Kampf gegen die TrockenheitBauern im Oberbergischen stehen vor massiven Problemen

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Auf den trockenen Kuhweiden haben die Landwirte extra Futter- und Wassertränken deponiert.

  • Sechs Wochen lang hat es im Kreis nicht richtig geregnet, was die Bauern vor massive Probleme stellt.
  • Die Trockenheit wirkt sich auf alle Teile der Landwirtschaft aus – auch die Kühe müssen um ihr Futter bangen.
  • Welche konkrete Folgen das hat, erklärt ein Landwirt aus Zimmerseifen.

Zimmerseifen – Bereits am Samstagmorgen herrschte auf dem Biohof der Familie Klein in Reichshof-Zimmerseifen reges Treiben. Viele Familien waren zum Hoffest gekommen und konnten neben vielen Aktionen bei bestem Wetter mit viel Sonne den Bauernhofbetrieb näher kennenlernen. Vor allem für die Kinder ein tolles Erlebnis.

Während die Besucher sich über das gute Wetter freuten, schauen Werner Klein und sein Sohn Matthias, die den Biohof gemeinsam betreiben, schon länger mit großer Sorge zum wolkenlosen Himmel hinauf. „Es hat sechs Wochen nicht mehr richtig geregnet. Mittlerweile sind die Felder schon so trocken, dass wir nicht mehr mähen können“, sagt Werner Klein. 

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Die Kälber müssen Werner (l.) und Matthias Klein im Stall mit Futter versorgen.

Die ersten beiden Schnitte seien noch gut gewesen, das reiche jedoch nicht aus. Um seine Tiere versorgen zu können und mit den Futterreserven gut über den Winter zu kommen, benötigen die Kleins noch zwei weitere Schnitte auf den Feldern.

Kühe brauchen immens viel Futter

550 Kubikmeter Gras bringe ein kompletter Schnitt. Vier davon seien pro Jahr notwendig, denn die Kühe brauchen viel, erklärt Klein: „Eine Kuh frisst etwa 20 Klio Trockenmasse am Tag, das wären in dem Fall etwa 25 Kilo Heu.“ Schaut man sich auf den Wiesen des Bauern um, erkennt man statt sattem Grün allerdings verbranntes, braunes Gras. Auf den Weiden hat Werner Klein Wasser- und Futterstellen aufgestellt, damit seine Tiere genug zu fressen haben. Das Wasser kommt aus dem eigenen Brunnen. „Da ist zum Glück noch genug Wasser drin“, ist er froh.

Anders sah das im vergangenen Jahr aus. Denn schon da hatte der Bauernhof mit der Dürre des Sommers zu kämpfen. „Die Ernte hat am Ende nicht gereicht und auch die Wintervorräte waren zu knapp, sodass wir für 20.000 Euro zufüttern mussten. Außerdem mussten wir 20 Prozent unseres Viehbestandes abgeben“, erzählt der Landwirt. 

Dass er sich von Tieren trennen musste, war für den Bauern besonders schlimm, denn die Beziehung zu ihren Kühen ist den Kleins besonders wichtig. „Die Tiere vertrauen uns, und das merkt man auch“, erzählt der Landwirt stolz. 

Damit ein neuer Grasschnitt wieder möglich ist, müssten 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, schätzt der Landwirt. „Würde es alle 14 Tage regnen, wäre alles wunderbar.“ Bis sich das verbrannte Gras jetzt wieder erholen würde, würde es allerdings auch mit Regen sicher bis zu drei Wochen dauern. Neben den Weiden und Kühen besitzen die Kleins noch 20 Hektar Wald. Dort bereitet nicht nur die Trockenheit, sondern nach wie vor auch der Borkenkäfer große Sorgen. Ein großer Teil der Fichten war bereits stark befallen und musste gefällt werden.

Geteiltes Leid im Oberbergischen

Mit ihrer Sorge sind die Kleins aus Reichshof nicht alleine. „Bei den anderen Landwirten im Oberbergischen sieht es nicht anders aus“, berichtet Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. „Eigentlich sind wir ja eine Regenregion, aber die Trockenheit schlägt aktuell wieder voll zu“, sagt er. Viele Bauern hätten sonst Reserven aus dem Vorjahr gehabt, das sei nach dem Hitzesommer 2018 aber nicht der Fall.

Neben dem verbrannten Gras mache sich die Hitze auch beim Getreide bemerkbar. „Der Roggen wird viel zu schnell reif, also quasi notreif. Dadurch werden die Körner nicht richtig ausgebildet und es gibt kein ordentliches Futter für die Tiere“, erklärt Dresbach. „Da war ich richtig erschrocken, als ich das gesehen habe.“

Ratlosigkeit herrscht beim Landwirt

Der Trockenheit entgegenzusteuern, sei kaum möglich. „Man hört immer, die Landwirtschaft müsse sich umstellen. Wie das bei uns in der Region gehen soll, weiß ich aber auch nicht. Ich bin echt ratlos“, gibt er zu. Die benötigten Wassermengen, um die Flächen ohne Regen zu bewässern, bekomme man nirgendwo, sagt auch Werner Klein: „Dazu sind unsere Bäche gar nicht ausgelegt. Die Massen, die wir bräuchten, gibt es hier nicht.“

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Der Landwirt aus Reichshof macht das beste aus der Situation, veranstaltet mit seinem Sohn und der restlichen Familie Hoffeste, Kindergeburtstage und andere Aktionen auf dem Hof. Dennoch bleibt die Sorge um die Existenz: „Letztes Jahr hatten wir ein schlechtes Betriebsergebnis. Dadurch, dass wir das Geld für zusätzliches Futter ausgeben mussten, mussten wir andere Investitionen wie zum Beispiel in neue Maschinen hinten anstellen.“ Zu den Herausforderungen der Zukunft gehört für Dresbach aber auch der Dialog mit Umweltschützern zum Beispiel über den Erhalt der biologischen Vielfalt. „Da sind wir in Oberberg schon sehr weit“, betont er, machte aber gleichzeitig deutlich: „Ohne eine Leistungssteigerung wie zum Beispiel bei den Milchkühen würde es vielen Bauern schlechter gehen.“

Für die nächsten Jahre hofft Dresbach, dass Landwirte Anerkennung für ihren Beruf erhalten. Landwirtschaft dürfe nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden und müsse weiterhin öffentlich zugänglich sein – wie beim Hoffest in Zimmerseifen. 

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