PremiereAlternative Sitzung „Fatal Banal“ zwischen herrlichem Blödsinn und politischer Satire

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Eine als Barbie verkleidete Frau drückt ihren Fuß auf einen am Boden hockenden als Till Lindemann verkleideten Mann.

Barbie (Britt Löwenstrom) hat genug von Till Lindeman (Tim Müller).

Nachdem die Generalprobe wegen Schneetreiben abgesagt werden musste, feierte „Fatal Banal“ am Freitagabend eine erfolgreiche Premiere.

Von links nach rechts und von rechts nach links, alle tanzen Stippefott, nur bei Manni – da sieht es nicht so gut aus. „Manni, du kannst keinen Stippefott, ne dat kannst du nit, dat jeiht im Levve nit jot“, singt Tim Müller zur Melodie von „Unholy“ von Sam Smith und Kim Petras. Das Publikum in den Abenteuerhallen Kalk will es dem Funken zeigen und wackelt mit dem Hinterteil. Die Parodie der Parodie, das ist der Grundgedanke des alternativen Karnevals. Am Freitag feiert die zweitälteste alternative Sitzung ihre Premiere. Seit 1992 gibt es Fatal Banal unter dem Motto „Scharfer Biss und jecker Driss!“

Sitzungspräsident Christoph Stubbe balanciert durch einen Abend aus herrlichem Blödsinn, politischer Satire und Ernsthaftigkeit. Denn zwischen all dem Frohsinn findet er immer wieder zu einem Thema zurück: „Wir zeigen der AfD, dass sie nie eine Lösung ist, sondern immer das Problem. Endlich!“ Das überwiegend links-grüne Publikum – das sich bei einer „anonymen“ Wahl im Saal zuvor outet – jubelt.

Christoph Stubbe

Christoph Stubbe ist schon seit Gründung von Fatal Banal als Präsident dabei.

Das rund dreistündige Programm dieser Session weist Höhen und Tiefen auf, manche Nummer wie die Katastrophen-Touristen zieht sich. Für Highlights sorgt dabei immer wieder die Hausband „Kalk Kapelle“ um Frontmann Tim Müller. Nicht nur den Stippefott legt die Band überzeugend hin, auch der Wärmepumpen-Song schlägt ein. Besonders toll: Zum Höhner Song „Pizza Wundaba“ singt Tim Müller „Mama, schau doch mal hierher“. Die Band sitzt dabei im Sandkasten, gebastelt aus einem Holzrahmen und braunen Laken.

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Barbie-Nummer hat Anfangsschwierigkeiten

Anfangsschwierigkeiten weist dagegen die Barbie-Nummer auf: Rammstein-Frontmann Till Lindemann (Tim Müller) will Barbie (Britt Löwenstrom) dabei hinter die Bühne locken („Küss mich hier, küss mich da, Hanky Panky“). Barbie will das nicht, weist ihn ab („Mein Bein so schön lang, damit ich dir in den Schritt treten kann“). Die Idee ist gut, die Umsetzung hapert. Das ändert sich aber rapide beim Übergang zum Rammstein-Hit „Bück dich“. Den grölt Barbie begleitet von bösem Lachen, sie bricht endlich aus sich heraus, bringt Lindemann in die Knie und führt ihn an der Leine ab. Herrlich.

Sechsköpfige Band an ihren Instrumenten auf der Bühne.

Die Hausband „Kalk Kapelle“ überzeugt.

Genauso gut: Der altbekannte Karnevalsverein Roggendorf Thenhoven von 1823 e.V. sucht einen neuen Bauern, der alte hat sich beim Sturz vom Traktor beide Beine gebrauchen. Mithilfe von Künstlicher Dummheit (der Bauer müsse ja nicht intelligent sein, sondern blöd, aber liebenswert) finden sie einen Ersatz: Tim Müller singt mit rotem Hemd und kuhbeflecktem und mit Federn geschmücktem Eimer auf dem Kopf: „Ich bin halt nur der Bauer“.

Noch Tickets für Fatal Banal erhältlich

Politisch wird es mit den „Klimaklebern“: Ein Autofahrer wird an eine Aktivistin der Letzten Generation gekettet, weil er angedroht hat, sie zu überfahren. Der Sketch zeigt eindrücklich, wie verhärtet die Fronten sind, keiner will dem anderen zuhören. Auch die Bundesregierung kriegt ihr Fett weg: In einer Talkshow treffen sich FDP, Grüne, SPD, CDU und AfD. Statt konstruktiv miteinander zu diskutieren, werfen sie wie Kleinkinder mit bunten Bällen um sich.

Erfrischend wenig politisch ist dagegen der Auftritt der zwei Pinguine, die aus dem Kölner Zoo ausgebrochen sind. Das ist Blödsinn in seiner reinsten Form – gut so. Genauso der ersehnte Auftritt per Videobotschaft von Chantalls Mutter (Susanne Hermanns), die sich eigentlich schon verabschiedet hatte. Großes Kino bietet auch Sabine Putzler in ihrer Paraderolle als Alex aus Hessen, die Geschichten aus der Deutschen Bahn erzählt.

Wie viele kleinere Sitzungsformate kämpft auch Fatal Banal mit dem Ticketverkauf: Bei der Premiere sind gerade mal rund zwei Drittel der Plätze belegt. Karten sind noch für alle Termine erhältlich.


Fatal Banal, Abenteuerhalle Kalk, Christian-Sünner-Straße 8, 51103 Köln-Kalk. Für alle Termine bis Sonntag, 11. Februar, gibt es noch Karten für 39 Euro. Weitere Informationen und Tickets unter fatalbanal.de.

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