Köln – Kurt Goergens, 1996 Prinz im Kölner Dreigestirn, ist fit, gesund, gut gelaunt und seit einigen Monaten 80 Jahre alt. Er hat einen Termin im Impfzentrum – an diesem Rosenmontag um 16 Uhr. Genau zu der Zeit war er vor 25 Jahren als Prinz Kurt III. hoch auf seinem Prunkwagen auf der Severinstraße unterwegs – als Höhepunkt des damaligen Rosenmontagszuges zum Motto „Typisch Kölsch“, der zu der Zeit noch in die andere Richtung marschierte – also von der Mohrenstraße bis zum Severinstor.
Termin in den Deutzer Messehallen
„Man muss den Termin nehmen, wie et kütt“, sagt Goergens und lacht. Mehr als sechs Stunden hatte Ehefrau Gina Goergens am ersten Tag der Impffreigabe am Computer gesessen, um für ihren Mann einen Termin zu bekommen. Da der Rosenmontag für ihn halt immer etwas ganz Besonderes gewesen ist, will Goergens mit seiner Prinzenmütze im Impfzentrum an den Deutzer Messehallen erscheinen. Auch wenn diesmal alles ausfällt und in der Innenstadt nur wenige Menschen unterwegs sein werden, will er vorher noch einmal den gesamten Zugweg entlang spazieren – selbstverständlich von der Mohrenstraße aus. „Die Richtung wurde ja erst 2000 gedreht“, erinnert sich Goergens. „Und die alte Strecke war ich vor meiner Prinzen-Session auch schon bestimmt 15-mal mitgelaufen – als Geckenbähnchen der Tanzgruppe Hellige Knäächte un Mägde.“
Blaue Funken stellten Dreigestirn 1996
Ins Prinzen-Ornat war er damals eher zufällig reingerutscht. „Einmol Prinz zo sin – das war eigentlich nie mein Traum. Das war für mich immer ganz weit weg.“ Die Rolle im Dreigestirn einschließlich sieben Wochen bezahlten Sonderurlaub ermöglichte ihm sein damaliger Chef von Betten Hartmann, wo Goergens als Geschäftsführer arbeitete. „Der war 1994 von Fro Kuckelkorn, Präsident der Blauen Funken, angesprochen worden, ob er keinen Prinzen kenne.“ Schließlich wollten die Funken 1996 das Dreigestirn stellen, hatten aber bis dahin nur mit Ewald Kappes den Bauern und mit Kuckelkorn die Jungfrau.
„Nach ein paar Tassen Kaffee im Bestattungshaus waren wir uns einig. Ich trat sofort in die Blauen Funken ein, obwohl ich eigentlich kein Korps-Typ bin“, erzählt Goergens. „Kuckelkorn und Ordenshersteller Kappes waren ja stadtbekannt. Sie waren die Erfolgsgaranten unseres Dreigestirns. Wir waren schon drei ganz verschiedene Typen, aber haben uns blendend verstanden und auch heute noch guten Kontakt.“
Als einen Höhepunkt der 415 Auftritte nennt er die „Lachende Sporthalle“. Dort hätten die Leute derart getobt, dass er gar nicht gewusst habe, was er sagen sollte. Auch die Zeit hoch auf dem Wagen beim Zoch sei gefühlt sehr schnell vorbeigegangen „Du bist nur am Arbeiten – Kamelle, Strüßjer und Pralinen werfen, lächeln und winken. Dabei habe ich eine Sache verpasst. Ich hätte mal vom Wagen runter steigen und ein Stück zu Fuß gehen sollen, hin zu den Leuten. Der Prinz ist doch für das Volk da.“