„Applaus ist verhallt“Beschäftige der Kölner Kliniken streiken für bessere Arbeitsbedingungen

Lesezeit 3 Minuten
Klinikmitarbeiterinnen mit Schildern vor dem Klinikgelände

Die drei Mitarbeiterinnen der Klinik Merheim, (v.l.) Fabienne da Cunha Machado, Laura Linden und Juliana Klöhn, haben sich am Mittwoch am Warnstreik in Köln beteiligt.

Die Mitarbeitenden der Kölner Kliniken forderten bei dem Streik am Mittwoch unter anderem für mehr Lohn und mehr Fachpersonal.

Dem Aufruf zu einem ersten Warnstreik sind am Mittwoch rund 300 Beschäftigte der Kliniken der Stadt Köln (KdSK) gefolgt. Die Angestellten der Standorte Kinderkrankenhaus Riehl, dem Krankenhaus Holweide sowie dem Klinikum Merheim haben ab 5.30 Uhr zunächst einen Streikposten an der Einrichtung Holweide organisiert und sind dann mittags nach Merheim gewechselt.

Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Fachpersonal und eine höhere Bezahlung lauten die Forderungen der Männer und Frauen aus Pflege, Hauswirtschaft und anderen Sparten im Gesundheitsdienst im Rahmen der Verhandlungen, die die Gewerkschaft Verdi derzeit mit den kommunalen Arbeitgebern im öffentlichen Dienst führt.

Die rund zweieinhalb Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst fordern in der aktuellen Tarifrunde zehneinhalb Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro monatlich. Für Auszubildende werden 200 Euro mehr Gehalt im Monat sowie die unbefristete Übernahme gefordert.

Alles zum Thema Kliniken der Stadt Köln

Streik der Kölner Kliniken: Auch Auszubildende unter den Streikenden

Zwei von ihnen beteiligten sich an dem Ausstand und hielten bei der Streikversammlung neben der Großbaustelle vor dem Hauptgebäude der Klinik in Merheim Schrifttafeln hoch, unter anderem mit der Aufschrift: „Der Applaus ist verhallt und kommt als Klatsche zurück.“

Bereits in ihrem ersten Ausbildungsjahr an einem Arbeitskampf teilzunehmen, ist für die 18 Jahre alte Juliana Klöhn und Laura Linden eine „ernüchternde Erkenntnis“, wie beide Frauen einräumen. „Der Pflegenotstand ist erdrückend, dadurch steigt die Belastung für Nachwuchskräfte enorm“, sagt die 32-jährige Linden.

„Ich habe diesen Beruf gewählt, möchte die Ausbildung beenden und gern hier arbeiten“, ergänzt Klöhn, „aber ich frage mich, wie das künftig überhaupt noch funktionieren soll.“ Auch ihre Ausbilderin Fabienne da Cunha Machado beobachtet, dass „die Situation sich stetig verschlechtert und die Leute ausbrennen“, wie sie sagt, „und zwar nicht erst seit und durch die Corona-Pandemie“.

Notfallversorgung bleibt aufrechterhalten

Die Versorgung von Notfällen während des Streiktages sei in allen drei Häusern sichergestellt, hieß es seitens der Gewerkschaft. Das führte aber demnach auch dazu, dass sich längst nicht so viele Männer und Frauen an dem Ausstand beteiligen konnten, wie bei den Kliniken betroffen seien.„Unsere Kollegen und Kolleginnen gehen in Teilzeit, flüchten in die Zeitarbeit oder verlassen die Klinik gleich ganz“, erläutert Astrid Schau, Vertrauensleutesprecherin der Verdi bei den KdSK.

„Ich finde es eine Frechheit, dass wir schon wieder gezwungen werden, in den Streik zu treten, obwohl wir uns jetzt seit drei Jahren anhören, das Beschäftigte in der öffentlichen Daseinsvorsorge systemrelevant seien“, so die Pflegefachkraft im Krankenhaus Merheim.

Bis in den Nachmittag protestierten die Beschäftigten der Kliniken der Stadt Köln mit Redebeiträgen, Drehrasseln sowie Gewerkschaftsfahnen und begrüßten ihre zum Notdienst verpflichteten Kolleginnen und Kollegen vor Ort. In allen drei Kliniken setzen sie die Hoffnung auf die kommende Verhandlungsrunde in der Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst, die am 21. und 22. März in Potsdam stattfinden wird.

KStA abonnieren