Testphase in KölnPläne für Wasserbussystem auf dem Rhein werden konkreter

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Vorbild Niederlande: Ein „Waterbus“ vor der Erasmus-​Brücke in Rotterdam 

Köln – Die Pläne für ein Wasserbussystem auf dem Rhein werden konkreter. Eine Machbarkeitsstudie, die die Städte Köln, Leverkusen und Wesseling in Auftrag gegeben haben, ist nun abgeschlossen. Fazit: Ein Wasserbus als neues öffentliches Verkehrsmittel ist „vorstellbar und sollte daher weiterverfolgt werden“, resümiert die Studie.

Der Verkehrsausschuss hat nun beschlossen, dass die Planungen vorangetrieben werden. In einer Pilotphase sollen zunächst zwei Linie installiert werden: Eine verkehrt zwischen der Altstadt, Mülheim und Niehl, eine andere zwischen Rodenkirchen und Porz. Auf den Schiffen sollen jeweils 100 bis 150 Passagiere Platz finden, nur dann seien sie „eine adäquate Alternative zu Bus oder Bahn“, heißt es in der Studie. Zusätzlich sollen mit einem Boot 20 bis 50 Fahrräder transportiert werden können. Denn unter Radlerinnen und Radlern sieht die Expertise das größte Potenzial an möglichen Fahrgästen.

Wasserbus könne Radverkehrsanteil in Köln erhöhen

„Der Wasserbus als integraler Bestandteil einer ansonsten ausschließlichen Fahrradfahrt eröffnet einer Vielzahl fahrradaffiner Personen völlig neue Wegeketten“, heißt es. „Mit dem heute schon hohen und perspektivisch weiter steigendem Radverkehrsanteil im städtischen Verkehr kann der Wasserbus die Bedeutung des Fahrrades weiter erhöhen. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Fahrräder auf den Linien des Wasserbus groß sein wird.“

Täglich bis zu 7000 Passagiere

Die Schiffe sollen „mindestens“ 30 Kilometer pro Stunde schnell fahren, wenn sie den Rhein überqueren mindesten 15 Kilometer pro Stunde. Die Fahrt von der Altstadt nach Mülheim würde damit etwa vier Minuten dauern, die von Mülheim nach Niehl neun Minuten. In der Pilotphase könnten täglich bis zu 7000 im 30 Minuten-Takt die Wasserbusse nutzen, schätzt die Studie. Die Schiffe sollen zunächst für die Testphase geliehen oder geleast werden, so der Vorschlag. In dieser Zeit müssten sie wohl konventionell mit Diesel betrieben werden. „Ein klimaneutraler Betrieb des Wasserbussystems ist perspektivisch möglich“, heißt es in der Untersuchung.

Um die fünf Anlegestellen für die ersten beiden Linien zu schaffen, müssten etwa fünf Millionen Euro in die Hand genommen werden. „Als Teil des ÖPNV müssen die Schiffe und auch der Zugang barrierefrei sein“, betonen die Autoren der Studie. Dabei steigen die Passagiere über Rampen ein, die flexibel auf den Wasserstand des Rheins reagieren. Das könnte mitunter steil werden, etwa wenn der Fluss extremes Niedrigwasser hat. Und in der Altstadt könnte es schwierig werden, einen passenden Ort für eine Anlegestelle zu finden, da es bereits viele anderen Anleger der kommerziellen Schifffahrt gibt, warnt die Expertise.

Stadt soll Arbeitsprogramm ausarbeiten 

Bis Ende des zweiten Quartal diesen Jahres soll die Verwaltung ein Arbeitsprogramm entwerfen, in dem die nächsten Schritte definiert sind und über das die politischen Gremien dann abstimmen. Der Testbetrieb müsse eingehend geprüft, die Zuschussfähigkeit des Wasserbussystems geklärt und eine betriebswirtschaftliche Betrachtung durchgeführt werden. Dann könne die Planung der Anlegestellen der ersten Pilotstufe beginnen und ein Betreiberkonzept entwickelt werden, schlägt die Verwaltung vor.

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Sollten die erste beiden Linien erfolgreich über den Rhein verkehren, könnten in einigen Jahren weitere Linien eingerichtet werden, die bis nach Leverkusen und Wesseling reichen, heißt es weiter. Dann könnten täglich bis zu 14.000 Menschen in Wasserbussen über den Rhein fahren.

Zwar sei die Errichtung eines Wasserbussystems „hoch komplex“ und mit einige Unsicherheiten verbunden. Aber „es stärkt die Resilienz des Gesamtverkehrssystems“ und schaffe neue Möglichkeiten für den Radverkehr“, fasst die Studie zusammen. Und noch einen Pluspunkt haben die Experten ausgemacht: „Ein Wasserbussystem ist ein positiver Imagefaktor für die Stadt und die Region.“ Es habe einen „touristischen Mehrwert“.

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