Neues Jugendzentrum für Köln-KalkKonkurrenz für die Köln-Arcaden

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 An der Kalker Hauptstraße entsteht eine neue Jugendeinrichtung des Pavillon e.V.: Franziska Schädlich, Philipp Pretz, Michael Janas und Bert Schürmann  (v. l.)

Kalk – Das größte Jugendzentrum der Umgebung liegt gleich vis à vis, auch wenn es nicht unbedingt für diesen Zweck gebaut wurde. Aber Einkaufscenter wie die Köln Arcaden ziehen junge Leute magisch an: „Immer trocken, warm und WLAN kostenlos“, fasst Michael Janas einige Attraktionen der Shopping Malls zusammen. Er ist einer der Geschäftsführer des Pavillon e. V., der im kommenden Jahr just auf der anderen Seite der Kalker Hauptstraße eine Einrichtung speziell für Jugendliche eröffnen wird. Bewusst aus den Arcaden „abwerben“ werde man die Kids aber nicht, so Janas, das laufe ganz von selbst: „Wir orientieren uns an deren Bedarf und ihren Anliegen, das gehört zu unseren Grundsätzen.“

Neubauprojekt an der Kalker Hauptstraße 

Damit und mit seinem konsequent inklusiven Ansatz, der alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem kulturellen oder sozialen Hintergrund, von Geschlecht, sexueller Ausrichtung oder Bildungsgrad einbezieht, ist der Verein seit 15 Jahren erfolgreich in Kalk unterwegs. Von der Politik wurde er daher als Träger der neuen Jugendeinrichtung ausgewählt, die zum Neubauprojekt der GAG an der Kalker Hauptstraße gehört. 180 öffentlich geförderte Wohnungen, dazu 70 Studenten-Apartments, eine Wohngruppe der Diakonie Michaelshoven und eine Kita entstehen hier am früheren Standort der Malteser-Verwaltung.

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Nimmt man die anderen Projekte des Wohnungsunternehmens in der Umgebung hinzu, wie Barcelona Allee, Kaufhof-Umbau oder Robertstraße/Rolshover Straße, ist im Zentrum des Stadtteils mit einem ansehnlichen Bevölkerungszuwachs zu rechnen: „Insgesamt schaffen wir hier etwa 800 Wohnungen, deshalb ist die Stadt wegen einer Jugendeinrichtung an uns herangetreten“, erklärt Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG.

345 Quadratmeter barrierefrei im Erdgeschoss

Für den Pavillon e. V. hatte die frühe Entscheidung über die Trägerschaft im Februar 2019 große Vorteile. „Wir konnten noch Wände versetzen, also mit den Architekten über Veränderungen bei der Aufteilung der Räume diskutieren“, berichtet Franziska Schädlich, ebenfalls Geschäftsführerin des Vereins. So habe man „dunkle Ecken“ vermieden und kann den Kindern und Jugendlichen nun auf etwa 345 Quadratmetern im Erdgeschoss, das selbstverständlich durchgängig barrierefrei und behindertengerecht konzipiert ist, eine Menge bieten. So soll ein großer Raum für Instrumentalmusik eingerichtet werden, allein drei Schlagzeuge werden hier stehen. Nebenan gibt’s ein Atelier, in dem sich die Besucher unter Anleitung einer Kunsttherapeutin malend, sprühend oder töpfernd betätigen können.

Zockerraum für Kalker Jugendliche

Und dann ist da der „Zockerraum“, denn ohne Playstation und E-Sport geht in der Jugendarbeit mittlerweile nichts mehr. „Das Equipment ist natürlich nicht billig, wir rechnen mit etwa 75 000 Euro“, sagt Michael Janas. „15 000 Euro gibt die Stadt dazu, den Rest müssen wir über Spenden hereinholen. Wir werden in nächster Zeit Stiftungen, Vereine und die Politik ansprechen.“ WLAN sei selbstverständlich auch vorhanden, das sei fast noch wichtiger als Strom, meint Janas.

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 Franziska Schädlich, Philipp Pretz, Michael Janas und Bert Schürmann von Pavillon e.V. auf der Großbaustelle an der Kalker Hauptstraße 

Zielgruppe sind die Zwölf- bis 17-Jährigen, aber auch für die Zehn- bis Zwölfjährigen werden Angebote geschaffen. Die Einrichtung wird an den Werktagen von 17 bis etwa 21 Uhr geöffnet sein. „In unser Jugendzentrum an der Manteuffelstraße kommen an Winterabenden bis zu 40 Jugendliche, das wird hier wohl ähnlich sein“, sagt Franziska Schädlich. „Insgesamt erreichen wir mittlerweile etwa 250 bis 300 junge Leute.“

Zwei Vollzeitkräfte für das neue Zentrum

Attraktiv für den Verein und seine Jugendarbeit sind auch die Synergieeffekte durch die Nähe der schon bestehenden Einrichtung in Kalk-Nord. So könne man sich in der Manteuffelstraße künftig auf Vokalmusik wie HipHop und Sport konzentrieren, an der Hauptstraße eben auf Instrumentalmusik und Kunst. Außerdem seien nun Sonntagsöffnungszeiten im Wechsel möglich, auch beim Einsatz des Personals sei man flexibel. Für die Kalker Hauptstraße kann der Verein, der außerdem noch eine Einrichtung in Merheim betreibt und derzeit über acht festangestellte Mitarbeiter verfügt, zwei Vollzeitkräfte zusätzlich einstellen – inklusive Miete, und Nebenkosten rechnet man bei der Stadt mit Kosten in Höhe von gut 210 000 Euro jährlich für den Betrieb des neuen Jugendzentrums.

Bert Schürmann, Projektleiter der GAG, ist hinsichtlich der Fertigstellung optimistisch: „Wir hatten bislang wegen Corona noch keine größeren Behinderungen, ich denke dass der Verein Anfang Mai oder Anfang Juni einziehen kann.“ Doch Philipp Pretz vom Pavillon e. V. erklärt, weshalb die neue Einrichtung wohl erst im September ihre Türen öffnen wird: „Wir gehen vorher erst mal raus in die direkte Umgebung, um die jungen Leute kennen zu lernen.“

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