Englische ModeEin Stück Großbritannien in Köln

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Der Inhaber von John Crocket, Thomas Schmitz, und seine Frau Tina.

Der Inhaber von John Crocket, Thomas Schmitz, und seine Frau Tina.

Innenstadt – Seine ersten Stücke verkaufte Thomas Schmitz in den 80er Jahren noch aus dem Kofferraum seines Autos. Heute stapeln sich im Ladenlokal von John Crocket auf der Friesenstraße Hunderte von Lambswool- und Cashmere-Pullovern in mehr als 60 Farben. Mehr als eintausend Vollzwirnhemden - uni, gestreift und kariert - liegen sorgsam gefaltet in den meterhohen dunklen Holzregalen.

Wer das Geschäft mit den alten englischen Möbeln und den polierten Eichendielen betritt, fühlt sich unmittelbar in die Londoner Jermyn Street versetzt, jene legendäre Einkaufsstraße, auf der sich ein nobler Herrenausstatter an den nächsten reiht und Hemden und Anzüge seit Jahrhunderten auf den Leib geschneidert werden.

Das Flair englischer Gediegenheit wirkt auf Kölns Party-Meile zwar fast exotisch. Aber es war genau jenes Lebens- und Stilgefühl, das der gebürtige Kölner während seines Studiums in Irland und England in seine Heimat importieren wollte. "Nirgendwo in Deutschland gab es diese klassischen Pullis aus edler Wolle wie in Schottland, Irland oder Großbritannien", so der heute 54-Jährige. Also brachte er regelmäßig welche mit, verkaufte sie an Freunde und finanzierte sich damit sein Studium.

Die Geschäftsidee war geboren. 1987 gründete Schmitz das Unternehmen John Crocket. Da sämtliche Namen rund um den britischen Nationalsport Cricket bereits geschützt waren, schuf der promovierte Wirtschaftswissenschaftler den zusammengesetzten Kunstnamen. Das Emblem der Firma mit den sich kreuzenden Cricket- und Tennisschlägern könnte auch durchaus am Eingang eines englischen Country-Clubs hängen.

Für Frauen gibt es nur wenig

Neben Hemden und Pullovern gibt es im Sortiment Anzüge, Sakkos, Krawatten, Cordhosen, Boxershorts sowie rahmengenähte Schuhe. Die Auswahl für Frauen beschränkt sich mittlerweile auf Blusen und Cashmere- und Lambswoolpullover. "Viele Frauen kaufen sich lieber öfters etwas Modisches, als einmal in ein Jackett zu investieren", erklärt Ehefrau Tina Schmitz (42), die im Unternehmen mitarbeitet.

Thomas Schmitz wählt alle Stoffe für seine Modelle selber aus und lässt sie dann unter seinem Label unter anderem auf Malta produzieren. Die Pullover bezieht Schmitz aber weiterhin aus dem schottischen Woll-Mekka Hawick.

Da es keine Zwischenhändler gibt, sind die Kleidungsstücke vergleichsweise günstig. Einen Anzug gibt es ab rund 300 Euro, Hemden ab 65 Euro und rahmengenähte Schuhe ab 179 Euro.

Drei Viertel seines Umsatzes macht das Geschäft mittlerweile im Internet. Auch wenn die gesamte Kollektion klassisch und zeitlos ist, hat Schmitz die Schnitte im Laufe der Zeit fast unmerklich den modischen Veränderungen angepasst. "Unsere Anzüge und Sakkos sind schmaler geworden", sagt der Vater von zwei Kindern, der sich selber nicht als Modeschöpfer sieht. "Mein Sortiment ist ja so ausgerichtet, dass ich nicht mit jeder Kollektion das modische Rad neu erfinden muss."

Die Zielgruppe reicht vom Studenten über Mitglieder von Adelshäusern bis zum Mittelstand mit Ambitionen auf gesellschaftlichen Aufstieg. Aber auch viele Banker lassen sich ausstatten. In den Boom-Jahren ab der Jahrtausendwende kletterten die Umsätze der Firma jedes Jahr deutlich. "Es war atemberaubend", erinnert sich der Firmengründer. Und je besser die Geschäfte der Banken liefen, umso "farbenfroher wurden auch Krawatten und Hemden, die gekauft wurden", so Schmitz.

Allerdings änderte sich das schlagartig mit der Lehman-Pleite 2008. Die Finanzkrise erreichte auch John Crocket. Der Umsatz brach ein. "Plötzlich haben viele Banker nur noch Cordhosen und Wollpullis bestellt, als Ausdruck neuer Bescheidenheit", erzählt Tina Schmitz.

Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder gebessert. "Wir sind wieder auf dem Niveau wie vor der Krise", so Schmitz.

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