Aufstand gegen Kardinal WoelkiSegnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare vor dem Kölner Dom geplant

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Kardinal Rainer Maria Woelki feiert den Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz.

Kardinal Woelki hat einen Pfarrer aus Mettmann wegen der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gemaßregelt. Zahlreiche Geistliche kritisieren die Reaktion scharf, auch Teile des Erzbistums Köln.

Kardinal Woelki hat einen Pfarrer nach der Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares gemaßregelt. Zahlreiche Geistliche kritisieren die Abmahnung scharf.

Dem Protest gegen die Maßregelung des Mettmanner Pfarrers Herbert Ullmann durch den Kölner Kardinal Rainer Woelki haben sich nun auch der Diözesanrat im Erzbistum und der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth angeschlossen. Er teile „kollegiale Betroffenheit und solidarisches Empfinden“ der meisten Geistlichen, sagte Kurth dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Woelkis disziplinarische Reaktion sei ihm unverständlich.  

Der Kardinal hatte Ullmann auf eine Intervention aus Rom hin Segnungsfeiern für homosexuelle und wiederverheiratete geschiedene Paare verboten. Kurth rief dazu auf, gegebene pastorale Spielräume zu nutzen, statt sich durch das Kirchenrecht einengen zu lassen. „Wenn Menschen mich um den Segen bitten, werde ich als Pfarrer immer einen Weg finden und mit dem Recht zu pastoral klugem Handeln auch über die offizielle Lehre hinausgehen“, erklärte Kurth.

Kardinal Woelki: Diözesanrat im Erzbistum Köln kritisiert Maßregelung von Mettmanner Pfarrer

Der Vorsitzende der Laienvertretung, Tim O. Kurzbach, sprach mit Blick auf Woelkis Vorgehen gegen Ullmann von einer „Schriftgelehrtenmentalität“, die schon vor 2000 Jahren genauso unmenschlich gewesen sei, wie sie es heute sein könne. „Wenn sich Rom und das Generalvikariat jetzt zum Büttel jeder anonymen Anzeige machen, werden die dort bald nichts anderes mehr zu tun haben“, sagte Kurzbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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So ein Vorgehen ist Schriftgelehrtenmentalität.
Tim O. Kurzbach, Vorsitzender der Laienvertretung

Wie berichtet, hatte das „Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“ im Vatikan auf eine offenbar anonyme Anzeige gegen den leitenden Pfarrer von Mettmann, Herbert Ullmann, reagiert. Anlass war die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Rahmen eines Gottesdienstes Ende März, was von Rom zuvor generell untersagt worden war. Woelki wurde von Rom zu einer Stellungnahme aufgefordert. Sein Generalvikar Guido Assmann verbot Ullmann schriftlich die Wiederholung von Segnungen nicht nur homosexueller, sondern ausdrücklich auch für wiederverheiratet geschiedener Paare.

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare: Kardinal Woelki verteidigt Maßregelung

Ullmann erklärte dazu, Assmann habe die ihm erteilte Ermahnung als Abmahnung im Sinne des bürgerlichen Rechts bezeichnet. Das Erzbistum sprach auf Anfrage von einem „Austausch“ und betonte, dass Priester „nach katholischem Grundverständnis“ keine Vollmacht hätten, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen.

Auch Kardinal Woelki wisse „um den tiefen Wunsch von gleichgeschlechtlichen Paaren nach einem kirchlichen Segen“ und habe großes Verständnis für ihr Ringen. Es bedürfe dazu aber einer Entscheidung auf weltkirchlicher Ebene. Sollte die Gesamtkirche „eine andere Beurteilung und Haltung annehmen“, würde der Kardinal „dem natürlich folgen“.

Kurzbach forderte Assmann auf, den Diözesanpastoralrat als Woelkis wichtigstes Beratergremium mit dem Thema zu befassen und Ullmann einzuladen. „Ich biete allen Seelsorgern, die Liebe segnen statt Waffen und Co., jede Unterstützung an.“

Erzbistum Köln dementiert Androhung von Sanktionen gegen Pfarrer Ullmann

Auf Anfrage widersprach das Erzbistum der Darstellung, es seien Sanktionen gegen Ullmann angedroht oder verhängt worden. Dies ist nach Ansicht von Kirchenrechtlern aber auch nicht nötig. In einem klar formulierten Verbot sind implizit die rechtlich vorgesehenen Konsequenzen bei Zuwiderhandlung inbegriffen, die bis zur Suspendierung vom Priesteramt reichen.

Zur Frage, warum weitere Geistliche aus dem Erzbistum bisher unbehelligt geblieben seien, verwies das Erzbistum darauf, dass im Schreiben aus Rom „explizit“ der Segnungsgottesdienst in Mettmann unter Verweis auf Berichte in zwei Zeitungen angesprochen worden sei. „Hierzu wurde der Erzbischof aus Rom um eine Stellungnahme gebeten.“

Nach Maßregelung durch Woelki – Geistliche bekunden Solidarität zu Pfarrer Ullmann

Derweil plant der Münchner Geistliche Wolfgang Rothe, der 2021 im Rahmen der Initiative „Liebe gewinnt“ ebenfalls einen Segnungsgottesdienst „für sich liebende Paare“ gehalten hatte, eine entsprechende Feier vor dem Kölner Dom am 20. September, dem Jahrestag von Woelkis Einführung als Erzbischof.

Mindestens ein halbes Dutzend Priester aus verschiedenen Bistümern hätten bereits ihre Mitwirkung zugesagt. „In dieser Situation ist es notwendig, es nicht nur bei Worten der Solidarität mit Herbert Ullmann zu belassen. Es braucht Taten, die zum Ausdruck bringen, dass Kardinal Woelkis Weg ins Abseits führt“, sagte Rothe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Mettmanner Gemeindereferentin Ulrike Platzhoff begrüßte die Initiative. „Wenn wirklich eine große Schar zusammenkäme, wäre das ein gutes Zeichen. Ich werde mir auf jeden Fall vorsorglich den Abend freihalten.“

Die Initiative „Out in Church“ reagierte zurückhaltend. Anstelle einer Segnung, in der die Paare „schlimmstenfalls bloße Statisterie“ wären, halte er eine Demo gegen ein „System der Macht und Kontrolle“ für sinnvoller, sagte „Out in Church“-Vorstandsmitglied Jens Ehebrecht-Zumsande dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Hier seien zuallererst die Priester des Erzbistums Köln gefordert. „Was ist denn da in Köln bloß mit den Priestern und Seelsorgenden los? Es geht hier doch um einen Mitbruder, Kollegen, Chef.“

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