Köln24-Jähriger wollte Drogen mit Überfällen finanzieren – und hofft auf Entzug

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Das Land- und Amtsgericht an der Luxemburger Straße

Köln – Vier Tage vor Heiligabend im vergangenen Jahr hatte Dieter S. (24, Name geändert) keinen Sinn für die bevorstehenden Feiertage, sondern nur den einen Gedanken: Woher kriege ich Geld für Drogen? Mehrfach einschlägig vorbestraft, noch unter laufender Bewährung, überfiel der Sohn einer Schaustellerfamilie in Porz am frühen Vormittag einen Rewe-Supermarkt. Seit Mittwoch steht er wegen zweifachen Raubüberfalls vor dem Landgericht.

Das Video zeigt es deutlich: In aller Seelenruhe schlendert S. an jenem Dezembervormittag an den Regalen vorbei, einen Rucksack für die Beute lässig geschultert. Immer wieder tritt er an das Regal mit den hochprozentigen Spirituosen, muss sich recken, um an die teuren Flaschen zu gelangen: „Gin, Rum, Whiskey – alles Flaschen ab 40 Euro aufwärts“, beschreibt Filialleiter M. später die Beute.

Insgesamt sieben Flaschen hatte S. eingesteckt – vor den Augen des Filialleiters, der ihn heimlich beobachtet: „Ich habe mein Büro direkt über dem Spirituosenregal, habe alles mit angesehen.“ Der Leiter nimmt die Verfolgung auf, als sich der Dieb an der Kasse vorbeidrückt, packt ihn an der Schulter, und befiehlt: „Lass die Ware hier!“

Klappmesser gezogen

Doch S. gibt sich unbeeindruckt, hält plötzlich ein Klappmesser mit ausgefahrener Klinge in der Hand, droht: „Ich stech dich ab.“ Daraufhin lässt M. den Dieb ziehen, läuft jedoch weiter hinter ihm her, bis S. die Tasche fallen lässt und ohne Beute weiter geht.

Der Filialleiter packt die Tasche, rennt zurück in den Markt, greift sich einen Baseballschläger, weil er die Verfolgung aufnehmen will. Doch inzwischen ist S. bereits von der Polizei festgenommen worden, eine Kollegin hatte geistesgegenwärtig die Beamten alarmiert.

Kölner Angeklagter gibt sich reumütug

Auf der Anklagebank gibt sich S. reumütig, entschuldigt sich bei dem Filialleiter und gibt auch den zweiten Überfall auf einen Discounter zu. Vier Wochen zuvor hatte in einem Netto-Markt einer Kassiererin in die Kasse gegriffen. Die Beute betrug 150 Euro.

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Auch dieses Geld sei für Drogen bestimmt gewesen. „Ohne Kokain, Wodka und Tabletten habe ich es einfach nicht ausgehalten“, sagt er zum Motiv für die Überfälle. Sein Lebenslauf ist der Klassiker unter den Drogenabhängigen: Mit elf Jahren rauchte er zum ersten Mal Cannabis, als sein Vater starb. Er war für seinen Jähzorn und Aggressivität in der Familie bekannt, die Mutter setzte ihn vor die Tür. Er kam bei Verwandten unter, schmiss die Schule, ebenso die Lehre und landete auf der Straße. Zuletzt war er obdachlos.

Jetzt will er eine Therapie machen und hofft, dass er keine Freiheitsstrafe erhält, sondern zwangsweise in eine Entziehungsanstalt eingewiesen wird. Sein Verteidiger sieht dafür gute Chancen.

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