Viele Zwischenrufe gab es bei der Öffentlichkeitsbeteiligung für das Neubau-Vorhaben am Neubrücker Ring und am Rather See in Kalk.
Beteiligungsverfahren zum NeubauAnwohner äußern heftige Kritik an Bauvorhaben am Neubrücker Ring

Bis auf den letzten Platz besetzt war die Aula des Schulzentrums Ostheim.
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Da hatte sich eine Menge Ärger angestaut. Und den wollten die Bürgerinnen und Bürger einfach mal loswerden. Alle Stühle in der Aula das Schulzentrums Ostheim waren besetzt. Die Leute saßen auf Treppenstufen oder standen. Es ging chaotisch zu. Empörte Zwischenrufe und höhnisches Gelächter wechselten sich ab. Grund für die Aufregung sind Bauvorhaben am Neubrücker Ring und am Rather See.
Die Verwaltung hatte zu einer Öffentlichkeitsbeteiligung eingeladen, um zu informieren, was geplant ist. Im Mittelpunkt des Abends stand eine 16,3 Hektar große Fläche am Neubrücker Ring, das ehemalige Madaus-Gartenland. Das gleichnamige Unternehmen hat dort früher Pflanzen für Medikamente angebaut. Die GAG plant, dort 850 Wohnungen, zwei Kitas und öffentliche Grünflächen und Spielplätze.
Viele Unterbrechungen
Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamtes, hatte einen schweren Stand an diesem Abend. Sie wurde schon bei der Begrüßung unterbrochen. „Sprechen wir heute Abend darüber, ob gebaut wird, oder nur wie. Wenn es nur um das wie geht, können wir gleich wieder nach Hause gehen“, fragte ein aufgebrachter Bürger und erntete großen Applaus. Versuche, den weiteren Fortschritt der Bauleitplanung vorzustellen, endeten immer wieder in lautstarken Einlassungen aus dem Plenum.
„Wir wollen diese Planung nicht!“ Auch Herrs Hinweis, dass die Verwaltung lediglich Aufträge ausführe, die ihr vom Stadtentwicklungsausschuss aufgetragen wurden, fruchtete nicht. Die Stimmung wurde nicht besser, als Herr erklärte, dass drei Tage nach der Versammlung der Regionalplan in Kraft treten sollte, der das Madaus-Gartenland als Wohngebiet ausweist. Hauptkritikpunkte der Bürger waren die Versiegelung von Grünflächen in Zeiten des Klimawandels, fehlende Infrastruktur in Neubrück und die unzureichende verkehrliche Anbindung des Neubaugebiets.
Etwas leichter tat sich an diesem Abend Daniel Delbrück, bei der GAG unter anderem verantwortlich für das Vorhaben am Neubrücker Ring. Er verwies auf zahlreiche Gutachten, die im Zuge eines Bebauungsplanverfahrens zu stellen seien. Natürlich würden auch die verkehrlichen Belange eine Rolle spielen. Geplant ist ein autofreies Quartier mit Tiefgaragenparkplätzen.
Stellungnahmen bis 23. Juli
Mit 30 Prozent bezifferte Delbrück den Anteil der zu versiegelnden Grünfläche. Auf 70 Prozent entstünden zum Teil „hochwertige“ neue Grünanlagen, die auch die Neubrücker problemlos nutzen könnten. Für eine kurze nachdenkliche Stille sorgte der Beitrag einer Bürgerin aus Rath. „Wir leben alle in Rath, weil wir dort vor 50 Jahren Häuser bauen durften. Niemand war gegen uns. Jetzt sind wir alt und viele von uns wohnen allein in viel zu großen Häusern. Wir können uns doch freuen, wenn die GAG dort Senioren-WGs anbietet.“ Diese Steilvorlage nutzte Delbrück für einen versöhnlichen Appell: „Sie können jederzeit zu uns kommen. Wir sind offen für Ihre Ideen für das neue Quartier.“
Bürgerinnen und Bürger können noch bis Mittwoch, 23. Juli, Stellung nehmen zu dem Bauvorhaben am Neubrücker Ring und zur Änderung des Flächennutzungsplans am Rather See. Die Einzelheiten finden sich auf den Internetseiten der Stadt.
www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/planen-bauen/bauleitplanung