Kölner KarnevalErstes weibliches Dreigestirn? „Wenn schon, dann von den Roten Funken!“

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Mehrere Rote Funken in Uniform und eine Frau, die als Henriette Reker verkleidet ist

Harald Probst als Funkenpräsident und Elfi Scho-Antwerpes als OB Reker

Beim Korpsappell im Maritim blicken die Roten Funken auf 200 Jahre Geschichte zurück – und wagen einen Blick in die Zukunft.

„Ich könnte mir schon vorstellen, weiterzumachen“, sagt Henriette Reker. Und Heinz-Günther Hunold schlägt vor: „Ich will och noch ens kandidiere. Wir können ja tauschen.“ Gesagt, getan, die Oberbürgermeisterin und der Präsident der Roten Funken tauschen Amtskette und Schärpe. Damit wären die Generalin „Agrippina Courage“ erste Präsidentin des Traditionskorps und die „Laachduuv vun d’r Ülepooz“ neuer Oberbürgermeister.

Die Wahlplakate des Steuerberaters schwenkenden Funken jubeln – der Saal im Maritim tobt. Denn die Szene ist das Finale eines pointierten Rückblicks der vier Knubbel auf 200 Jahre Rote Funken beim Regimentsappell. Die Rollen sind perfekt besetzt: Funk Harald Probst gibt einen stets charmierenden Präsidenten, die ehemalige Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes verkörpert kantig die OB. Und aus den Reihen der Funken wird, ohne dass Hunold involviert gewesen wäre, das Thema „Frauen im Karneval“ aufgegriffen.

Schon in einer Szene zuvor hatte man das letzte männliche Mariechen – die wurden 1936 von den Nazis verboten – aus seinem Dornröschen-Schlaf befreit und die internen Diskussionen über einen fünften, weiblichen Knubbel thematisiert. „Ich han jedräump, dat et noh 200 Johr orjaneseete Karneval dat eetste weibliche Dreijesteen jitt“, sagt das erweckte Mariechen (Marcus Schmidt), das seinen Wecker auf „Zeitenwende“ gestellt hat.

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„Do häs nit jedräump, do bes ne Prophet“, antwortet der Knubbelführer (Jürgen Zumbé). Bezug nehmend auf die aktuelle Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über ein weibliches Dreigestirn schlägt er seinem Präsidenten vor: „Wenn schon, dann doch bitte von den Roten Funken!“ Auch an anderer Stelle sind die historischen Szenen und Filmeinspieler durchaus amüsant. Etwa, wenn die Abspaltung der Blauen Funken 1870 auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückgeführt wird.

Oder bei der Einführung der Knubbel 1929 die Zuteilung durch den „Sprechenden Laberdan“ (Funkenhelm) entschieden wird – Harry Potter lässt grüßen. Ludwig Sebus wünscht sich mehr Respekt im Umgang miteinander, auch der kürzlich verstorbene Hans Süper ist noch in einem Filmchen dabei. Am Ende sagt ein Kinderfunk: „Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers – ich lade sie alle ein zum 250. Geburtstag 2073!“

Ein begeisterter Präsident, der bekanntlich 2024 sein Amt zur Verfügung stellen will, resümiert ob der Länge: „Gut, dass wir nicht 400 Jahre alt geworden sind.“ Insgesamt dauert der Korpsappell, zu dem erstmals auch die Partnerinnen eingeladen sind, mehr als sechs Stunden. So überreicht eine Abordnung der Blauen Funken mit Präsident Björn Griesemann Geschenke: eine Original-Handschrift des Funkenmarsches aus dem Jahr 1895 sowie einer Artilleriekanone.

Rote und Blaue Funken sind sich näher denn je

„Die haben wir 1870 mitgehen lassen, die sollt ihr jetzt zurückhaben“, erläutert Griesemann schmunzelnd. Heute sei man sich näher denn je, so Griesemann, was auch der Orden mit Blauem und Rotem Funk beim Wibbeln zeigen würde und die rote Feder am Hut der Offiziere. Und neben den musikalischen Auftritten von Eldorado, die mit Jürgen Fritz das von ihm verfasste Funkenlied spielen und einem der Höhner, die mehrfach mit den Funken auf Reisen waren, will auch das Dreigestirn beim Heimspiel gebührend gefeiert werden.

Prinz Boris I. (Boris Müller), Bauer Marco (Schneefeld) und Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck) ziehen mit dem gesamten Korps auf. Allein der Einmarsch dauert so lange, dass man die ersten Funken jenseits der Deutzer Brücke wähnt, bis das Trifolium kommt. Bis alle Tänze und Reden durch sind, ist Mitternacht längst vorbei.

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