Manufaktur „Kaffeeklüngel“Mirko Lingk liefert seine Kaffeesorten per Fahrrad

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Detlev Fricke (links) aus Poll freut sich alle 14 Tage auf die Kaffee-Lieferung von Mirko Lingk.

Humboldt-Gremberg – Mirko Lingk ist mit Leib und Seele Kaffeeröster. Schon lange träumte der in Humboldt-Gremberg lebende Kaffee-Enthusiast davon, seine Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen. Im Frühjahr wagte er dann tatsächlich den Schritt in die hundertprozentige Selbstständigkeit als Betreiber seiner 2020 gegründeten Kaffeemanufaktur „Kaffeeklüngel“. Seine Tätigkeit als Experte für schalltechnische Untersuchungen gab er auf und machte sich just auf den Weg zu seinem wichtigsten Rohkaffee-Lieferanten in Brasilien. Um etliche Eindrücke reicher, bastelt er nach seiner Rückkehr weiter an seinem Geschäftskonzept. Das Kernstück des Vertriebs bleibt aber wie gehabt. Per Rad wird Mirko Lingk auch in Zukunft seine Kundschaft beliefern.

Alten Job für Kaffeerösterei aufgegeben

„Es ist einfach schön, sich täglich mit Dingen zu beschäftigen, die man gern tut“, sinniert der 30-Jährige über seine nun ungeteilte Aufmerksamkeit für die Kaffeerösterei. Im Februar habe er den Entschluss gefasst, sich hauptsächlich dem Kaffee zu widmen und seinen alten Job an den Nagel zu hängen. Der Zeitaufwand für Produktion und Vertrieb seiner Kaffees ließ sich immer schlechter mit dem eines Zweitberufs vereinbaren.

Um den lebensverändernden Schritt zu zelebrieren, reagierte er auf die Einladung seines Rohkaffee-Lieferanten „Ocafi“ und reiste mit zwei anderen deutschen Kaffeeröstern nach Brasilien. Etwa 300 Kilometer liegen die insgesamt fünf besuchten Fanzendas von São Paulo entfernt. In der Hauptsache hielten sich Lingk und seine Kollegen aber auf der Fazenda Matão auf. Dort wird der größte Teil der Kaffeebohnen für seine Spezialitäten-Kaffees nach dem Direct-Trade-Prinzip angebaut. Es garantiert den Kaffeebauern Bestpreise für ihre nachhaltig produzierten Kaffees.

Mirko Lingk: „Arbeit auf einer Kaffeefarm ist anstrengend“

Von der Ernte der Kaffeekirschen über das Entfernen des Fruchtfleischs bis zum Trocknen ihrer Samen, der Kaffeebohnen eben, erlebten die Fazenda-Besucher alle Produktionsschritte mit. „Besonders beim Pflücken per Hand und dem Schleppen der schweren Kaffeesäcke habe ich gemerkt, wie anstrengend die Arbeit auf einer Kaffeefarm ist“, resümiert Mirko Lingk. Allerdings, räumt er ein, werde der größte Teil des Kaffees mittlerweile maschinell geerntet. Nur auf unwegsamem Gelände pflücke man noch mit der Hand. Deutlich weniger kräftezehrend gestaltete sich da schon die Verkostung der Spitzenkaffees, die für den Export vorgesehen sind.

Bereits während des Studiums der Geo-Wissenschaften wurde Mirko Lingks Interesse am Kaffee geweckt, ein Studentenjob als Barista brachte ihn auf den Geschmack. Erste eigene Röstversuche unternahm er in der Garage der Familie. Später fand er in der Frechener Kaffeerösterei Holm den idealen Kooperationspartner für die gewerbliche Herstellung seines Kaffeesortiments. Im Trommelröstverfahren verleiht er dort seinem Grundsortiment das entscheidende Finish.

Markenzeichen: Lieferung per Rad

Mit wenig Säure und nussig-schokoladigem Aroma kommen seine Espressi Haus- und Barblend sowie die Filterkaffee-Röstungen Peru PachaMama und Brasilien Fazenda Matão daher. Auf Kundenwunsch gibt es auch einen Blend aus Arabica- und Robusta-Kaffees als Dark Roast. Dass die Gründung seiner Rösterei gerade in die Zeit des ersten Lockdowns fiel, veranlasste Mirko Lingk dazu, neben dem Online-Vertrieb auch die Lieferung per Rad anzubieten. Damit ist er vor allem auf der Schäl Sick unterwegs - ein Service, den er auf jeden Fall beibehalten will. Dabei ist das Rad nicht nur ein Relikt aus den Anfängen von Kaffee Klüngel. „Es ist auch mein Markenzeichen“, meint Mirko Lingk.

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Die geernteten Kaffeekirschen werden in der Sonne Brasiliens getrocknet.

Detlev Fricke aus Poll ist einer der Kunden, die ihre Kaffeelieferung regelmäßig per Rad erhalten. Alle zwei Wochen nimmt er ein Kilo Hausblend an seiner Haustür in Empfang. Den trinke er so gut wie allein, gesteht er lächelnd. Mit dem Kauf eines Kaffeevollautomaten fiel für ihn die Entscheidung für einen hochwertigen Kaffee. Auch der Direkt-Trade-Ansatz gefalle ihm, sagt er, „und ein kleines Gespräch ist bei der Lieferung immer mit dabei“. Mirko Lingks Geschäftskonzept beschränkt sich aber schon lange nicht mehr auf Online-Bestellungen und Zweirad-Lieferungen. Seine Kaffees sind mittlerweile auf Märkten, in Lokalitäten und Geschäften erhältlich. Die Weinhandlung Trehörn habe seine Kaffees als erstes Geschäft in ihr Sortiment aufgenommen, erzählt Lingk. „Sie stehen immer noch superprominent in den Regalen“, freut er sich.

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Ab Herbst bietet er auch Barista-Kurse an. „Gerade während der Pandemie sind viele professionelle Siebträger-Maschinen gekauft worden“, berichtet er. „Um die besten Ergebnisse zu erzielen, muss man schon einiges wissen über die Einstellung der Kaffeemühle, die Dosierung des Kaffeemehls im Verhältnis zum Kaffeegetränk und darüber, wie man den perfekten Milchschaum macht.“

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