Besitzer appelliert an FeierndeAngst um Mitarbeiter und Gäste – Immer mehr Kölner Kneipen machen am 11.11. dicht

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Menschenmassen jubeln verkleidet auf der Straße.

So sah es 2022 auf der Zülpicher Straße aus. Nebenan, in der Kyffhäuser Straße, lässt Nada Abdin ihre Tankstelle zu.

Erst kürzlich gab die Betreiberin der Tankstelle bekannt, ihre Kneipe zum Sessionsauftakt geschlossen zu halten. Jetzt ziehen weitere Läden nach.

Immer mehr Kneipen bleiben zum Kölner Sessionsauftakt am 11.11. im Kwartier Latäng und im sonstigen Stadtgebiet zu. Nachdem Nada Abdin von der Tankstelle verkündet hatte, ihren Laden geschlossen zu lassen, ziehen weitere nach: Auf der Kyffhäuser Straße macht das Soylent Green dicht, auf der Zülpicher Straße selbst sowohl das Kwartier, als auch der benachbarte MTC und die Filmdose. Das bestätigten die Betreiber der jeweiligen Läden auf Anfrage. Zuletzt ist auch bekannt geworden, dass das Traditionsbrauhaus Päffgen ebenfalls nicht öffnen wird

Andere Veedelskneipen wie der Klettenberger Hof sowie das Schlösselche in Sülz informieren an ihrer Tür über die Schließung: „Aufgrund des zu erwartenden hohen Aufkommens und dem damit verbundenen Sicherheitsrisiko haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen geschlossen zu halten.“

Auch Heiko Hörnecke vom Brauhaus „Quetsch“ in Rodenkirchen lässt seinen Laden zu, aber aus anderen Gründen. „Über die Jahre hat das abgenommen, die jungen Leute feiern in der Innenstadt. Ist schade, aber wenn der Laden nicht läuft, ist das nicht gut für die Stimmung.“

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Mima Ahrend ist Betriebsleiterin des MTC auf der Zülpicher Straße und meint: „Die Situation auf der Zülpicher Straße lässt uns keine andere Wahl.“

Junge Leute hätten Tickets für den Club gekauft – aber nur, um Zugang zum Viertel zu bekommen die Toilette nutzen zu können. Die eigentlichen Gäste, die zu späterer Stunde kommen wollten, seien an dem Tag nicht mehr durchgelassen worden, weil die Straße zu voll war. „Für uns hieß das, dass wir in einem leeren Laden saßen, mit voller Besetzung, nur die Klogänger runtergekommen sind, wir ein fettes Minus gemacht haben und dann auch noch Tickets zurück erstatten mussten“, so Ahrend.

Kwartier-Betreiber zum 11.11.: „Ich bringe lieber meine Leute in Sicherheit“

Markus Vogt, Betreiber des Soylent Green auf der Kyffhäuser und des Kwartier auf der Zülpicher Straße, sagt: „Es ist auf der Zülpicher Straße einfach zu gefährlich geworden.“ In einem Facebook-Post vom 2. November heißt es: „Wir haben Angst um Mitarbeiter/innen und Gäste.“

Früher feierten um die 30.000 Menschen im Bereich zwischen Barbarossaplatz bis auf Höhe des Aachener Weihers. „Am vergangenen 11.11. und an Weiberfastnacht waren es 90.000 oder 100.000“, so Vogt.  Da habe es mit der Ausweichfläche auf den Uniwiesen zwar noch gepasst. Weil der 11.11. in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, rechnet Vogt mit noch mehr Andrang. „Wir erwarten dieses Mal, wenn es auf einen Samstag fällt, einen Ansturm, wie ihn die Stadt noch nie gesehen hat und wie ihn die Stadt mit ihrem Sicherheitskonzept nicht wird bewältigen können“, heißt es in dem Post.

„Da bringe ich lieber meine Leute in Sicherheit“, sagt er. Und auch seine Gäste möchte er nicht in dem Gedränge wissen. „Ich mache das nicht, um ein politisches Statement zu setzen“, so Vogt. Am 2. November heißt es in dem Post: „Bitte geht nicht ins Kwartier Latäng am 11.11.2023!!! Feiert in einem netten Veedel in einer kleinen Kneipe einen traditionellen Karneval.“

Er sei kein ängstlicher Mensch, so Vogt, und auch die Einnahmen könne er eigentlich gut gebrauchen. Doch auch er sieht keine andere Möglichkeit. Seit 42 Jahren kenne er das Kwartier Latäng. Das Publikum habe sich gewandelt, erzählt Vogt. So war die Menge einst viel durchmischter, heute seien es fast nur noch Jugendliche. „Seit dem Absperrkonzept ist es ein Wettrennen geworden.“


Unter anderem diese Kölner Kneipen bleiben am 11.11. geschlossen

  • Filmdose
  • Kwartier
  • MTC
  • Soylent Green
  • Tankstelle
  • Oma Kleinmann
  • Engelbät
  • Päffgen Brauhaus
  • Klettenberger Hof
  • Schlösselche
  • Quetsch

Wenn um 10 Uhr die Zugänge geschlossen werden, würden die jungen Leute versuchen, möglichst früh in die Zone zu gelangen. „Das macht doch keiner über 18“, meint Vogt. „Unsere Gäste wissen dann auch, dass sie nicht mehr reinkommen und kommen dann gar nicht erst.“ Vogt plädiert für eine Veranstaltung auf den Ringen. 

Ein anderes Problem ergibt sich auf der Kyffhäuser Straße. Dort lohne sich das Geschäft ohnehin kaum, weil kaum jemand auf die Straße gelangt, sagt Vogt – weil abgesperrt wird und weil diejenigen, die sich durchkämpfen auf der Zülpicher Straße selbst oder der Ausweichfläche auf den Uniwiesen feiern wollen. Deshalb lässt auch Nada Abdin ihre Tankstelle zu.

Nada Abdin lehnt an einer Theke.

Nada Abdin in der Furchtbar, die sie bis August noch betrieben hat. Ihr gehört auch die Tankstelle.

Auf Facebook schreibt sie: „Vor allem die Karnevalswoche im Februar hat gezeigt, dass die Dinge nicht mehr im richtigen Verhältnis zueinanderstehen. Wenn unsere Gäste im Vorfeld Eintrittskarten erworben haben, um vor allem durch die Absperrungen zu uns zu kommen und dies nicht möglich ist, auch wenn die Straße regelrecht verwaist ist, dann läuft da eindeutig etwas nicht richtig.“

Kölner Tankstelle: Keine Party zum Sessionsauftakt

In diesem Jahr befürchte auch sie einen noch größeren Ansturm, weil der 11.11. auf einen Samstag falle und sich an der Planung für diesen Tag nichts getan habe. Weiter schreibt Abdin: „Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es dann an den Absperrungen zugeht. Unsere Gäste dazwischen zu wissen, während wir in einer nahezu leeren Kneipe warten und nichts tun können, außer uns zu ärgern, ist ein Gefühl, das ich mir für diesen Tag ersparen möchte.“  

Am Freitag, dem 10.11., soll in der Tankstelle aber noch gefeiert werden, heißt es – „vielleicht diesmal sogar ein wenig ausgelassener als sonst.“ Auch für die Karnevalstage im Februar sei noch nichts entschieden. Schon nach dem 11.11. im vergangenen Jahr hatten sowohl die Betreiberin von Oma Kleinmann als auch die Betreiber des Engelbät bekannt gegeben, in ihren Lokalen bis auf Weiteres kein Karneval mehr zu feiern.

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