Köln früher und heuteWie die Bastei zu ihrem Namen kam – und was nun geplant ist

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So sah die Bastei 1922 aus.

  • Der Sockel stammt aus dem Jahr 1880 und wurde von den Preußen als Teil des Festungsrings errichtet.
  • Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage zerstört und nach alten Plänen in den 1950er Jahren neu aufgebaut.
  • Im vergangenen Jahr hat die Stadt den Rückkauf der Bastei von der Kölnmesse beschlossen – und hat nun neue Pläne.

Köln – Zunächst waren nicht alle Kölner restlos begeistert von dem weit auskragenden Aufbau, den sich Architekt Wilhelm Riphahn für die geplante „Bastei“ ausgedacht hatte. Negative Auswirkungen auf die Stadtsilhouette wurden befürchtet. Als der expressionistische Bau mit der phänomenalen Rundumsicht auf den Rhein 1924 dann fertig war, schlug die Skepsis in Begeisterung um.

Für Riphahn bedeutete die Bastei den beruflichen Durchbruch, Architekturkritiker Heinrich de Fries schrieb 1926, dass sich das Bauwerk „mit der Landschaft, dem Strom und den Brücken vermähle, fast völlig befreit von der Basis, aus der es doch entwachsen ist“.

Die Basis für das einst „eleganteste Restaurant des Rheinlandes“, wie es heute noch auf Höhe des Ebertplatzes unverwechselbar das Rheinufer schmückt, hatte in ihren Ursprüngen alles andere als gastronomische Zwecke. Der Sockel stammt aus dem Jahr 1880 und war eigentlich von den Preußen als Teil des inneren Festungsgürtels gebaut worden. „Es handelte sich um eine der drei linksrheinischen Rheinverteidigungs-Kaponnieren, die allesamt noch in Teilen stehen“, sagt Robert Schwienbacher vom „Institut für Festungsarchitektur“.

Die Bastei am Rheinufer

Die Bastei am Rheinufer

Kaponnieren waren massive Verteidigungsräume einer Befestigung. Die Kaponniere, die nach einem Namenswettbewerb später nur noch Bastei hieß, wurde zur Verteidigung des Rheins errichtet und stand nicht ohne Grund in einer Flusskehre. „Sie war so ausgerichtet, dass die Soldaten den Rhein entlang schießen konnten“, sagt Schwienbacher. Doch geschossen wurde aus dem Festungsbau in all den Jahren nicht, auch wurde er niemals angegriffen. Selbst im Ersten Weltkrieg kam es nicht zum Ernstfall.

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Zu sehen bekamen Passanten immer nur den kleineren Teil der Kaponniere. Oberirdisch ragte sie nur zwischen fünf und 7,50 Metern empor. Das Fundament hingegen reicht elf Meter in die Erde. Innerhalb der 1,50 Meter dicken Mauern aus harten Basalt-Ziegeln war die Kaponniere voll ausgestattet. „Es gab mehrere Räume, die mit einer Wendeltreppe verbunden waren“, sagt Schwienbacher. Dazu gehörten Toilettenanlagen, eine Küche und ein eigener Brunnen. „Man konnte den Festungsbau dauerhaft besetzen.“

Ende des 19. Jahrhunderts sah sich das Militär im Zuge der „Brisanzgranatenkrise“ gezwungen, die Kaponniere baulich aufzurüsten. Die Geschosse wurden mittlerweile nicht mehr mit Schwarzpulver befüllt, sondern mit dem neuen, weitaus explosiveren Dynamit. „Das nannte man den brisanten Sprengstoff“, sagt Schwienbacher: „Damit konnte man die ganzen Ziegelbauwerke zerstören.“ Die Decken der Kölner Forts wurden also mit jeweils einem Meter Sand und Beton verstärkt, bei der Kaponniere am Rhein beließ man es bei einem Meter Beton.

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Deutschen ihre Festungsanlagen unbrauchbar machen. Obwohl die Kaponniere militärisch ohnehin keinen Wert mehr hatte, musste auch sie entfestigt werden. Die Betondecke wurde Anfang der 1920er Jahre abgetragen – streng überwacht von der „Interalliierten Militär-Kontrollkommission“. Zu dieser Zeit befanden sich die drei Kaponnieren längst im Besitz der Stadt Köln, die nach dem Krieg großen Wert darauf legte, die „Blockhäuser“ nicht komplett entfernen zu müssen.

Zum einen würden sie als Lagerräume gebraucht, zum anderen seien die Fundamente Teil der Uferbefestigung. Nicht zuletzt sei vor allem das „Blockhaus“ am Deutschen Platz (heute Ebertplatz) mit seinen Treppenaufgängen auf die Decke ein „vom Publikum gern aufgesuchter Aussichts- und Erholungsplatz“.

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Die Kaponniere war also harmloses Ausflugsziel geworden. Und Wilhelm Riphahn setzte ihr sozusagen die Krone auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bastei zerstört und erst Ende der 1950er Jahre nach alten Plänen wiederaufgebaut. Als Restaurant dient das Kölner Wahrzeichen schon seit 1997 nicht mehr, es konnte nur für Veranstaltungen gemietet werden. Doch das soll sich ändern. Im vergangenen Jahr hat der Rat der Stadt Köln, die die Bastei im Jahr 2000 an die Kölnmesse verkaufte, den Rückkauf beschlossen. Auch Geld für die Sanierung wurde bewilligt. Künftig werde es in der Bastei wieder ein gastronomisches Angebot für die Öffentlichkeit geben, so die Stadt.

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