Kika-Legende aus Köln-EhrenfeldBernd das Brot wurde unter dem Heliosturm gestaltet

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Comiczeichner2

Georg von Westphalen im Cöln Comic Haus in der Südstadt - leben und arbeiten tut der 50-Jährige aber in Ehrenfeld.

Ehrenfeld – Viele werden sich an Bernd das Brot erinnern – jenes depressiv verstimmte und zynische Kastenbrot, das seit 20 Jahren auf dem Kinderkanal präsent ist. Zunächst als Nebenrolle in der Serie „Chili TV“ zu sehen, brachte es Bernd bald zum Kultstatus und zu eigenen Sendungen, wie der KiKa-Nachtschleife. Was viele dabei aber nicht wissen: Bernd das Brot ist Kölner – Ehrenfelder, um genau zu sein.

Depressives Kastenbrot

Entworfen wurde die Figur nämlich von dem Comiczeichner Georg Graf von Westphalen zu Fürstenberg, der seit den 90ern im Veedel lebt: „Ich bin auf dem Montessori-Gymnasium in Bickendorf zur Schule gegangen und habe meine Freizeit schon damals viel in Ehrenfeld verbracht“, erzählt Westphalen, der es mit seinem vollen Adelsnamen nicht so genau nimmt: „Ich habe schon als Kind gerne gezeichnet und habe dann nach dem Abi begonnen, Brettspiele für befreundete Verleger zu illustrieren.“

Comic Bernd

Georg von Westphalen sendet brotige Grüße.

Durch diese Tätigkeit wurde schließlich auch eine Kölner Produktionsfirma des Kinderkanals auf das Talent des heute 50-Jährigen aufmerksam, für die er schlussendlich Bernd das Brot gestalten sollte: „Ich habe dann erstmal die Anatomie von Broten studiert, um die passende Physiognomie für ein vom Job enttäuschtes und depressives Kastenbrot zu finden“, erzählt Westphalen lachend.

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2004 erhielt Bernd das Brot den Grimme-Preis

Anfangs seien die Produzenten aber doch etwas skeptisch gewesen, ob eine solche Figur wirklich als Repräsentant des Kinderkanals geeignet sei. Der Erfolg von Bernd aber räumte alle Zweifel aus – 2004 wurde das schlecht gelaunte Brot schließlich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Dass Westphalen mit seiner Arbeit solche Erfolge feiern sollte, war dabei nicht abzusehen. Immerhin studierte der Ehrenfelder an der Universität zu Köln weder Kunst oder Design, sondern Medizin: „Mein Vater war Arzt und auch meine Mutter arbeitete bei ihm in der Praxis“, erzählt er, „dadurch habe ich den Arztberuf in der Pubertät erstmal abgelehnt.“

Durch seinen Zivildienst, den er in einem Krankenhaus absolvierte, sei er dann aber dennoch auf den Pfad des Mediziners gebracht worden: „Da dachte ich mir, dass es doch mein Traumberuf sein könnte“, erzählt er. Als Arzt praktiziert aber hat Westphalen nie – durch die Erfahrungen, die er im Studium mit dem Gesundheitswesen gemacht hat, sei er „desillusioniert“ worden: „Man hat wenig Zeit für Patienten und oftmals geht es auch hier nur um das Geld“, erzählt Westphalen.

Service Designer bei DocCheck

Um nicht selbst wie Bernd das Brot zu werden, habe er sich dann anderweitig umgesehen. Heute arbeitet Westphalen als Service Designer und Konzeptioner für DocCheck, eine Internetplattform, auf der sich Mediziner untereinander austauschen können: „Es ist eine Art Facebook für Ärzte, die hier zum Beispiel über Diagnosen debattieren und Wissen teilen können. Zusätzlich stellen wir auch fachliche Informationen, ein Lexikon und andere Features zur Verfügung“, erklärt Westphalen.

Neben dieser Tätigkeit aber bleibt ihm noch genug Zeit, um sich dem Zeichnen seiner Comics zu widmen. Westphalen arbeitet als Zeichner und Illustrator für verschiedene Unternehmen und Mediendienste, veröffentlicht aber auch selbst Comicbücher und sogenannte Webcomics, die im Internet abrufbar sind: „Früher hatten Comics keinen guten Ruf und galten in Deutschland lange Zeit als verpönt“, weiß Westphalen, „das hat sich zum Glück ein wenig geändert. Dennoch sind Comics nach wie vor ein Medium, dessen Potenzial wir hierzulande nur zu 20 Prozent nutzen.“

Comic für Kinder, der die Welt erklärt

Schließlich, so erklärt der Zeichner und Autor, könnten die Bildergeschichten gerade Kindern schwierige Sachverhalte altersgerecht näher bringen. Zur Zeit etwa arbeitet Westphalen an einem Buch, das jungen Lesern verschiedene Menschen- und Weltbilder erklären soll: „Es geht darum zu zeigen, wie die Bilder, die wir von anderen Menschen haben, unsere Sicht auf die Welt verändern – sei es zum Negativen oder zum Positiven.“ Ein Glück nur, dass Bernd das Brot dieses Buch nie gelesen hat - sonst wäre er vielleicht nicht das kauzige, pessimistische Backerzeugnis geworden, das die Menschen so ins Herz geschlossen haben.

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