Jecker Geburtstags-RekordKölner Geschwister feiern ab Rosenmontag drei Tage

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Eva Schlu-Kröpelin (l.), Joachim Schlu und Frauke Uerlichs feiern an drei Tagen hintereinander.

Eva Schlu-Kröpelin (l.), Joachim Schlu und Frauke Uerlichs feiern an drei Tagen hintereinander.

Köln – „Rückblickend war es ein jahrzehntelanger Kampf zwischen Geburtstag und Karneval. Häufig haben wir dann die Geburtstage im Kostüm gefeiert“, meint Joachim Schlu, der am Aschermittwoch 61 Jahre alt wird. Seine Schwester Eva Schlu-Kröpelin feiert einen Tag vor ihm, am Karnevalsdienstag, ihren 54. Geburtstag.

„Hätte ich diesen Sonntag gefeiert, wäre selbst meine beste Freundin nicht gekommen. In Köln geht der Karneval vor.“ Ihr Bruder wirft ein: „Wir kennen das doch jetzt schon ein Weilchen und sorgen vor. Wir feiern gerne im Sommer nach.“

Die Dritte im Bunde ist Frauke Uerlichs (61). Ihren Geburtstag am Rosenmontag wird sie mit ihrem Mann in Paris verbringen. „Das war schon länger so geplant. Hätte ich gewusst, dass es Rosenmontag ist, wären wir sicher zu einem anderen Zeitpunkt gefahren“, sagt die Klavierlehrerin.

Schlu (l.) und Uerlichs an Karneval 1961

Schlu (l.) und Uerlichs an Karneval 1961

Es ist schon außergewöhnlich, dass drei Geschwister an drei Tagen hintereinander Geburtstag haben, aber in diesem Jahr fallen sie zudem noch auf Rosenmontag, Karnevalsdienstag und Aschermittwoch.

„Für mich war der Karneval immer positiv besetzt. Vor allem durch die Musik, die ich sehr gerne mag. Gerade die alten kölschen Lieder vermitteln Nähe und ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Außerdem kenne ich keine Stadt, die öfter besungen wurde“, sagt Uerlichs. „Na ja, vielleicht New York“, merkt ihr Bruder an. „Ach, Imi, du weißt, was ich meine“, sagt Uerlichs. Bruder Joachim, eigentlich Ernst Joachim, wird von seinen Schwestern „Imi“ genannt, da Uerlichs als Kleinkind nur „Emimim“ sagen konnte.

Uerlichs holt ein Liederheft hervor, in dem einige ihrer liebsten Krätzjer auf Hochdeutsche stehen. „Ich arbeite an der Musikschule Bochum. Damit der Kulturschock für meine Kollegen nicht zu groß wird, sind die Lieder nicht auf Kölsch, die wir gemeinsam spielen wollen.“ Gebürtig stammen die Geschwister aus dem Ruhrpott.

Schlu-Kröpelin (l) 1995

Schlu-Kröpelin (l) 1995

„Wir sind gelernte Rheinländer. Geboren sind wir in Bochum und als Kinder nach Aegidienberg bei Bad Honnef gezogen. Das schönste ist, dass die Rheinländer immer alles verhandeln, selbst mit dem lieben Gott“, sagt Uerlichs, deren Wahlheimat seit 1988 Neuss ist.

„In Aegidienberg war es so, dass das gesamte Dorf gefeiert hat“, erinnert sich Schlu. „Man traf sich in der Dorfhalle, das war alles sehr persönlich. Wir sind mit dem Karneval aufgewachsen. Es gab Kostüme, aber nicht das richtige Brauchtum bei uns.“

Schlu-Kröpelin mag den Spaß an den tollen Tagen. „Der organisierte Karneval war nie unseres. Wir sind keine Sitzungsgänger, aber große Fans der Stunker und haben uns nachts für den Kartenvorverkauf angestellt. Unser Bruder Martin hat Gitarre für alle gespielt. Er war bei den Domstädtern und ist die Umzüge mitgegangen. Für ihn bedeutet Karneval Arbeit. Außerdem tanzt er ein bisschen aus der Reihe, weil er im Dezember Geburtstag hat“, sagt sie.

Ihre Schwester hat an der Kölner Musikhochschule studiert und zwölf Jahre an der Neusser Straße in Nippes gewohnt. „Als Jugendliche wollte ich dem Karneval in Aegidienburg entfliehen und bin zu ihr gefahren. Ich hatte selten so eine blöde Idee“, meint Schlu-Kröpelin, die mit ihrer Familie nun in Lövenich wohnt.

„Für Martin war das doch super. Er konnte immer alleine Geburtstag feiern. Wir haben oft zu dritt gefeiert, wobei jedes Kind seine eigene Party will. Ich war ja immer als letztes dran und meinte, weniger Geschenke zu bekommen“, lacht Schlu. Was er an seinem Geburtstag machen will, weiß er noch nicht: „Aschermittwoch ist alles vorbei. Wahrscheinlich gibt’s ein Bierchen in der Stammkneipe.“

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