Erste Bilanz zum 11.11.Schlägereien häufen sich im Lauf des Tages – Unbekannter Ordner schmuggelt sich in Security-Dienst

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Polizeibeamte fixieren am Abend eine Person in der Nähe des Aachener Weihers auf dem Boden.

Polizeibeamte fixieren am Abend eine Person in der Nähe des Aachener Weihers auf dem Boden.

Der Aachener Weiher hat sich neben der Zülpicher Viertel zum neuen Feierhotspot entwickelt. Ein Polizist kugelte sich die Schulter aus.

Versuchen kann man es ja mal: Er sei Anwohner, er wolle nach Hause, behauptet ein junger Mann im Eisbärkostüm an einer Absperrung an der Bachemer Straße. Es ist Samstagmittag, das Zülpicher Viertel platzt aus allen Nähten, die Sicherheitsleute lassen nur Bewohner und Berechtigte mit entsprechenden Armbändchen durch.

„Zeig mal deinen Ausweis“, entgegnet die Ordnerin. Der Eisbär hält ihr seinen Perso vors Gesicht, die Ordnerin lacht. „Deutz-Mülheimer Straße? Hau ab, verarschen kann ich mich alleine.“

Sessionsstart im Kwartier Latäng

11.11. in Köln: Massenandrang auf der Zülpicher Straße

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Wie viele Feiernde an diesem Tag versucht haben, mit Tricks, Charme oder Kletterkünsten die Absperrungen zu überwinden, und wie vielen das auch gelungen ist, ist nicht bekannt. Die Security-Kräfte schienen aber insgesamt gut vorbereitet gewesen zu sein. Polizei, Stadt und Veranstalter waren es offenbar auch.

11.11. im Kwartier Latäng: Stadt Köln war offenbar gut auf Andrang vorbereitet

Ein gefährliches Gedränge an den Zugängen ins Zülpicher Viertel jedenfalls blieb weitgehend aus – anders als am 11.11. vor einem Jahr, als sich an der Sperrstelle vor der Unimensa eine Massenpanik angebahnt hatte und die Polizei eine bewusstlose Person aus der Menge ziehen musste.

Im Laufe des Tages verließen auch immer wieder große Gruppen die Zülpicher Straße, so dass die Absperrungen zeitweise für kurze Zeit geöffnet wurden und neue Menschen ins Zülpicher Viertel strömen konnten.

Auch die Bestechlichkeit von Ordnern war wie vor einem Jahr wieder Thema. Die Polizei ermittelt gegen einen 20 Jahre alten Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, der im Verdacht steht, Bargeld für den Zugang zur Partymeile genommen zu haben. Die Polizei stellte mehrere Tausend Euro bei ihm sicher. In einem anderen Fall traf das Ordnungsamt eine Person an, die nicht im System erfasst war und eine Weste trug, die einem anderen – überprüften und eingecheckten – Mitarbeiter eines beauftragten Sicherheitsdienstes zugewiesen war.

Karneval in Köln: Müll, Flaschen und Scherben am Aachener Weiher

Bis zum Abend blieb es aus Polizeisicht überwiegend ruhig. Obwohl die Zülpicher Straße schon um kurz nach neun Uhr geschlossen werden musste, um eine Überfüllung zu vermeiden, wichen zehntausende Jecke friedlich auf die für 50.000 Menschen ausgelegte Uniwiese aus. Viele zog es auch weiter zum Aachener Weiher, von dem frühen und immensen Andrang dort waren auch Stadt und Polizei ein wenig überrascht. 

Elfter im Elften

Der Sessionsauftakt in Köln in Bildern

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Die Zustände im Hiroshima-Nagasaki-Park dürften in den nächsten Tagen die Umweltschutzdiskussion neu entfachen. Denn anders als die Wiese im Landschaftsschutzgebiet an der Unimensa war die Fläche am Weiher nicht zum Schutz vor Schäden mit Bodenplatten abgedeckt. Schnell war der Rasen am Hügel übersät mit Flaschen, Dosen, Scherben und Müll. Im Weiher schwammen Bierflaschen, im Unterholz reihten sich die Wildpinkler aneinander. Toiletten gab es weit und breit nicht.

Karneval in Köln: Polizei setzte vier Drohnen im Zülpicher Viertel ein

„Es ist sehr voll, aber entspannt, die Menschen feiern friedlich“, zog Polizei-Einsatzleiter Frank Wißbaum am Mittag im Lagezentrum im Präsidium eine erste Zwischenbilanz. Auf großen Leinwänden hatten seine 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Führungsstabs die Lage im Kwartier Latäng jederzeit genau im Blick.

Fest installierte Kameras und vier Drohnen lieferten ununterbrochen Live-Bilder von den neuralgischen Stellen im Zülpicher Viertel. Darauf zu erkennen waren überwiegend gut gelaunte, schunkelnde und tanzende Menschen. „Wenn das den Rest des Tages so weitergeht, bin ich sehr zufrieden“, sagte Wißbaum.

Frank Wißbaum, Polizei-Einsatzleiter, bei einer internen Einsatzbesprechung kurz vor dem 11.11.

Frank Wißbaum, Polizei-Einsatzleiter, bei einer internen Einsatzbesprechung kurz vor dem 11.11.

Das ging es zwar nicht ganz, aber richtig schlimm wurde es auch nicht. Herausragende Einsätze blieben bis zum Abend gegen 19 Uhr aus, wie eine Polizeisprecherin berichtete. Dafür häuften sich vielerorts Auseinandersetzungen, Schlägereien und Widerstände gegen Festnahmen. Vor den Augen der Polizei gerieten neben dem Spielplatz auf dem Hügel am Aachener Weiher zwei Gruppen aneinander. Ein auf dem Boden liegender Mann wurde von anderen getreten. Insgesamt waren ungefähr zehn Männer beteiligt, einer wurde leicht verletzt. Die Beamten gingen dazwischen und schlichteten. 

Ein Randalierer, der einen Polizeieinsatz gestört hatte, wehrte sich und kugelte einem Polizisten den Arm aus. Auch Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Raubüberfälle häuften sich mit Einsetzen der Dunkelheit und steigendem Alkoholpegel.

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