Summerjam 2015Kiffen auf dem Summerjam - Was ist dran am Klischee?

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Wir betrachten das Marihuana-Klischee über das Summerjam-Festival einmal durch die grellgrüne Hanfbrille.

Wir betrachten das Marihuana-Klischee über das Summerjam-Festival einmal durch die grellgrüne Hanfbrille.

Köln – Snoop Dogg hat kein Problem damit, offen zuzugeben, dass er kifft: Der Rapper darf offiziell Marihuana konsumieren, dafür hat er ein Attest von seinem kalifornischen Arzt bekommen. Darin heißt es, der Musiker leide unter starker Migräne. Cannabis wird daher auf Rezept herausgegeben. Zugegeben, es gab die eine oder andere Festnahme wegen Drogenbesitzes, weil nicht eindeutig geklärt war, ob das Rezept nur in Kalifornien gilt. Aber im Großen und Ganzen darf Snoop Dogg tatsächlich offiziell kiffen.

Da ist er den Summerjam-Gästen einen entscheidenden Schritt voraus. Die Grünen im Bundestag kämpfen zwar für ihr Cannabiskontrollgesetz (CannKG), doch derzeit steht im Abschnitt sechs des Betäubungsmittelgesetzes, dass bestraft wird, wer Drogen „unerlaubt anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, in den Verkehr bringt, einführt, ausführt, abgibt“ - und auch nur die kleinste Menge davon besitzt. Wer dagegen verstößt, kann mit einer Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.

Verstoß-Zahlen sind rückläufig

Kommen wir mal zu den sommerlichen Tatsachen am Fühlinger See: Im vergangenen Jahr wurden während der drei Festivaltage 196 Besucher mit Drogen erwischt, 74 weniger als im Vorjahr. 2011 gab es noch 500 Strafanzeigen wegen „Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz". Bei den meisten Drogendelikten handelt es sich laut Polizei um Cannabis. Ob die Zahlen aber deshalb rückläufig sind, weil die Polizei Verstöße schärfer ahndet, ob die Festivalgäste cleverer werden oder ob weniger kontrolliert wird, lässt sich kaum feststellen. Ob die Kontrollen im Laufe der Jahre mehr oder weniger geworden sind, will die Polizei ebenso wenig verraten wie den Umfang der für dieses Jahr geplanten Kontrollaktionen.

Außerdem ist die Zahl der Erwischten unabhängig von der Menge der konfiszierten Drogen: Laut Polizeibilanzen der vergangenen Jahre wurden 2012 2,5 Kilogramm Rauschgift beschlagnahmt. 2013 waren es ganze vier Kilogramm.

Woher das ganze Gras stammt, ist ebenfalls ein ungelöstes Problem: Eigenanbau oder Einkäufe in Holland? „Da können wir nur spekulieren", so ein Polizeisprecher.

In den Niederlanden dürfen Volljährige legal fünf Gramm Marihuana in Coffeeshops kaufen. Die niederländische Stadt Maastricht ist etwas mehr als 100 Kilometer von Köln entfernt. Mit dem Auto ist die einfache Strecke in weniger als 1,5 Stunden zu schaffen. Wären aufgrund dieser Fakten verstärkte Grenzkontrollen an den Tagen vor dem Summerjam eine logische Maßnahme? Die Polizei NRW sagt dazu offiziell: „Wir arbeiten immer sehr eng mit den Kollegen der Grenzkontrollen zusammen. Diese Zusammenarbeit besteht unabhängig von der Veranstaltung."

Übrigens: Der Konsum von Marihuana ist in Deutschland nicht verboten. Rechtlich ist von „straffreier Selbstschädigung“ die Rede. Beim Besitz sieht es jedoch anders aus.

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