Kita-Preis 2021Kölner Kita ist eine der besten Einrichtungen Deutschlands

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Staatssekretär Andres Bothe überreicht dem Leitungsteam aus Antonietta Abbruscato (Mitte) und Manuela Fischer die Preisträger-Urkunde.

Innenstadt/Niehl – Beim Deutschen Kita-Preis 2021, verliehen von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), hat die deutsch-italienische Kita „Zebra Verde“ gegenüber des Aachener Weihers, einen der vier mit jeweils 10.000 Euro dotierten zweiten Plätze belegt. Dabei setzte sich der Trägerverein gegen mehr als 1200 Bewerbungen und 20 Finalisten aus ganz Deutschland durch. Sieger wurde die Integrative Sprach-Kita „Villa Sonnenschein“ aus Sachsen-Anhalt. Vor einigen Tagen bekam das Kindergarten-Team den Preis überreicht, bei einer kleinen Feier im Garten der innenstädtischen Kita. Wir sprachen mit der Vorstands-Vorsitzenden Antonietta Abbruscato.

Frau Abbruscato, herzlichen Glückwunsch. Wie kam die Kita zur Kandidatur?

Wir hatten uns vor einigen Jahren schon mal beworben, aber hatten uns damals nicht fürs Finale qualifiziert. Dann dachten wir uns einfach, es nochmal zu versuchen. Wir sind mit einem Konzept angetreten, das auf die Corona-Lockdown-Zeit abgestimmt war. Wir hatten überlegt, wie wir zu den Kindern kommen können, wenn sie nicht zu uns in die Einrichtung kommen dürfen. Ich kann mich erinnern, unsere Bewerbung eine Minute vor Fristablauf abgeschickt zu haben. Dass wir zu den Finalisten und am Ende sogar zu den Preisträgern gehörten, war eine sehr schöne Überraschung.

Wie hat das Betreuungskonzept für die Corona-Zeit funktioniert?

Wir haben viel über das Konferenztool „Zoom“ gemacht. Beispielsweise unseren täglichen Morgenkreis oder haben gemeinsam kreativ gestaltet und musiziert – auch wenn das durch die Übertragungs-Verzögerung schwierig ist. Hinterher haben wir Videos für die Bastelarbeit zum Download angeboten. Das Material haben wir den Familien analog per Post geschickt. Für die Eltern hatten wir Austausch-Angebote, bei denen sie über die Belastung durch Home-Office und gleichzeitiger Betreuung reden konnten. Oder wir haben Gärtneraktionen gemacht. Eine andere lustige Komponente waren die „Challenges“ für die Kinder, etwa einen Malwettbewerb zu Dinosauriern, die die Kinder zu der Zeit besonders spannend fanden. Vor unserem Eingang haben die Kinder mit ihren Eltern nach und nach eine Schlange aus bunt bemalten Steinen geformt, so dass unsere Gemeinschaft zumindest geistig verbunden blieb.

Sie sind eine deutsch-italienische Kita. Welche Herkunft haben die Kinder?

Das ist bunt gemischt. Sie kommen aus italienisch-, deutschsprachigen und bilingualen Haushalten, einige Kinder wachsen sogar trilingual auf, etwa mit zusätzlich Spanisch oder Russisch. Wir wollen gezielt Bildung in beiden Sprachen vermitteln, mit den kulturellen Hintergründen. Wir müssen immer etwas aufpassen, dass das Italienische nicht in den Hintergrund gerät, weil Deutsch ja die Stärkere Umgebungssprache ist. Übrigens ermöglicht die Zweisprachigkeit einen ganzheitlichen Blick auf die Entwicklung der Kinder, weil wir ihre Sprachkenntnisse in ihrer Herkunftssprache feststellen können. So vermeiden wir, dass Kinder, die nicht sicher im Deutschen sind als entwicklungsverzögert missverstanden werden.

Ein Teil des Konzepts ist die Reggio-Pädagogik. Was sind die Besonderheiten hierbei?

Ein wichtiger Aspekt ist die demokratische Partizipation. Kinder haben Rechte, können mitbestimmen, etwa bei Spielsachen, Spielort, dem Essen und bei Ausflügen. Auch dass wir selbst kochen, hat die Jury begeistert. Ein bedeutender Bestandteil ist auch die ästhetische Bildung: Wir haben in beiden Kitas ein Atelier, wo die Kinder mit einer Künstlerin arbeiten, unter anderem mit Recyclingmaterial und entwickeln Geschichten, die zu Kunst werden, die wir liebevoll ausstellen. Typisch für Reggio ist auch die Offenheit zur Umgebung. Wir laden etwa Straßenmusiker oder Architekten ein und lassen uns von ihnen ihre Arbeit erklären. Im Allgemeinen sind unsere Kids sehr selbstbewusst. Auch bei Fridays-for-Future-Demos sind wir immer wieder dabei, denn Umweltschutz und Sensibilität gegenüber dem Lebensumfeld sind wichtig. Man muss den Kindern etwas zutrauen, dann wird man immer wieder positiv überrascht – von ihrer Kreativität her, als auch von ihrer sozialen Kompetenz und Empathie für andere. Kinder haben unglaubliche Ideen und Lösungsvorschläge.

Momentan hat der Trägerverein jedoch Sorgen um seine Finanzierung.

Ja, wir als freie Träger müssen schauen, wie wir die Lücke zwischen den Kosten und der Erstattung durch das Land schließen. Seit August 2020 sind uns Zusatzbeiträge von Eltern verboten, wir dürfen neben dem Kitabetrieb keine weiteren Einnahmequellen haben außer Spenden. Das sind aber Summen im fünfstelligen Bereich, die man nicht mal eben sammelt. Städtische und kirchliche Träger verfügen über Steuereinnahmen, wir nicht. Wir verstehen nicht, dass Elterninitiativen, die Mitgliedsbeiträge einnehmen dürfen und auf ehrenamtliche Arbeit zählen können, mehr Geld bekommen als wir Trägervereine. Uns hat man bei der Neuregelung der Finanzierung einfach vergessen. Es besteht die Gefahr, dass kleine Anbieter wie wir verschwinden. Das wäre ein großer Verlust, wir sind kreativer als große Betriebe und erreichen hohe Qualitätsstandards. In manchen Gemeinden kommt die Stadt für den Trägeranteil auf, in Köln steht das nicht im Haushaltsplan. Im Übrigen könnte man fragen, warum Kitas nicht generell kostenfrei sind, wie Schulen auch.

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