Klimapläne der Stadt„Bundesweit liegt Köln im guten Mittelfeld“

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Köln_Sonnenaufgang

Der Blickfang in der Mitte der Stadt - Der Dom wird 700.

  • Bernd Düsterdiek befasst sich als Beigeordneter des Städte- und Gemeindebundes für Städtebau, Umwelt und Klima mit unterschiedlichen Aspekten der kommunalen Klimapolitik.
  • Im Interview bewertet er die klimapolitischen Pläne der Kölner Stadtverwaltung, die in dieser Woche präsentiert wurden.

Herr Düsterdiek, die Stadt Köln will bis 2035 klimaneutral sein. Ist das realistisch? Bernd Düsterdiek: Es ist ein ehrgeiziges Ziel, grundsätzlich aber möglich. Entscheidend ist, dass viele Schritte gleichzeitig eingeleitet werden. Wir brauchen schnelle Planungsverfahren. Köln ist aber auch abhängig von Fördermitteln des Bundes. Wenn die Rahmenbedingungen alle stimmen, kann die Klimaneutralität in einem Zeitfenster von 12 bis 13 Jahren gelingen, ich halte das nicht für ausgeschlossen.

Ein Instrument ist die Kontrolle der unterschiedlichen Abteilungen durch das Klimadezernat. Wie wichtig ist diese Stellschraube?

Sie ist ein unerlässliches Instrument auf dem Weg in die Klimaneutralität. Das wird deutlich beim Thema Gebäude. Da gab es lange ein Wissensdefizit in den Kommunen, gerade zum Thema Klimaeffizienz. Man sollte also nicht nur der Kommunalpolitik gegenüber, sondern auch innerhalb der Verwaltung Kontrollinstanzen haben, die den Status quo genau erfassen.

Als Sofortmaßnahme ist im ersten Quartal dieses Jahres eine Solaroffensive geplant. Ein guter erster Schritt?

Absolut. Bundesweit haben wir als Städte- und Gemeindebund eine Dachflächenoffensive gefordert: 100.000 neue Solardächer müssten ein schnelles Ziel sein. Denn die Dächer sind in den Kommunen ohnehin vorhanden, man sollte sie schnellstmöglich erschließen.

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Bernd Düsterdiek befasst sich als Beigeordneter des Städte- und Gemeindebundes für Städtebau, Umwelt und Klima mit unterschiedlichen Aspekten der kommunalen Klimapolitik. Er ist Mitglied der CDU.

Wirklich spannend wird es, wenn die Stadt auf eigenen Liegenschaften in großer Zahl Solarflächen ausbaut. Die Zeit ist dafür auch mit Blick auf die Fördermittel reif, es ist der richtige erste Schritt. Das Thema ist auch insgesamt weniger konfliktbehaftet als etwa der Windrad-Ausbau auf dem Land, deswegen sollte man es sofort angehen.

Auch für nicht-städtische Neubauvorhaben soll es sehr konkrete klimapolitische Vorgaben geben. Wie fortschrittlich ist dieser Schritt? Wir sehen diesen Trend in vielen Kommunen bundesweit. Die Städte fangen an, konkrete Leitlinien zu schaffen, weil sie merken, dass es in ihrem eigenen Interesse ist.

Außerdem verspricht die Stadt, nach Flächen zu suchen, die wieder entsiegelt werden können. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?

Auch dieses Thema ist sehr maßgeblich, um voranzukommen. In den Innenstädten führen die Versiegelungen der 80er-Jahre zu großen Problemen – gerade dort, wo wir wenig Belüftung haben. Auch das Hochwasser hat gezeigt, wie wichtig Versickerungsflächen sind. Ein Entsiegelungskataster, wie es Köln plant, halte ich für sehr wichtig.

Bis Mitte des Jahres will die Stadtverwaltung der Politik einen konkreten Maßnahmenplan vorlegen. Was muss dort aus Ihrer Sicht zwingend drinstehen?

Wichtig ist zunächst, dass man überhaupt einen konkreten Plan hat, der auf die lokalen Gegebenheiten zugeschnitten ist. Eine ressortübergreifende Abstimmung und Erarbeitung ist absolut maßgeblich – Umwelt, Straßenverkehr, Hochbau, Abwasser, Grünflächen, diese Themen sind verteilt in verschiedene Ressorts, hängen aber direkt miteinander zusammen, wenn es um den Kampf gegen den Klimawandel geht. Dann ist es bei diesen Themen außerordentlich wichtig, eine breite Bürgerbeteiligung zu schaffen. Nicht zu unterschätzen ist ein gutes Management der Fördermittel.

Vom neuen Bundesklimaministerium werden hier diverse Angebote kommen, die es zu nutzen gilt. Wichtig ist auch, eine Strategie für den Schutz der Artenvielfalt und die Nachhaltigkeit der Baumaterialien aufzunehmen. In Köln wurden auch diese Dinge angekündigt. Wenn diese Dinge als Politikfelder umgesetzt werden, ist die Stadt auf einem guten Weg. Bundesweit liegt Köln aus meiner Sicht im guten Mittelfeld. Für die Kommunikation ist entscheidend, die Dinge auch sichtbar voranzutreiben, nicht nur im Hintergrund.

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