Im Raum steht der Vorwurf, die Aufgabenstellung für die Architekturbüros sei nachträglich verändert worden. Am 28. Oktober berät die Jury erneut.
Geplanter NeubauKritik an Investor für 60-Meter-Hochhaus hinter Köln Arcaden

Noch verfügen die Köln Arcaden über zwei Parkhäuser.
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Mächtig Gegenwind bekommt in diesen Tagen das Neubauprojekt hinter den Köln Arcaden. Die Union Invest, Eigentümerin der Arcaden, möchte eines der beiden Parkhäuser abreißen und dort Büros und Wohnungen bauen. Dafür hatte man ein sogenanntes Qualifizierungsverfahren ausgelobt, an dem sich vier Architekturbüros beteiligten. Ende Juni trafen sich die Jury-Mitglieder zur vermeintlich letzten Sitzung, um den Siegerentwurf zu küren. Man konnte sich nicht auf einen Sieger einigen. Das Verfahren wurde fortgesetzt.
Anfang September traf sich die Jury erneut. Im Protokoll dieser Sitzung heißt es, „dass die Themen Realteilung und Zuordnung der Stellplätze sowie die Qualität der Büronutzung von Beginn an Teil der Aufgabenstellung waren, jedoch weder durch die Planungsteams noch durch das Empfehlungsgremium ausreichend gewürdigt wurden“. Weiter: „Wesentlicher Punkt ist dabei die Realteilbarkeit als hartes Bewertungskriterium. Dieses meint die Trennung des Shoppingcenters mit den zugehörigen Stellplätzen von allen anderen Bausteinen des neuen Quartiers.“

Das ist das Ergebnis einer Vorstudie.
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Kritik an geänderter Aufgabenstellung
Unter anderem hier setzt die Kritik von Boris Sieverts an, Stadtforscher und mit dem Bauvorhaben bestens vertraut: „In der Aufgabenstellung für die Büros las sich das ganz anders. Das neue Quartier soll so geplant werden, dass im weiteren Planungsprozess eine Realteilbarkeit vom Bestand der Köln Arcaden gewährleistet werden kann. Dabei soll der Bestand der Köln Arcaden sowohl funktional als auch in rechtlicher Hinsicht weitgehend autark bestehen bleiben. So ist eine reale Zuordnung der erforderlichen Stellplätze wünschenswert. Das Verfahren ist aber offen für gut begründete Lösungen mit einer Verortung der Stellplätze im Bereich der westlichen (also der anderen, Anm. d. Verf.) Parkgarage.“
Harte Kriterien sehen anders aus. Auch die sogenannte Adressbildung, wie sie von Union Invest für das geplante Bürohochhaus an der Barcelona-Allee gefordert wird, ärgert Sieverts: „Damit werden keine städtebaulichen Ziele verfolgt, sondern lediglich eine Vermarktbarkeit der Büroflächen im Premiumsegment.“
Am 28. Oktober tagt die Jury erneut. Am Tag darauf wird der Öffentlichkeit das Ergebnis verkündet. Wenn es denn diesmal eins gibt. Die Kalker Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven Thürmer hält es für durchaus möglich, dass wieder keiner der Entwürfe der Büros eine Mehrheit für sich gewinnen kann.
Dazu Sieverts: „Eine Beteiligung der Öffentlichkeit vor der eigentlichen Jurysitzung ist nun nicht mehr vorgesehen. Stattdessen soll die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt werden, indem sie den Siegerentwurf (und die anderen Entwürfe) am 29. Oktober, also am Tag nach der Jurysitzung, präsentiert bekommt.“ Das habe der Rat nicht gewollt, als er die Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen habe.
Auch der Kalker Bürgerverein ist unzufrieden: „Die Beteiligung der Bürgerschaft hat gezeigt: Kalk ist kein Stadtteil, der sich gegen Veränderung sperrt. Die Menschen hier möchten verstehen, warum etwas geschieht, und sicher sein, dass die Entwicklung dem Gemeinwohl dient“, schreiben die Bürgervertreter. Und weiter: „Dieses Vertrauen droht jedoch verloren zu gehen. Die im Gremium diskutierten ‚Präzisierungen‘ der Aufgabenstellung erwecken den Eindruck einer nachträglichen Verschiebung der Spielregeln. Zentrale Leitlinien, die ursprünglich als offen formuliert waren, werden zunehmend restriktiv ausgelegt. Statt Varianten zu prüfen und Chancen abzuwägen, scheint sich das Verfahren in Richtung der wirtschaftlichen Vorgaben des Investors zu bewegen.“
Kritik zurückgewiesen
Manfred Lehnhoff, Head of Development Deutschland, PMPS and works bei Unibail-Rodamco-Westfield Real Estate Management GmbH und zuständig für das Bauvorhaben, weist die Kritik von Boris Sieverts zurück: „Das Verfahren erfolgt aus unserer Sicht ordnungsgemäß. Dies ist sowohl mit der Stadt, der Stadtplanung und allen Mitgliedern im Gremium genau so abgestimmt. Die in der Stellungnahme erhobenen Vorwürfe / Annahmen sind sachlich nicht zutreffend. Alle Bewertungskriterien waren in der Aufgabenstellung für das Werkstattverfahren klar formuliert. Das Bewertungsgremium besteht deshalb zu Recht auf deren Erfüllung und der Gremiumsvorsitzende hat sich sachgerecht verhalten.“