Kirmes in Köln-DeutzAnwohner atmen auf - Neues Schutzkonzept greift

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Foemer

Ulla Foemer schaut von ihrem Balkon auf das Riesenrad in Deutz.

Köln – Mobile Toiletten, zusätzliche Mülltonnen, weniger Lärm, eine gesperrte Siegburger Straße und eine Stunde früher Schluss – um 21 statt wie sonst um 22 Uhr. Das sind die Kernpunkte des neuen Kirmes-Konzepts in Deutz. Das Fest endet am Sonntag, das Konzept scheint aus Sicht der Anwohnerinnen und Anwohner aufgegangen zu sein. Weitgehend jedenfalls.

„Wir sind recht zufrieden“, sagt Norbert Monßen, „aber es bleibt Kritik.“

Kirmes in Köln: Weniger Lärm und kein Verkehrschaos mehr

Der Rechtsanwalt steht am Mittwochabend auf dem Balkon von Ulla Foemer, seiner Nachbarin und Mitstreiterin in der Bürgerinitiative Deutzer Werft, und schaut auf das grell erleuchtete Riesenrad. Discomusik, Lautsprecherdurchsagen und Geschrei dröhnen bis nach hier oben in den fünften Stock. Neben Monßen ein Lärm-Messgerät, bezahlt von der Gemeinschaft der Schausteller, die auch ein Lärm-Gutachten bezahlen muss.

Das hat die Stadtverwaltung im Vorfeld so verfügt, es ist das Ergebnis vieler Diskussionsrunden und Runder Tische, seitdem die Kirmes im Frühjahr teilweise ausgeartet war. Es gab etliche Lärmbeschwerden, dazu Polizeieinsätze, zugeparkte Wege und Straßen sowie Staus auf der Siegburger Straße. Die Anwohnerinnen und Anwohner waren mit ihrer Geduld am Ende.

Messgerät

Ein Messgerät auf dem Balkon von Ulla Foemer zeichnet die Lärmbelastung der Kirmes auf.

Die Daten des Messgeräts liest eine Fachfirma nächste Woche aus. Aber Ulla Foemer sagt schon jetzt: „Es ist deutlich ruhiger als in den Vorjahren. Die Musik, die Bässe und die Durchsagen sind leiser.“ Die Polizei sei dieses Mal stark präsent, Ausschreitungen wie im April gab es bislang nicht. Auch der Verkehrsinfarkt vor ihrer Haustür blieb bislang aus.

Wollte die Stadt die Siegburger Straße ursprünglich nur an den beiden Kirmes-Wochenenden sperren, so tut sie dies jetzt auch unter der Woche von mittags bis abends. Das hat die Verkehrs- und Parksituation in Deutz deutlich beruhigt. Parkplätze seien aber immer noch extrem rar im Viertel, bemängelt Norbert Monßen. „Man kann doch hier keine Kirmes mit 300.000 Besuchern stattfinden lassen, wenn es für die keine Parkplätze gibt.“

Anwohner äußern weiter Kritik

Von der KVB wünschen sich Foemer und Monßen, dass nach Ende der Kirmes gegen 21 Uhr mehr Bahnen eingesetzt werden, um die Menschenmassen aus Deutz wegzubringen, die sich stattdessen auf dem Bahnsteig Deutzer Freiheit drängen. Und noch etwas stört die Bürgerinitiative: Laut dem Bebauungsplan von 1998 dürften im nördlichen Bereich der Werft nur Wohnwagen der Schausteller stehen, keine Fahrgeschäfte.

Nun stehen da aber mit dem „Ghost Rider“ und „ Rocket“ gleich zwei der „kreischintensivsten“ Attraktionen der gesamten Kirmes – mit Absicht, weil die Bäume dort den Schall schlucken, wie ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes ihnen gesagt hätte, berichten Monßen und Foemer. Das Problem ist nur: Jetzt, im Herbst, trügen die Bäume keine Blätter mehr, da sei es nicht weit her mit dem Schallschutz.

Monßen

Norbert Monßen will keine Konfrontation mit den Schaustellern.

Grundsätzlich sei man nicht auf Konfrontation mit den Schaustellern aus, betonen beide. „Wir wollen die Kirmes ja hier halten, aber verträglich muss das alles sein“, sagt Monßen. Foemer hofft, dass die positiven Veränderungen nachhaltig sind und auch im kommenden Frühjahr greifen, wenn die Kirmes auf die Werft zurückkehrt.

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