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„Jetzt wird ein Traum wahr“In Köln-Neubrück entsteht eine neue Skater-Anlage

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Die Besucher des Enbe arbeiten zusammen am Skatepark.

Bei dem Bau der neuen Enbe Skater-Anlage arbeiten alle fleißig mit.

Am Jugend- und Freizeitzentrum Enbe entsteht in Eigenregie eine neue Skater-Anlage, die für alle Interessierten zugänglich gemacht werden soll. Junge Neubrücker freuen sich aus verschiedenen Gründen über das neue Projekt.

Auf dem Gelände des Jugend- und Gemeinschaftszentrums Enbe wird eifrig mit Schaufeln und Schubkarren gearbeitet. Ein rundes Dutzend Jugendlicher, aber auch junge Frauen und Männer bewegen die Erde um die beiden schon fast fertigen Skate-Hindernisse „Welle“ und „China Bank“ herum.

Die Stimmung ist gut, aber es wird langsam dunkel, und die Arme werden immer schwerer. David Conrads packt mit an, verteilt die Arbeit und sorgt auch mal für ein erleichtertes Seufzen: „Für die nächsten drei Tage habe ich einen kleinen Bagger angemietet. Kostet 300 Euro pro Tag, aber das muss sein.“ Conrads ist Profi-Skater und hat schon Anlagen in Namibia, Frankreich, Spanien und Belgien geplant und gebaut, nun leitet er die Arbeiten für die „Enbe Area“, einen eigenen Skaterpark für Neubrück.

„Es gibt hier einfach keine Skate-Möglichkeiten“

„Bei uns im Stadtteil ist das Skaten noch nicht so in Umlauf, es gibt hier einfach keine Möglichkeiten“, sagt der 16-jährige Nawres und legt eine kurze Pause ein. „Wenn das hier mal fertig ist, wird es alle Erwartungen übertreffen“, ist sich sein gleichaltriger Kumpel Lucas sicher.

Der Enthusiasmus seiner Schüler amüsiert Ramin Tehrani, der hier seit zwei Jahren Skate-Workshops anbietet. Er stammt ebenfalls aus Neubrück, ist aber für sein Sportstudium ins Linksrheinische gezogen und freut sich für die jungen Neubrücker: „Jetzt wird ein Traum wahr. Seit vier Jahren gibt es eine Holzrampe im Enbe, aber die reicht nicht aus.“

Enbe Skatepark in Köln – Jeder ist willkommen

Nun entsteht eine ganze Anlage aus Beton, nicht so groß wie der vor einigen Monaten eröffnete Skatepark in Höhenberg, aber etwa 500 Quadratmeter sollen es schon werden. „Das Problem der Jugendlichen in Neubrück ist die schlechte Anbindung des Stadtteils an den Öffentlichen Nahverkehr, hier gibt es keine Bahn-Haltestelle“, erklärt Sedina Bradic, die in wenigen Wochen die Leitung des Enbe übernehmen wird. Bis zur nächsten Haltestelle der Linie 1 oder 9 müsse man erst einmal mit dem Bus nach Ostheim oder Merheim fahren, das halte viele davon ab, beispielsweise die Anlage in Höhenberg zu nutzen.

„Deshalb ist vor zwei Jahren der Plan entstanden, hier eine eigene Anlage zu bauen.“ Bradic erzählt auch, dass die „Enbe Area“ nicht nur den Besuchern der Jugendeinrichtung zur Verfügung stehen soll, sondern prinzipiell allen. „Sobald die Anlage fertig ist, werden wir die Außenflächen auch am Wochenende öffnen, für die Besucher sollen die Toiletten im Haus zugänglich sein. Dafür werden wir aber zusätzliches Personal brauchen.“

Aktive Mitgestaltung der jungen Neubrücker

Marc Weyer, pädagogischer Mitarbeiter im Enbe, erklärt, dass die Besucher der Einrichtung maßgeblich an der Gestaltung der Anlage beteiligt waren. Nicht nur, wenn es um die sportliche Seite ging: „Sie haben sich auch Bänke gewünscht, an denen man zum Beispiel ein Picknick veranstalten kann, und es wird hoffentlich auch einen Kiosk geben.“ Die „Enbe Area“ soll ein echter Treffpunkt werden.

Weyer versichert auch, dass für den neuen Skatepark keine anderen Sport- und Spielmöglichkeiten geopfert werden mussten. „Vorher war hier ein alte, kaputte Asphaltfläche, ein Fußballtor gab’s auch. Aber hier hat nie jemand gespielt, weil die Verletzungsgefahr zu groß war.“

Wie Sedina Bradic betont auch Marc Weyer, dass es für die beteiligten Jugendlichen enorm motivierend sei, zu sehen, dass sie selbst etwas planen und umsetzen können, das auch vielen anderen jungen Leuten zugutekommen und Bestand haben wird: „Das schafft großes Selbstvertrauen.“ Auch die Bewohner der beiden Flüchtlingsunterkünfte nebenan seien erfolgreich eingebunden worden.

Neue Skater-Anlage: Erste Kosten sind gedeckt

Das Problem sind selbstverständlich die Kosten. Sedina Bradic schreibt Antrag um Antrag, die Adelsstiftung und die Stiftung „Ein Herz lacht“ hätten sich schon mit größeren Summen beteiligt. Auch David Conrads habe Kontakte in den Szene-Clubs in ganz Köln angesprochen und einiges an Spenden hereingeholt. „Wir haben vor zwei Wochen einfach mal mit den Arbeiten begonnen, der erste Bauabschnitt wird so ungefähr 35.000 Euro kosten, die haben wir schon zusammen“, berichtet er.

Danach folgten zwei weitere Bauabschnitte, die Gesamtkosten ließen sich nicht genau beziffern, aber 120.000 bis 150.000 Euro werde das insgesamt wohl kosten. „Wichtig ist natürlich die Mithilfe der Jugendlichen, so 15 bis 20 sind dabei, die arbeiten an manchen Tagen mit Flutlicht bis 22 Uhr. Darauf können wir uns verlassen.“

Dann hat Neubrück vielleicht schon in einem Jahr eine echte Szene-Attraktion zu bieten. „Wir haben die Anlage so geplant, dass sie für alle geeignet ist, für Skateboard-, Bike-, Scooter- oder Inline-Fahrer gleichermaßen, sie ist anspruchsvoll, aber es gibt auch Bereiche für Anfänger.“ Und die verschiedenen Hindernisse würden mit Bedacht angeordnet. „Wichtig ist der Flow“, sagt David Conrads.

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