MädchensitzungWie Agrippinas Töchter feiern – ohne auf ein weibliches Dreigestirn zu drängen

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Bei Agrippinas Töchtern feierten Claudia Hessel (RTL West), Marie Frank (Agentur Drei Brüder), Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus und Schauspielerin Sabine Postel (v.l.n.r.). Sie schunkeln im großen Saal des Maritim Hotels bei der Mädchensitzung von Agrippinas Töchtern.

Schunkeln im Maritim: Bei Agrippinas Töchtern feierten Claudia Hessel (RTL West), Marie Frank (Agentur Drei Brüder), Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus und Schauspielerin Sabine Postel (v.l.n.r.).

Die Damengesellschaften feierten ihre gemeinsame Mädchensitzung. Mit einem weiblichen Dreigestirn werde es „nicht mehr lange dauern“, meinen sie.

Mädchensitzung ist, wenn eine Colombine in prächtigem Ornat, mit Federhut und buntem Rock, zur Reporterin – die sie nicht als solche erkennt – an den Tisch kommt, und ihr zuflüstert: „Bevor die Sitzung rum ist, muss ich Ihnen noch schnell etwas sagen. Ihr Kostüm, das ist so simpel wie schön! Ich wünsche Ihnen noch einen tollen Abend.“

Die Reporterin, die sich zehn Minuten vor Aufbruch noch schnell in etwas Rut-Wiesses geworfen hat, schaut etwas beschämt an sich herunter– doch das Kompliment war aufrichtig. Frauen untereinander – das kann eine ganz eigene Dynamik entfalten.

Zweite gemeinsame Mädchensitzung der Damengesellschaften

Und wo sollte die besser zu beobachten sein, als bei der selbst ernannten „Die Mädchensitzung“ von Agrippinas Töchtern. Unter diesem Namen haben sich die vier Damengesellschaften zusammengeschlossen, die bislang dem Festkomitee angehören.

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Das sind die Colombina Colonia mit Präsidentin Ursula Brauckmann, die Kölschen Madämcher mit Präsidentin Gabriele Gérard-Post, die Schmuckstückchen mit Präsidentin Rüya Gazez-Krengel und die Damengarde Coeln mit Präsidentin Barbara Brüninghaus. Zum zweiten Mal organisierten die Gesellschaften im großen Saal des Maritim eine gemeinsame Mädchensitzung, bei der auch Spenden für Frauen mit Brustkrebs gesammelt werden.

Im Elferrat sitzen hier bezopfte männliche Vertreter anderer Traditionsgesellschaften, die vier Präsidentinnen führen gemeinsam durch den Abend.

Weibliches Dreigestirn: „Wir haben Frauen, denen wir das zutrauen würden“

Ordentlich „Frauen Power“ solle es geben, sagt Ursula Brauckmann kurz vor dem Einzug in den Sitzungssaal. Dass das Thema Frauen im Karneval in letzter Zeit wieder virulenter geworden ist, ist auch an den Präsidentinnen nicht vorbeigegangen. Die Aufregung darum verstehen sie aber nicht. „Die Diskussion wird doch irgendwann langweilig“, meint Gabriele Gérard-Post. „Es wird genug dafür getan. Die Frauen müssen sich nur melden. Viele Frauen stehen oft lieber in der zweiten Reihe“, sagt sie.

Eine eigene Kandidatur scheint für die Präsidentinnen nicht in Frage zu kommen. „Aber wir haben alle in unseren Gesellschaften Frauen, denen wir das zutrauen würden, und die es auch machen würden“, so Rüya Gazez-Krengel. „Vielleicht gibt es ja auch erstmal nur einen weiblichen Prinz.“

Die Damen blicken augenscheinlich entspannt auf die Diskussion. Im Fokus steht für alle die gemeinsame Sitzung, und das „Schwestertum“ untereinander. „Es wird nicht mehr lange dauern“, mit dem weiblichen Dreigestirn, meint Barbara Brüninghaus. Und dann geht es auch schon los, Aufstellung, Musik, und ab in den Saal. Voll besetzt ist das Maritim nicht, doch die Frauen sind bester Laune.

Ingrid Kühne begeistert und setzt Spitze gegen männlichen Elferrat

Nicht zuletzt dank des wirklich hochkarätigen Programms, das die Damengesellschaften auf die Beine gestellt haben. Bei Agrippinas Töchtern wollen sich alle die Ehre geben, von JP Weber bis Ingrid Kühne, die bei den Frauen besonders gut ankommt. „Sind wir heute unter uns?“, ruft die Rednerin in den Saal, die Frauen antworten johlend.

Eine Spitze gegen die Männer im Elferrat kann sie sich auch nicht verkneifen: „Schöne Zöpfchen habt ihr – das war es dann aber auch.“ Zum Ende des Auftritts schlägt Kühne dann noch emotionalere Töne an: „Frauen waren schon immer das Herz der Welt“ – dafür gibt es stehenden Applaus.

Viel gesessen wird bei dieser Sitzung aber sowieso nicht – folgen doch Miljö, Cat Ballou, Kasalla, Brings und Paveier quasi Schlag auf Schlag, grandios getanzt wird von den Fidele Grön Wieße Rezag und der Luftflotte.

Junge Karnevalistinnen sind für weibliche „Prinzin“

Während die Präsidentinnen also mit der Sitzung allein mehr als deutlich zeigen, dass sie genauso gut Fastelovend feiern und organisieren können wie Männer, ist das Thema weibliches Dreigestirn im Saal noch lange nicht vom Tisch. Während auf der Bühne das Dreigestirn der Roten Funken tanzt, unterhalten sich Vanessa (36) und Sara (38). Bei Agrippinas Töchtern sind sie das erste Mal, karnevalserprobt sind sie aber bereits.

„Ich schaue mir heute mal die Gesellschaften genauer an, weil ich überlege, in einer von ihnen Anwärterin zu werden“, sagt Vanessa. Von mehr Frauen in der ersten karnevalistischen Reihe sind beide fest überzeugt. Und im Dreigestirn? „Unbedingt!“, sagt Sara. „Das ist doch schon längst überfällig.“ Und Vanessa hat auch schon eine ganz genaue Vorstellung, wie das aussehen könnte: „Dann werde ich die Prinzessin. Ach nein, Prinzin sagt man ja, oder?“, sagt sie und lacht.

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