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Kölner Klubkomm wird 15„Am Wochenende kommt man für 18 Euro nicht mehr in die Clubs rein“

6 min
04.03.2022, Köln: Junge Leute feiern und tanzen bei Discobeleuchtung im Club Roonburg. In Clubs und Discotheken darf nach dem Corona-Lockdown wieder getanzt werden.. Foto: Uwe Weiser

Die Kölner Klubkomm, der Verband der Kölner Clubs und Veranstalter, wird 15 Jahre alt. (Symbolbild)

Die Kölner Klubkomm wird 15 Jahre alt und feiert im Rahmen der Cologne Club Days am Wochenende (22. und 23. August). Wir haben mit Paulina Rduch und Norbert Oberhaus gesprochen.

Dass die Kölner Clubszene heute als Teil der freien Kulturszene in der Stadt anerkannt wird und mit Vertretern aus Politik und Verwaltung auf Augenhöhe diskutiert, war nicht immer so. „Anfangs waren wir noch wie Außerirdische, wenn wir auf die Ämter zugegangen sind“, sagt Norbert Oberhaus, Chef der c/o pop und Gründungsmitglied sowie erster Vorsitzender der Kölner Klubkomm nach ihrer Entstehung im Jahr 2010.

Der Verband der Kölner Clubs und Veranstalter wird 15 Jahre alt und feiert das Jubiläum am kommenden Wochenende im Rahmen der Cologne Club Days, die parallel zur Gamescom stattfinden. Ein Blick ins Programm zeigt: Auf der städtischen Bühne debattieren Clubvertreter längst mit, Lokalpolitiker wissen um ihre Strahlkraft in das junge und kulturinteressierte Publikum hinein. Und es ist Wahlkampf.

Paulina Rduch

Paulina Rduch von der Bar Zum Goldenen Schuss: Sie ist seit Anfang des Jahres erste Vorsitzende der Klubkomm.

Cologne Club Days 2025: Am Freitag gibt es Podiumsdiskussion zu politischen Themen

So stehen am Freitag (22. August) im Stadtgarten Podiumsdiskussionen zu Themen wie Stadtentwicklung und Förderungen mit den Fraktionen des Kölner Stadtrats sowie den OB-Kandidaten an. Der Samstag steht dafür im Zeichen der Musik: Auf der Bartholomäus-Schink-Straße und rund um den Ehrenfeldgürtel gibt es einen Marktplatz mit Open-Air-Bühne und lokalem Line-Up, Gastro- und Infoständen von lokalen Initiativen: Auch Arsch Huh ist vertreten und präsentiert einen Live-Podcast. Nachtschwärmer kommen bei der Clubnacht auf ihre Kosten. Mit einem Ticket hat man Zugang zu zehn Clubs. Eine würdige Jubiläumsausgabe.

Ein konträres Bild bot sich noch zum zehnjährigen Bestehen, das mitten in die Corona-Pandemie fiel. Die Tanzflächen waren seit Monaten verwaist. Die Jubiläumsveranstaltung im Jugendpark im August 2020 war eine der ersten größeren Events nach dem Lockdown – mit starren Abstandsregeln und Kopfhörern. „Ich erinnere mich, dass wir noch lange am Abend dort standen und gar nicht nach Hause wollten“, sagt Oberhaus. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie spüren die Betreiber bis heute, enorme Kostensteigerungen durch Inflation und Kriege erschwerten die Erholung, und die jungen Leute haben offenbar ihr Ausgehverhalten verändert, konsumieren weniger Alkohol.

Norbert Oberhaus

Der Kulturmanager und Geschäftsführer der c/o pop Norbert Oberhaus war Gründungsmitglied der Klubkomm im Jahr 2010.

„Die Besucherzahlen sind zwar nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau, aber haben sich bei den großen Venues entspannt. Bei den kleinen Clubs ist der Anstieg allerdings nicht zu verzeichnen, kleine Spielstätten sind also weiterhin stark gefährdet“, sagt Paulina Rduch vom Goldenen Schuss und aktuell Vorsitzende der Klubkomm. Die Pandemie hatte aber auch etwas Gutes: Spätestens als in Köln die erste Corona-Hilfe auf lokaler Ebene für die gebeutelte Szene beschlossen wurde, ganz unbürokratisch und schnell, hatte sich die Verbandsarbeit der vergangenen Jahre ausgezahlt.

Die Gründung der Klubkomm im Stadtgarten: Manche dürfen nicht teilhaben

Der Gründungsprozess sei jedoch beschwerlich gewesen, erinnert sich Oberhaus. Hamburg und Berlin hatten bereits Vertretungen, die Kölner Kreativszene traf sich um das Jahr 2007 zunächst lose und zunächst im 4711-Hochhaus in Ehrenfeld. Für die Clubnacht im Rahmen der c/o pop kam man immer wieder zusammen. „In Köln war es eigentlich immer Usus, dass man sich untereinander hilft und unterstützt, auch wenn man Mitbewerber ist. Wir haben damals bemerkt, überall drückt der gleiche Schuh: Probleme mit dem Ordnungsamt, mit dem Bauamt, Themen wie Schallschutz beschäftigten die Betreiber.“

Am Gründungsabend im Stadtgarten im Jahr 2010 waren dann auch gleich 50 Personen aus den verschiedensten Kölner Clubs anwesend. Die Klubkomm war geboren. Den ein oder anderen musste man von der Notwendigkeit überzeugen, sich als Selbstständiger gemeinsam zu organisieren und einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Andere wiederum wurden von vorneherein ausgeschlossen, wie die Clubs auf den Ringen: Die Kritik daran flammt immer wieder auf, bis heute noch. „Wir haben uns damals klar dafür entschieden, nur Clubs mit nachweislich kuratierten Programmen aufzunehmen. Das unterscheidet uns von klassischen Gastronomiebetrieben und Großraumdiskotheken, bei denen der kulturelle Output meist eine weniger wichtige Rolle spielt“, so Oberhaus.

