Bürgerbeteiligung erwünschtIn Köln-Ehrenfeld soll ein neues Stadtquartier entstehen

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Abschlusspräsentation Planungsentwürfe

In der Halle "Rufffactory" fand die Abschlusspräsentation der Planungsentwürfe statt

Köln-Ehrenfeld – Fünf Planungsteams, ein Ziel: Köln weiterentwickeln. So lautet die Kurzfassung des derzeit laufenden Wettbewerbs für das Max-Becker-Areal an der Widdersdorfer Straße/Maarweg. Aus dem rund 17 Hektar großen Grundstück, das dem Kölner Immobilienentwickler Pandion und zu einem kleineren Teil der Rhein-Energie gehört, soll ein neues Stadtquartier werden, mit 1500 und mehr Wohnungen sowie bis zu 4000 Arbeitsplätzen in Büros, öffentlichen Einrichtungen und Gewerbe.

Zu den Vorgaben gehörte es, wichtige Aspekte wie Klimaschutz, Mobilität und die Integration in die Umgebung zu berücksichtigen. Fünf von zuvor 15 Teams aus Architekturbüros- und Landschaftsplanern waren in die zweite Runde der Auswahl gekommen.

Bürger sind zum Mitbestimmen eingeladen

In der „Rufffactory“, einer Veranstaltungshalle mit altem Fabrikflair in Ehrenfeld, wurden jetzt überarbeitete Entwürfe präsentiert und diskutiert. Bevor die Wettbewerbsjury am 18. Oktober ihre Entscheidung verkünden wird, können Bürgerinnen und Bürger Anmerkungen, Hinweise und Kommentare geben. Der Online-Dialog und die Präsentationen der Pläne in den Bezirksrathäusern Ehrenfeld und Lindenthal sind noch bis zum 7. Oktober zugänglich.

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Baudezernent Markus Greitemann unterstrich noch einmal, wie wichtig ihm die Form des Verfahrens mit möglichst viel Bürgerbeteiligung sei. Insbesondere vor dem Hintergrund, Gutes und Wertvolles für Köln und Ehrenfeld zu schaffen. Währenddessen wurde von manchen der Besucher aber bereits Kritik geäußert. Sie betraf zwei gravierende Änderungen gegenüber der ursprünglichen Auslobung vom März. Inzwischen hat sich der Stadtkonservator festgelegt, dass die stillgelegte Gaskugel aus dem Jahr 1954 nicht in die Denkmalliste aufgenommen wird.

Die Planungsbüros sollen daher angewiesen worden sein, ihre Präsentation ohne die Gaskugel und eine mögliche neue Nutzung zu gestalten. Eine Variante mit Erhalt des runden Behälters sollte dem Entwurf lediglich angefügt sein. Weiterer Kritikpunkt von Bürgern war, dass in allen Entwürfen Autostellplätze ausschließlich in Tiefgaragen angelegt seien, statt zum Teil auch in oberirdischen Garagenbauten. Befürchtet wird nun aufgrund der notwendigen Zufahrten in die Garagen mehr Autoverkehr im Quartier.

Mischung aus Wohnen und Gewerbe

Bei den Präsentationen war jedoch eher die Rede von „autoarmen“ oder gar „autofreien“ Quartieren. Allen gemeinsam war eine große vielfältig nutzbare Grünfläche zwischen Widdersdorfer Straße und Bahndamm. Bei den Gestaltungsideen für die Gebäude gab es unterschiedliche Ansätze. Urban Agency aus Kopenhagen setzt in seinem Entwurf auf eine starke Mischung von Wohnen, Arbeiten, Kultur, Einzelhandel und Freizeitangeboten. Kister Scheithauer Gross aus Köln sehen dagegen eine Trennung von Bürokomplexen und Wohngebäuden, wo es dann aber durchaus Praxen oder nicht störendes Gewerbe geben darf, als sinnvoller an.

Bei Cityförster aus Hannover steht wiederum das Thema Mischung im Vordergrund. Sowohl Wohnen und andere Nutzungen sollen kombiniert werden. Auch Eigentums- und Sozialwohnungen sollen eng beieinander liegen. Astoc aus Köln plädiert für eine gute Mischung, platziert aber das Gewerbe vorwiegend an den Maarweg, damit die Firmen besser erreicht werden können.

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Das Berliner Büro Teleinternetcafé nahm vorhandene historische Industrierelikte wie die Gaskugel, das sogenannte Uhrenhaus und einen alten Gleisbogen als Basis für seine Quartiersentwicklung. Ebenso wie ihre Kölner Kollegen Kister Scheithauer Gross plädierten die Berliner klar und nachdrücklich dafür, den Kugelgasbehälter stehenzulassen. Nicht zuletzt deswegen wird die Juryentscheidung am Dienstag, 18. Oktober, mit großer Spannung erwartet. Jury-Mitglied Pablo Molestina zeigte sich jedenfalls schon nachdenklich: „Die Relikte scheinen für die Menschen eine Bedeutung zu haben.“

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