Kölner Straße nach Nazi benanntWiderstand gegen Umbenennung in Neubrück

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Eines der umstrittenen Straßenschilder

  • CDU-Ratsmitglied und Bürgerverein wollen an Straße festhalten

Köln-Neubrück – Noch bevor in der Bezirksvertretung über den gemeinsame Antrag von SPD und Linken, die Heinrich-Lersch-Straße in Regine-Hildebrandt-Straße umzubenennen, diskutiert wurde, sorgt der Vorschlag für erhebliche Wellen. Die beiden Fraktionsvorsitzenden Markus Klein (SPD) und Heinz Peter Fischer (Linke) hatten sich verständigt, eine Umbenennung zu fordern, da es mehr Erkenntnisse über die Nazi-Vergangenheit des 1936 verstorbenen Schriftstellers Heinrich Lersch gibt.

Lersch war im Mai 1933 in die Preußische Akademie der Künste berufen worden und gehörte im Oktober 1933 zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. Im August 1935 wurde er Mitglied der NSDAP, wollte auch in die SS eintreten und erhielt im gleichen Jahr den mit 200 Reichsmark dotierten Rheinischen Literaturpreis. Während Klein und Fischer einen Straßennamen des Literaten mit nationalsozialistischer Vergangenheit ablehnen, will CDU Stadtrat Stephan Pohl am Namen festhalten. Er wohnt auch dort.

„Völlig unverhältnismäßig“

"Diese absurde Umbenennung lehne ich rundweg ab", sagt Pohl und hält die Begründung für "völlig unverhältnismäßig". Für eine Änderung des Straßennamens hätte der Bürger - außer den direkten Anwohnern seien auch zahlreiche Gewerbeeinheiten betroffen - kein Verständnis. „Als ob wir keine wichtigeren Probleme hätten“, war dann auch die Meinung im Vorstand des Neubrücker Bürgervereins. „Allerdings sollte man sich mit der Problematik auseinandersetzen“, sagte Vereinsvorsitzende Sylvia Schrage. Es sei wohl schwierig, bei dieser Thematik genaue Grenzen zu ziehen.

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Für Ratsmitglied Pohl war Heinrich Lersch bis zu seinem Eintritt in die NSDAP ein anerkannter sozialistischer Schriftsteller von Gedichten, Liedern und Romanen. Da er bereits 1936 verstarb, sei sein Mitwirken in der NSDAP auf „reines Mitläufertum beschränkt“. Pohl: „Lerschs literarisches Gesamtwerk überstrahlt diesen Fehltritt.“ Die Benennung der Straße vor 50 Jahren sei "gerechtfertigt" gewesen. „Würde man alle Straßen umbenennen, wo von Mitläufertum in der NSDAP die Rede ist, hätten wir eine Flut von absurden Änderungen zu bewältigen“, ist sich Pohl sicher. Die Idee von SPD und Linken, die Straße künftig nach der aus der DDR stammenden, ehemaligen Landespolitikerin Brandenburgs, Regine Hildebrandt, umzubenennen, lehnt Pohl klar ab, da sie „mit dem Rheinland, Köln und auch Neubrück überhaupt nichts zu tun hatte“.

Nicht alle eine Beziehung zu Köln

Einige Politiker, die in Neubrück mit Straßennamen geehrt sind, haben ebenfalls keinen Beziehung zum Stadtteil. Beim ehemaligen französische Außenminister Robert Schumans, beim zweiten NRW-Ministerpräsidenten Karl Arnold (CDU) sowie beim ehemaligen Bundesjustizminister Thomas Dehler (FDP) fehlt die Verbindung zu Köln oder Neubrück.

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