Kommentar zur Israel-KundgebungArsch huh hinterlässt in Köln einen Haufen Scherben

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Zu sehen ist eine israelische Flagge an der Fassade des Kölner Rathauses.

Nach dem 7. Oktober gab es eine Welle der Solidarität mit Israel. (Symbolfoto)

Die Kundgebungs-Ankündigung von Arsch huh war ein „Ja, aber“ in Reinform. Die Absage der jüdischen Gemeinde ist deswegen nur konsequent.

Die Solidarität mit Israel ist ein zerbrechliches Gut geworden in Deutschland. Dabei bedeutet Solidarität vor allem eines: eine klare Haltung. Solidarität lässt sich nicht biegen oder beugen. Sie lässt sich auch nicht beliebig anpassen an Haltungen, die ihr entgegenstehen.

Auffällige Stille von Arsch huh nach Hamas-Angriff

Genau das aber wollte „Arsch huh“. Die Kölner Musiker-Initiative, die sich seit den 1990er Jahren immer wieder eindrucksvoll gegen rechte Gewalt gewandt hat, blieb nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel zunächst auffallend still. Die Gruppierung, die zu anderen Anlässen in kürzester Zeit zahlreiche Künstler und ein großes Publikum mobilisieren konnte, vermied nach dem 7. Oktober den öffentlichen Auftritt und jedenfalls eindeutige Positionierungen in Richtung Israel.

Nun endlich sollte es eine Kundgebung geben, doch nach dem Motto: Solidarität mit allen und allem. Genau das fällt der Initiative jetzt auf die Füße. Der Einladungstext zu der am Wochenende geplanten Kundgebung ist nämlich alles andere als ein klares Zeichen der Solidarität mit Israel.

Kundgebung von Arsch huh: Ein „Ja, aber“ in Reinform

Er ist das „Ja, aber“ in Reinform, er ersetzt Eindeutigkeit durch Unverbindlichkeit, er verschleiert Ursache und Wirkung. Und als wäre das noch nicht genug: Der Aufruf rechnet Gewalt mit Gewalt auf, verweist gar mit buchhalterischer Attitüde auf vermeintliche israelische Gräueltaten im Gazastreifen. Dass der Terror der Hamas ursächlich ist, auch für das Vorgehen der israelischen Armee, wird hier – wie so oft – geflissentlich ignoriert.

Vermutlich ist der Aufruf in dieser Form schon der kleinste gemeinsame Nenner, auf den alle Beteiligten sich noch irgendwie einigen konnten. Doch dann darf man sich über die Reaktionen nicht wundern. Die Absage Abraham Lehrers für die Synagogengemeinde ist konsequent, eben weil „Arsch huh“ nicht konsequent war. Die komplizierte politische Logik, die mit Blick auf den Nahost-Konflikt in Teilen der linken Szene vorherrscht, steht einer klaren Haltung zu Israel im Weg. Nicht nur in Köln, aber auch hier.

So sehr, dass selbst direkt nach dem 7. Oktober, unter dem unmittelbaren Eindruck der Hamas-Barbarei, ein für Köln geplantes Konzert als ausdrückliche Bekundung der Solidarität mit Israel gar nicht erst zustande kam. Es wollten schlicht zu wenige Bands mitmachen.

Doch nun ist endgültig etwas zerbrochen. Als moralische Instanz gegen rechts, die sie einst war, hat sich die Initiative disqualifiziert. Was bleibt, ist ein Haufen Scherben.

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