Innenstadt – Weihnachtskostüm statt weißer Kittel, Schneidemesser statt Stethoskop: So bekommt man Chefärztin Dr. Urte Sommerwerck selten zu Gesicht. Ruhig und bedacht schnippelt sie die Möhren, der Wein steht bereits kalt. „Nein, nervös bin ich nicht. Aber in fröhlicher Erwartung“, so Sommerwerck, die die pneumologische Klinik im Krankenhaus der Augustinerinnen, besser bekannt als Severinsklösterchen, leitet. Sie steckt mitten in den Vorbereitungen für ihr persönliches Jahres-Event – die Weihnachtsfeier.

Carepaket zum gemeinsamen Kochen

Auch wenn Corona auch hier ein Treffen im privaten Rahmen unmöglich gemacht hat, hat es sich Sommerwerck nicht nehmen lassen, eine digitale Alternative auf die Beine zu stellen. „Mir war es wichtig, meinen Mitarbeitern noch einmal danke zu sagen in diesen nicht ganz einfachen Zeiten.“ Kurzerhand organisierte Sommerwerck ein Carepaket zum gemeinsamen Kochen – Pasta, Pesto und Vino direkt aus der Südstadt, geschnürt von Feinkost Gusto Italiano – und stellte ein kleines Rahmenprogramm auf die Reihe. „Wir kümmern uns im Klösterchen.“ 170 Care-Pakete verteilte die Pneumologin in der Klinik an alle Mitarbeiter – vom Empfang über das Pflegepersonal, die Ärzte, aber auch Logopäden, Physiotherapeuten und die Ambulanz.

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Pünktlich um 19 Uhr erscheinen die ersten Gesichter im Video-Call. Freudige Begrüßungen schießen durcheinander: „Hallo alle miteinander. Ach, Sie sind auch hier! Und Sie!“ Wild winkend begrüßt die Chefärztin nahezu jeden neuen Mitarbeiter, der sich einwählt, fast alle mit Namen. Manche sitzen noch auf Station im Krankenhaus, andere mit einer Kollegin im Wohnzimmer, andere mit ihrer Familie in der Küche – einige melden sich sogar noch aus dem Auto. Insgesamt 40 Mitarbeiter wählen sich per Videoschalte in die Küche ihrer Chefärztin ein. „Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Obwohl das Jahr so schwierig war, wir es doch gemeinsam herumgekriegt haben und dafür möchte ich danke sagen.“

Klassik-Duo löst Chefin ab

Die fröhliche Erwartung scheint nun in freudige Nervosität umzuschlagen – Urte Sommerwerck scheint nicht traurig, das Wort schließlich an die musikalische Begleitung des Abends abzugeben. Die Musikerinnen Naomi Binder und Julia Vaisberg, ebenfalls per Video zugeschaltet, geben einige klassische Stücke auf dem Piano und der Violine zum Besten geben, während Sommerwerck weiter in der Küche werkelt. Heute ist sie ganz privat, als Mutter und Hausfrau in Aktion – ihre Familie grüßt immer wieder auch per Kamera das Kollegium, lacht und plauscht mit den Zugeschalteten. Nicht jeder Chefarzt würde sein Kollegium zu sich nach Hause in Küche und Esszimmer holen, auch nicht digital. Damit hat Sommerwerck aber keine Probleme: „Ich war schon gläsern, was meine Familie angeht. Bei dem Arbeitspensum muss man das auch, wenn man beides unter einen Hut kriegen will.“

Pandemie traf das Krankenhaus mit voller Wucht

Vor anderthalb Jahren hat sie die Leitung der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin im Klösterchen übernommen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit 2019 traf sie der Ausbruch der Pandemie in Deutschland mit voller Wucht. „Ich bin froh, dass wir einen guten Krisenstab haben, der so flexibel reagiert hat“, so Sommerwerck. Man sei Anfang des Jahres von schlimmen Szenarien ausgegangen und habe so viel abfangen können – der glimpfliche Verlauf im Sommer hat gut geholfen. „Auch jetzt haben wir die Situation noch im Griff. Wir sehen beides. Viele Patienten, die intensiv behandelt werden müssen, und sich wieder erholen. Aber wir sehen auch die, die sterben.“ Gerade deswegen ist ihr die Weihnachtsfeier für ihr Team eine Herzensangelegenheit gewesen, denn gerade im Umgang mit Lungenerkrankten und Beatmungspatienten muss man „mit viel Herz, viel Empathie“ herangehen, wie sie sagt.

Digitales Weihnachten

Weihnachten und Corona – passt das zusammen? Sommerwerck ist sich sicher: „Nur auf diese Weise wie wir es hier feiern. Der engste Familienkreis und der Rest, digital zugeschaltet. Es geht nicht anders, das muss man zusammenbringen.“ Während die Nudeln auf dem Herd kochen, lauschen sie und ihre 40 Mitarbeiter einer kölschen Geschichte: „Der Chressbaumständer“, vorgetragen von Michael Denz, Puppenspieler aus dem Hänneschen Theater. Für ihn eine Ehrensache an der Weihnachtsfeier des Klösterchen mitzuwirken, dem Krankenhaus, in dem er selbst zur Welt kam. Mit einem festlichen Mahl endet die Weihnachtsfeier gute zwei Stunden später – Urte Sommerwerck und ihre Familie haben sich mittlerweile um den Tisch versammelt und den Wein geöffnet. Ein letztes Mal richtet sich die Chefärztin an ihr Team: „Vielen Dank, dass Sie alle sich die Zeit genommen haben und wir auf diese Weise gemeinsam feiern konnten. Es ist eine besondere Art, wie wir im Klösterchen zusammen arbeiten und ich freue mich, wenn wir dies im nächsten Jahr wieder gewohnt persönlich gemeinsam feiern können.“ (red)