Geliebte getötet und angezündet?Kölner Familienvater schweigt – Anwalt äußert sich

Lesezeit 3 Minuten
mordfall_mayen_koeln

Ein Wachtmeister führt den Angeklagten zum Prozessauftakt in Saal 7 des Kölner Landgerichts, links Verteidiger Abdou Gabbar.

Köln – Es war ein Mordrätsel mit einer verkohlten Frauenleiche, die Spaziergänger vergangenen Dezember an einem Feld in der Nähe des rheinland-pfälzischen Mayen entdeckt hatten. Nach der Identifizierung der 31-jährigen Bulgarin war klar: Die Spur führt nach Köln. Zu einem Familienvater aus Ossendorf, dem Liebhaber der Getöteten. Der 35-jährige Mehmet B. muss sich seit Donnerstag wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten. Er schwieg zum Prozessauftakt,  bestreitet die Tat aber über seinen Rechtsanwalt.

Zeugen vermuteten eine verbrannte Schaufensterpuppe

Die Anwohner der Ortsgemeinde Ochtendung im Landkreis Mayen-Koblenz dachten beim Anblick der Leiche zunächst an eine verkohlte Schaufensterpuppe. Gleichwohl riefen sie die Polizei. Und auch der Beamte war sich zunächst nicht sicher. „Die Hautoberfläche war komplett glatt gezogen, hatte keine Struktur mehr“, sagte der Beamte im Zeugenstand. Dann habe er genauer hingeschaut, die Leiche mit dem Finger angetippt und eine Einschussstelle mit Blutanhaftungen am Kopf entdeckt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der 38-jährige Beamte berichtete, Fotos der Leiche angefertigt und sie an die Kollegen in der Wache geschickt zu haben. Ähnlich wie bei WhatsApp, über den internen Polizeilichen Multimedia-Messenger, kurz „Pommes“, wie ein weiterer Polizist aussagte. „Pommes wie Fritten?“, fragte Richterin Ulrike Grave-Herkenrath sichtlich irritiert. Der Beamte aus Rheinland-Pfalz bejahte dies. Der Fall wurde dann von der Kriminalpolizei übernommen, eine Mordkommission wurde eingerichtet.

Alles zum Thema Polizei Köln

Kölner soll Geliebte mit Kopfschüssen getötet haben

Bereits am Vortag des Fundes habe eine Zeugin aus dem Auto heraus einen Brandgeruch an dem Feldweg wahrgenommen, sich aber nichts weiter dabei gedacht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte mit seiner Geliebten an diesem Tag, dem 17. Dezember 2020, in einem gelben Fiat Panda unterwegs war. Er am Steuer, sie auf dem Beifahrersitz. Entweder in Köln oder der näheren Umgebung soll er angehalten und ausgestiegen sein, dann habe er eine Waffe gezogen.

Während die Geliebte vom laufenden Internet-Radio abgelenkt gewesen sei, habe der Angeklagte sich an der Beifahrerseite von hinten genähert und zweimal durch das geöffnete Fenster oder die geöffnete Tür abgedrückt. Beide Projektile durchschlugen den Schädelknochen, das Kleinhirn des Opfers wurde erheblich verletzt. Danach soll der Angeklagte die Leiche zu besagtem Feldweg nahe des Wohnorts des Opfers gebracht, mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet haben.

Mögliches Motiv des Angeklagten ist unklar

Zum möglichen Motiv, möglich erscheinen Eifersucht oder Trennungsabsichten, schweigt sich die Anklageschrift aus. „Ich bin von der Unschuld meines Mandanten überzeugt“, sagt Verteidiger Abdou Gabbar. Zur Aufklärung beitragen könnte ein Zeuge, der bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben soll. Da gegen diesen auch ermittelt wird, könnte er aber von seinem Schweigerecht Gebrauch machen. Der Prozess wird fortgesetzt, mit einem Urteil wird nicht vor Mitte November gerechnet.

KStA abonnieren