Festkomitee feiertWarum die Zeitreise durch den Kölner Karneval begeisterte

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Ein ausgelassen feiernder Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, streckt beide Hände in Richtung der Kamera.

Ausgelassen feiernder Präsident des Festkomitees Kölner Karneval: Christoph Kuckelkorn.

Eine Zeitreise durch „200 Jahre Kölner Karneval“: Mit einer Galasitzung feiert das Festkomitee das besondere Jubiläum – und verabschiedet zwei große Künstler.

Enthusiastischer Beifall am Freitagabend in der Flora: Eine Darbietung von Jörg P. Weber löste Begeisterung unter den etwa 400 Gästen aus. Auf der Zeitreise durch 200 Jahre Geschichte des organisierten Karnevals interpretierte Weber eine der historischen Bühnengrößen: Horst Muys. Weber sprach, grimassierte, bewegte und verrenkte sich wie Muys. Er traf vor allem auch inhaltlich exakt den Ton, die Gesinnung und Gefühlslage des Komikers, der einst polarisierte wie kaum ein anderer Künstler.

Der 1970 gestorbene Humorist war nur bedingt „der liebe Jung aus Köln am Rhein“. Er war bekannt für seine gepfefferten Reden. Wenn er einmal in Fahrt war, war nichts und niemand vor ihm sicher.

Die Gala zu „200 Jahre Kölner Karneval: ov krüzz oder quer” war ein gelungener Auftakt in die Jubiläumssession. Ein wichtiger Garant für den Erfolg: Alle auftretenden Künstler traten hinter die Rollen der historischen Karnevalisten, die sie verkörperten, zurück. Damit zollten sie den Kollegen von einst den ihnen zustehenden Respekt.

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Als Gastgeber hatte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn zu der musikalischen Zeitreise eingeladen. Als Erste stieg Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu, die den Jubilaren gratulierte: Neben dem Festkomitee selbst waren das die Karnevalsvereine Kölsche Funke rut-wieß vun 1823, die „Große von 1823“ und die Hellige Knäächte und Mägde.

1823 reisten die Menschen in gemächlichem Tempo per Pferdekutsche, auf der Gala ging es dagegen zügig von Haltepunkt zu Haltepunkt. Das Programm folgte einem gut komponierten Fahrplan.

Als Stationsvorsteher führte Mike Hehn in der Rolle des ersten Präsidenten des „Festordnenden Comités“, Heinrich von Wittgenstein, durch den Abend. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten das Kohberg-Orchester und die Band „De Kallendresser“, die mit der volkstümlichen „Cölner Melodie“ von Christian Samuel Schier an die Thronbesteigung des Helden Carneval 1823 und später an die Vier Botze, die Drei Laachduve und an Jupp Schmitz erinnerte.

Thomas Cüpper ließ Willi Ostermann aufleben, Wicky Junggeburth sang ein Medley von Karl Berbuer. Als besondere Überraschung ließ Junggeburth den Interpreten so bekannter Lieder wie „Heidewitzka, Herr Kapitän“ und des „Trizonesien-Songs“ selber in einer alten Tonaufnahme zu Wort kommen. Die Rabaue steuerten in der Besetzung Albert Detmer, Alex und Christian Barth Melodien des Eilemann-Trios bei. Die Evergreens der Motto-Queen Marie-Luise Nikuta präsentierte Ken Reise.

Zu den absoluten Höhepunkten zählte neben dem Solo-Auftritt von Jörg P. Weber die Darbietung von Boris Müller. Der designierte Prinz im Dreigestirn brillierte als Hans Hachenberg, äußerlich gleich als „Doof Noss“ mit lila Hütchen, schwarzem Jäckchen und roter Kravatte, dazu das dezent geschminkte Clownsgesicht, zu erkennen.

Als Boris Müller die Geschichten vum Papp und de Mamm und vum Schwesterchen Ludmilla mit rauher Stimme ruhig und bedächtig vortrug, glaubte man bei geschlossenen Augen, den 2013 gestorbenen, großen Büttenredner und seine Frage „Bin ich ärch doof?“ im Original zu hören. Das Publikum bedachte den Auftritt mit tosendem Applaus.

Die Zeitreise endete mit dem musikalischen Brückenschlag von den Bläck Fööss zu Cat Ballou. Beim Auftritt der Fööss wurde es sehr emotional, es war einer der letzten gemeinsamen mit Erry Stoklosa und „Bömmel“ Lückerath, die ihren Abschied beim Silvesterkonzert der Band in der Lanxess-Arena geben.

Die Weichen für das Programm stellte der ehemalige FK-Vizepräsident Joachim Wüst, für die Umsetzung waren Ralf Schlegelmilch aus dem erweiterten FK-Vorstand und sein Team verantwortlich.

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