Männervereine nicht gemeinnützigMüssen Kölner Karnevalisten jetzt Frauen aufnehmen?

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Funkenbiwak 2019 1

Die Roten Funken mit Tanzmariechen beim Funkenbiwak auf dem Neumarkt

Köln – Reine Männervereine sollen künftig nicht mehr als gemeinnützig gelten. Eine entsprechende Änderung des Gemeinnützigkeitsrechts hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigt: „Vereine, die grundsätzlich keine Frauen aufnehmen, sind aus meiner Sicht nicht gemeinnützig. Wer Frauen ausschließt, sollte keine Steuervorteile haben und Spendenquittungen ausstellen.“ Diese Äußerungen haben auch Kölns Karnevalisten aufgeschreckt.

Schließlich gilt der organisierte Fastelovend weitgehend als männerdominierte Angelegenheit. „Noch lässt sich nicht sagen, ob und welche Konsequenzen so ein Beschluss im Karneval hätte. Da muss man abwarten, was konkret geplant ist“, sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Christoph Kuckelkorn

Christoph Kuckelkorn

Eine Auflistung, wie viele KGs nur männliche oder nur weibliche Mitglieder haben, gibt es nicht. Kuckelkorn: „Gefeiert wird natürlich meist zusammen, wenn man von speziellen Veranstaltungsformaten wie etwa Mädchensitzungen absieht.“

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Auch die Traditionskorps sehen einer möglichen Gesetzesänderung gelassen entgegen. „Gut, mit Frauen in großer Uniform tun wir uns schwer. Wir sehen uns als Nachfahren der Stadtsoldaten und persiflieren das preußische Militär. Da dienten halt nur Männer“, sagt Günter Ebert, Sprecher der Roten Funken.

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„Die Tanzmarie ist Vereinsmitglied. Zudem machen Frauen im Förderverein und bei den Funken-Fründe mit.“ Das ist in der Ehrengarde, so Präsident Hans-Georg Haumann, ähnlich. „Die Marie ist Mitglied und wir haben einige Ehrensenatorinnen.“ Haumann wundert sich, dass die Diskussion wieder aufkocht, denn „auf Landesebene war das Thema zu Zeiten von Finanzminister Norbert Walter-Borjans längst durch.“

Verwundert reagieren auch die Colombinen, auf die das Gesetz auch zutreffen könnte, da sie laut Satzung keine Männer aufnehmen. Präsidentin Uschi Brauckmann: „Wir haben fast eine Million Euro an soziale Projekte gespendet. Da sollen wir nicht gemeinnützig sein?“

Dafür gibt es klare Unterstützung von Kuckelkorn: „Vereinen, die sich aktiv fürs Brauchtum einsetzen und dazu auch sozial stark engagieren, die Gemeinnützigkeit zu entziehen, kann weder in unserem Interesse noch in dem des Gesetzgebers sein.“

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