen optimiert worden. Zahlreiche Elemente aus der Umgebung, wie Sockelzonen, Fenstertypologien als auch die Vorbereiche, seien eingeflossen. Auch Corpus Sireo versichert, im engen Austausch mit den Nachbarn zu sein. „Das Projekt haben wir ihnen vor einigen Wochen vollumfänglich vorgestellt“, erläutert Corpus-Pressesprecherin Yvonne Hoberg. „Wir schätzen den Dialog sehr und tauschen uns auch weiterhin gern mit ihr aus.“

Die Belange der Nachbarn würden weiterhin eine große Rolle beim Bauprojekt spielen. Zur Gestaltung der Gebäude verweist Corpus Sireo darauf, dass man sich in jener Sache mit dem damaligen Baudezernenten Franz-Josef Höing intensiv abgestimmt habe. „Ein besonderer Fokus lag auf der Gestaltung der Gebäude.“ Drei verschiedene Kölner Architekturbüros sowie der Gestaltungsbeirat seien an der Ausarbeitung und dem Beschluss beteiligt gewesen.

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