Die Veranstaltung im August 2020, als nur Freiluft-Events mit starren Abstandsregeln galten.

Die Veranstaltung zum zehnjährigen Bestehen während der Corona-Pandemie im August 2020, als nur Freiluft-Events mit starren Abstandsregeln möglich waren.

Die ersten Meilensteine folgten. Ein städtischer Schallschutzfonds wurde eingerichtet, andere Fördertöpfe erschlossen. Im Jahr 2014, es war ebenfalls Wahlkampf, drohte das Gebäude 9 in Deutz zu schließen. Ein Riesenbauprojekt war geplant und der Club war in die Planungen nicht mit einbezogen. „Da hat sich eine große Allianz gebildet, alle Parteien zogen mit und es wurde wirklich verhindert“, so Oberhaus. Daraufhin habe die IHK ein Clubkataster entworfen, damit das bei zukünftigen Bauprojekten nicht passiert. Doch das Beispiel Jack in the Box in Ehrenfeld und die zwischenzeitliche Bedrohung der Clubs am Ehrenfeldgürtel 125 haben gezeigt, dass das Bewusstsein, Clubs miteinzubeziehen, noch nicht gereift war.

Kulturschutzzone am Ehrenfeldgürtel schützt Kölner Clubs

Mittlerweile gilt am Ehrenfeldgürtel die sogenannte Kulturschutzzone, die den dortigen Clubs CBE, Bumann & Sohn, Artheater und dem neuen EFG 129 Sicherheit geben soll. Der Rat hat die Zone im Sommer 2023 beschlossen. Ein großer Erfolg für die Szene.

Vorstandsmitglieder der Klubkomm bei den Cologne Colub Days 2023: Jens Ponke, Fiona Göbel, Sophia Legge, Paulina Rduch, Mankel Brinkmann, Jonas Tutkun (Archivbild)

Vorstandsmitglieder der Klubkomm bei den Cologne Colub Days 2023: Jens Ponke, Fiona Göbel, Sophia Legge, Paulina Rduch, Mankel Brinkmann, Jonas Tutkun (Archivbild)

Heute zeigt sich die Klubkomm jünger und weiblicher in den Vorstandsreihen, der Generationswechsel sei gut gelungen und man fühle sich „parteiübergreifend von allen demokratischen Parteien gesehen“, sagt Rduch. Themen wie Lärmschutz und mangelnde Open-Air-Flächen seien weiterhin Dauerbrenner. „Leider“, so Rduch.

Doch die neue Generation hat auch andere Anliegen. Sie beschäftigen sich mit den Bedingungen eines sicheren Nachtlebens, frei von Gewalt und Diskriminierung, mit Nachhaltigkeit und Nachwuchs. Die jüngste Errungenschaft sind die kürzlich beschlossenen Klimastipendien für die Clubs. Demnächst steht das Thema Nachwuchsförderung an. Der typische Kölner Clubchef ist Mitte, Ende 50 und männlich, die Chancen für junge Akteure, einen eigenen Club zu eröffnen, gleich Null.

„Mit dem Mentoringprogramm wollen wir Jung und Alt passend zusammenbringen und die ein oder andere Barriere entfernen“, sagt Rduch. Oberhaus hat mit der c/o pop gezeigt, wie es gehen kann: junge, kreative Köpfe ins Boot holen und sie mitgestalten lassen. „Einen Club zu führen ist eine große Verantwortung und vielen hilft es, auf die Erfahrungen von erfahreneren Betreibenden zurückgreifen zu können. Andererseits braucht die Szene auch jungen Menschen, die Clubs mit Leidenschaft und neuen Ideen führen. Nur so können wir den Status Quo erhalten“, so Oberhaus.

Die Aufgabe der Gegenwart bleibe, die bestehenden Clubs zu halten und die jungen Gäste wieder mehr zu locken, ohne die Preise ständig zu erhöhen. „Das Booking wird insgesamt lokaler. Man verzichtet dann eher auf den Headliner von außerhalb“, sagt Rduch. Auch für die Clubnacht am Samstag haben sich die Clubs auf ein lokales Programm geeinigt und darauf zu verzichtet, sich gegenseitig zu überbieten. „So kann man mit 18 Euro in mehrere Clubs. Das gibt es heute am Wochenende nicht mehr. Ich finde es gut, dass in Köln so eine Abstimmung möglich ist, anders als in Berlin zum Beispiel“, sagt Oberhaus.

Mehr Infos zum Programm findet man online.