„Als Jeck schmerzt es mich“Direktor der Kölner Kliniken über Straßenkarneval

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Horst Kierdorf ist Klinischer Direktor der Kliniken der Stadt Köln.

  • Horst Kierdorf ist Klinischer Direktor der Kliniken der Stadt Köln.
  • Auf den Start des Straßenkarnevals am Donnerstag blickt der Mediziner besorgt.
  • Von einem Scheitelpunkt der Omikron-Welle sei in den städtischen Kliniken noch nichts zu spüren.
  • Wie er deshalb empfiehlt Karneval zu feiern, erklärt er im Interview.

Köln – Herr Kierdorf, wie blicken Sie auf den Start des Straßenkarnevals am Donnerstag? Horst Kierdorf: Wir blicken sehr besorgt auf den Straßenkarneval, der erst am Veilchendienstag endet. Es werden zehntausende Jecke zusammenkommen und auch wenn draußen eng beieinander gestanden oder geschunkelt wird, kann sich das Virus wie Konfetti sehr leicht verbreiten.

Der noch ansteckendere Omikron-Subtyp BA.2 hat bei den Neuinfektionen in Köln bereits einen Anteil von rund 25 Prozent, das macht es nicht einfacher.

Sind die Sicherheitsmaßnahmen mit 2G-Plus mit zusätzlichem tagesaktuellen Test auch für Geboosterte aus medizinischer Sicht für Sie ausreichend? Oder hätte man den Straßenkarneval besser soweit wie möglich absagen sollen, da sich auch Geimpfte und Genesene infizieren können?

Kierdorf: Die Entscheidungen in Berlin und in unserem Bundesland NRW sind so formuliert, dass der Karneval in einem definierten Rahmen begangen werden kann. Nun hat es jeder Jeck selbst in der Hand, wie weit er unser Brauchtum in dieser Session mitfeiert, ohne sich und andere nicht gesundheitlich zu gefährden.

Erwarten Sie durch den Straßenkarneval steigende Inzidenzen und als Konsequenz auch wieder eine höhere Belastung der Kliniken? Oder ist der Scheitelpunkt der Omikron-Welle trotz Karneval überwunden?

Kierdorf: Die Inzidenzen sind nach wie vor sehr, sehr hoch und ein Scheitelpunkt der Omikron-Welle ist in unseren Krankenhäusern Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße nicht spürbar. Im Gegenteil: Die sich aus den Infektionen der Karnevalstage entwickelnden „schweren Fälle“, die stationär behandelt werden müssen, sehen wir erst in rund 14 Tagen in den Krankenhäusern.

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Unsere Herausforderung liegt besonders in der maximalen Belastung unserer Beschäftigten: Die Versorgung auf den Stationen geht mit einem deutlich höheren Aufwand einher und belastet unsere Beschäftigten maximal. Die hohen Inzidenzen in den Kitas und Schulen sind ebenso weiterhin eine große Belastung für unser Personal: Die Kinderbetreuung zu Hause muss organisiert werden und der Krankenstand ist in unserem Team weiterhin hoch.

Wie feiern Sie persönlich Karneval, und was würden Sie anderen Jecken empfehlen? 

Kierdorf: Als kölscher Jeck schmerzt es mich in dieser Session ebenso, nicht loszurennen, „wenn et Trömmelche jeiht“, doch wir müssen auch im Karneval wachsam und vorsichtig sein. Darum appelliere ich an die Vernunft aller Jecken! Meiden Sie Innenräume und tragen Sie weitestgehend konsequent FFP2-Masken – auch draußen.

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