Blackfacing„Karnevalswierts“ in Köln wegen Karnevalsperücke in Kritik – Händler entschuldigt sich

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Eine Karnevalsperücke eines Kölner Kostümhändlers steht in der Kritik. Der Produktname „African Boy“ und die Beschminkung der Person haben eine rassistische Geschichte und bringen deshalb Empörung hervor.

Eine Karnevalsperücke eines Kölner Kostümhändlers steht in der Kritik.

Ein Kostümgroßhändler in Köln steht wegen einer Karnevalsperücke in der Kritik. Das Unternehmen hat Konsequenzen angekündigt.

Der Kostümgroßhändler Karnevalswierts in der Kölner Innenstadt steht wegen eines Karnevalsprodukts in der Kritik. Das Unternehmen hat eine Perücke mit schwarzen, gelockten Haaren mit dem Namen „African Boy“ und einem weißen Model mit dunkel geschminktem Gesicht und roten Lippen beworben. Der Verkauf soll nun eingestellt werden.

Karnevalsladen in Köln bewirbt Perücke mit Blackfacing

„Es besteht kein Zweifel daran, dass die Abbildung abwertend gemeint ist“, sagt eine Sprecherin der Initiative N-Wort Stoppen auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie beschreibt das Produkt als „altbacken“ und findet es „schade, dass sich der Anbieter keine Mühe gibt, neue zeitgemäße Kostüme zu verkaufen.“ Denn: „In der Kunst und Kulturszene ist es schön längst bekannt, dass Blackfacing mehr als ein Fauxpas ist.“

Die dunkle Bemalung und die goldenen Ohrringe der abgebildeten Person sind als „Blackfacing“ bekannt, also „sich das Gesicht schwärzen“. Dies gilt als rassistisch. Der Begriff geht auf sogenannte „Minstrel Shows“ aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück, in denen weiße Künstler die Kultur schwarzer Menschen karikierten und deren Erfahrungen in der Sklaverei verharmlosten.

Der Produktname des Karnevalskostüms „African Boy“ (“Afrikanischer Junge“) stößt ebenso auf Empörung. „Einen Mann als Jungen zu bezeichnen, ist in allen Kulturenkreisen dieser Welt eine Beleidigung“, sagt die Kölner Aktivistin. Während und nach der Sklaverei der Kolonialmächte wurden schwarze Menschen als „Boy“ („Junge“) bezeichnet. Damit wurde ihnen suggeriert, dass sie anderen Menschen nicht ebenbürtig waren. Warum Karnevalswierts also diesen englischen Begriff benutzt, um sein Produkt in Köln zu bewerben, steht infrage.

Karnevalswierts entschuldigt sich für „alte“ Verpackung

Ralph Wierts, Geschäftsführer von Karnevalswierts, hat Verständnis für die Aufregung und entschuldigt sich für einen Fehler in der Produktpräsentation. Auf Anfrage heißt es, der Lieferant Orlob Karneval habe bereits 2018 das Bild und den Namen auf der Verpackung geändert.

Im November 2022 habe Karnevalswierts nach einer Beschwerde einer Kundin gemerkt, dass die alten Verpackungen weiterhin im Umlauf seien. „Vielleicht ist uns beim Austausch ein Fehler unterlaufen. Das darf natürlich nicht passieren.“ Das Unternehmen habe nun entschieden, den Artikel ganz aus dem Sortiment zu nehmen.

Stereotypische Karnevalskostüme lösen Debatten aus

Verkleidungen, wie „Scheich“ und „Chinese“, die Mitglieder marginalisierter Gesellschaftsgruppen darstellen sollen, sind regelmäßig Streitthema im Karneval. Mal heißt der Vorwurf kulturelle Aneignung, mal offenkundiger Rassismus. Auf der anderen Seite wird gefordert, man solle es mit der politischen Korrektheit nicht übertreiben.

Vor dem Sessionsauftakt im vergangenen Jahr hatte eine Ankündigung der Südstadt-Kneipe „Bagatelle“ für Diskussionen in sozialen Medien gesorgt. Die Betreiber wollten keine Menschen hereinlassen, die sich aus Protest gegen eine mutmaßlich linke Grundhaltung als Indianer verkleiden. In den sozialen Medien löste das eine heftige Reaktion von Menschen aus, die sich über die strenge Türpolitik beschwerten.

Aus Schutz vor solchen Reaktionen möchte die Sprecherin der Initiative N-Wort Stoppen nicht ihren Namen in der Zeitung lesen. Sie rät allgemein von stereotypischen Verkleidungen ab: „Haben Sie schon mal gesehen, dass Schwarze Menschen sich in minderwertiger Perücke und weiß beschmierten Gesicht als White Boy verkleidet haben?“ Die Antwort kenne sie bereits.

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