Maroder als gedachtSanierung der Hallen Kalk in Köln wird teuer – was in Zukunft darin stattfinden soll

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Früherer Eingang zu den Bühnen des  Schauspiels Köln am Ottmar-Pohl-Platz.

Früherer Eingang zu den Bühnen des Schauspiels Köln am Ottmar-Pohl-Platz.

Nach ersten Schätzungen werde die Instandsetzung der historischen Industriebauten etwa 18,5 Millionen Euro kosten.

Wenn sich die Kalker Bezirksvertreter vom Besuch des Kunst- und Kulturdezernenten Stefan Charles gute Nachrichten zur Zukunft der ehemaligen KHD-Hallen 75, 76 und 77 erhofft hatten, dann wurden sie bitter enttäuscht. „Die Hallen sind in einem schlechteren Zustand als wir angenommen hatten“, sagte Charles zu Beginn der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV). „Wir hoffen aber, dass wir dem Stadtrat noch vor den Sommerferien eine Vorlage zur Sanierung präsentieren können.“

Zustand der Hallen Kalk in Köln „schlechter als angenommen“

Nach ersten Schätzungen werde die Instandsetzung der historischen Industriebauten am Ottmar-Pohl-Platz etwa 18,5 Millionen Euro kosten. Diese Unkenntnis vom Ernst der Lage überraschte nicht nur den Fraktionsvorsitzenden der SPD, Christian Robyns. Schließlich sei die Problematik „hinlänglich bekannt“, da hätten genauere Untersuchungen längst stattfinden müssen.

Ob denn die Stadt wenigstens schon ein Konzept für die künftige Nutzung der Hallen 75 bis 77 „in der Schublade“ habe, wie gerüchteweise immer mal wieder zu hören sei, wollte Robyns noch wissen. Aber auch in dieser Hinsicht hatte der Beigeordnete, der seit gut eineinhalb Jahren im Amt ist, rein gar nichts zu bieten. „Es dauert wahnsinnig lange, da haben Sie einfach recht“, gestand er angesichts des allgemeinen Kopfschüttelns.

Schauspiel Köln kehrt nicht in die Hallen zurück

Stefan Charles berichtete immerhin, welche möglichen Zukunftsperspektiven für den Ottmar-Pohl-Platz nicht weiterverfolgt werden. Abschminken können sich die Kalker demnach die lange Zeit erhoffte Rückkehr des Schauspiels Köln, das die Halle 75 Jahre lang für Aufführungen und als Probebühne genutzt hatte. „Es ist davon auszugehen, dass wir Depot 1 und Depot 2 weiternutzen werden,“ so Charles.

Die ehemaligen Hallen des Carlswerks an der Schanzenstraße in Mülheim sind nach der für den März 2024 avisierten Rückkehr von Schauspiel und Oper an den Offenbachplatz als feste rechtsrheinische Spielstätte beziehungsweise Probebühne fest eingeplant. Nachdem sie jahrelang als Interims-Location gedient haben, seien sie nun „komplett spielbereit“, im Ganzen sei diese Lösung auch von den Kosten her sehr günstig.

Kulturdezernent Stefan Charles.

Kulturdezernent Stefan Charles.

Auch der Traum von einer Zweigstelle des Museums Ludwig am Ottmar-Pohl-Platz ist wohl ausgeträumt. Stefan Charles gab zu bedenken, dass dafür Investitionen in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro nötig wären. Angesichts der ellenlangen Liste von Kölner Großprojekten sei die Neigung, ein weiteres auf den Weg zu bringen, sehr gering. „Das passt für mich auch nicht mehr in die Zeit“, sagte der Dezernent. „Wir müssen mit den Einwohnern zusammen bessere Konzepte entwickeln und realistisch bleiben, was die Kosten angeht.“

Damit kam er auch zu einer guten Nachricht: Das Konzept des Vereins Kulturhof Kalk, auf dem sogenannten Osthof zwischen und in den KHD-Hallen an der Dillenburger Straße Ateliers und Proberäume, Platz für soziale Einrichtungen, Orte der Begegnung, Gastronomie, Räume ohne Konsumzwang und ein inklusives Zirkusprojekt zu schaffen, lobte Charles als „wahnsinnig spannend“.

Er sprach sich ausdrücklich für eine Stärkung der Freien Szene aus. „Wir haben derzeit ungefähr 140 Ateliers in Kalk, diese Zahl würden wir gern verdoppeln.“ Damit scheint nach langem Warten endlich eine Umsetzung der Ergebnisse der Werkstatt-Gespräche aus dem Jahre 2017 zum Greifen nahe. Noch im Sommer werde man sich mit Vertretern des Kulturhofs und der gemeinnützigen Montag Stiftung, die sich hier engagieren möchte, zusammen setzen.

„Nie war so viel Bewegung wie jetzt“, sagte Stefan Charles – was sich mit der kürzlich geäußerten Ansicht von Mitgliedern des Kulturhofs deckt. Und für die Hallen am Ottmar-Pohl-Platz, so Charles, könne er sich ein Konzept vorstellen, das die Entwicklung im „Osthof“ sinnvoll ergänze.

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