Hotel statt Mikro-AppartmentsAm Ehrenfeldgürtel werden doch keine Wohnungen gebaut

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Das Bürogebäude am Ehrenfeldgürtel 125 wird zum Teil noch von der Post genutzt. Es soll erweitert und zu Wohnungen und einem Hotel umgebaut werden. Foto: Rösgen

Auf dem Standort der alten Post in Ehrenfeld soll ein Hotel entstehen.

Die Klubkomm sah das „Bumann&Sohn“ und das „Artheater“ durch die ursprünglichen Pläne gefährdet – nun gibt es am Ehrenfeldgürtel neue Ideen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Post am Ehrenfeldgürtel 125 sollen nun doch keine Wohnungen entstehen. Stattdessen sind an dem Standort Einzelhandel und ein Hotel geplant. Dadurch sollen die angrenzenden Clubs „Bumann&Sohn“ und „Artheater“ gesichert werden. Das geht aus einer neuen Beschlussvorlage der Stadtverwaltung an die Politik hervor. Beim Bau von Wohnungen im Clubgebiet hatte der Verband Klubkomm vergangenes Jahr das Aus für die Kulturstätten befürchtet.

Am Ehrenfeldgürtel soll es einen Supermarkt, ein Hotel und eine Tiefgarage geben

Den neuen Plänen nach ist auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Gelände mitten in Ehrenfeld ein Gebäudekomplex geplant, der gemischt genutzt werden soll. Im Erdgeschoss soll es einen großen Supermarkt und eine Drogerie geben, dazu kleinere Geschäfte wie einen Weinhandel und eine Bäckerei. In den Etagen darüber soll ein Hotel entstehen, zu dem im Erdgeschoss auch eine Gastronomie gehören könnte. So veranschaulichen es Skizzen des Kölner Architekturbüros Astoc. Das neue Gebäude soll außerdem eine Tiefgarage mit 80 Stellplätzen bekommen, in die man über den Ehrenfeldgürtel einfahren und auf die Bartolomäus-Schink-Straße ausfahren kann. Das jetzige Postgebäude wird abgerissen.

Eine Visualisierung des neuen Gebäudes am Ehrenfeldgürtel der Savvy Group aus 2023.

Eine Visualisierung des neuen Gebäudes am Ehrenfeldgürtel der Savvy Group aus 2023.

Das Gelände besitzt seit 2021 die Savvy Group, die zum Schweizer Investment-Manager „Empira Invest“ gehört. Die Savvy Group ist auf Mikro-Appartements spezialisiert und wollte auch am Ehrenfeldgürtel 280 Wohnungen bauen, darunter 265 Ein-Zimmer-Wohnungen. Die Monatsmiete für vergleichbare Savvy-Wohnungen in Düsseldorf-Oberbilk oder Berlin-Friedrichshain liegt bei mindestens 1000 Euro für 18 Quadratmeter. In Ehrenfeld sollten die Mieterinnen und Mieter ab 2025 einziehen können. Noch immer steht auf der Savvy-Webseite: „Köln Ehrenfeld, coming soon.“

Klubkomm hatte Clubsterben in Ehrenfeld befürchtet

Doch statt Mieterinnen und Mietern soll es am Ehrenfeldgürtel künftig „die vorübergehende Beherbergung eines ständig wechselnden Personenkreises“ geben, wie es in der städtischen Vorlage heißt. Bedeutet: Hotelgäste. Dass nun entgegen den vorherigen Plänen keine Wohnungen mehr am Ehrenfeldgürtel entstehen werden, hat mit der von der Politik beschlossenen Sicherung der Clubs „Bumann&Sohn“ und „Artheater“ zu tun. Das Postgelände befindet sich direkt zwischen den beiden Clubs. Der Verband Kölner Clubbetreiber, die Klubkomm, hatte den Wohnungsbau an der Stelle kritisiert, er befürchtete Lärmklagen und damit ein langfristiges Aus für beide Clubs.

Die Politik beschloss daher im Juni 2023 die Ausweitung einer Art Club-Schutzzone vom „Club Bahnhof Ehrenfeld“ und dem „Yuca“ aus bis zum „Bumann“ und „Artheater“. Zuvor waren die beiden Clubs von der Schutzzone ausgenommen, da sie dem Bebauungsplan für das Wohnprojekt widersprachen. Die Entscheidung für die Sicherung der Clubs wurde in der Politik auch als ein Zeichen gegen das Clubsterben und die fortschreitende Gentrifizierung Ehrenfelds gewertet.

Der von Savvy ursprünglich geplante Wohnungsbau ist mit der Entscheidung nicht mehr umsetzbar gewesen. Mit einem neuen Bebauungsplanverfahren soll nun die Alternativ-Lösung mit dem Hotel realisiert werden.

„Bumann&Sohn“ und „Artheater“ sollen nicht mehr gefährdet sein

„Die beiden benachbarten Clubs Artheater und Bumann und Sohn erfahren durch die neue Planung keinerlei Einschränkungen“, heißt es in der Vorlage. Die Klubkomm war über die neuen Pläne für den Ehrenfeldgürtel am Dienstag noch nicht informiert und äußerte sich daher nicht. Zur Erweiterung der Club-Schutzzone im vergangenen Jahr sagte Paulina Rduch von der Klubkomm damals: „Grundsätzlich bewerten wir den Beschluss als Erfolg. Jetzt kommt es darauf an, wie es weitergeht.“ Die Savvy Gruppe beantwortete eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeigers“ zu den neuen Plänen und dazu, ab wann man mit einem Beginn der Bauarbeiten rechnet, nicht.

Vergleichbar ist die nun geplante Nutzung am Ehrenfeldgürtel mit einem Projekt nur wenige hundert Meter Luftlinie weiter, an der Vogelsanger Straße. An der Kreuzung zur Heliosstraße befindet sich die „Stayery“, eine Mischung aus Hotel und Mikro-Appartements zum Wohnen auf Zeit (Kostenpunkt: 22 Quadratmeter ab 1550 Euro pro Monat). Darunter befindet sich ein Discounter. Gegenüber dem Gebäude liegen der Club Helios37 sowie die Bar „Der schwarze Hase“. Verschwunden sind in den vergangenen Jahren an dieser Stelle das „Underground“ und das sich damals schräg gegenüber befindliche „Heinz Gaul“.

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