„Nürnberg 2.0“Festkomitee-Präsident Kuckelkorn steht auf Nazi-Liste

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Christoph Kuckelkorn (Archivbild)

Köln  – „Der Tag der Abrechnung ist nicht mehr fern“. Laut dem Kölner „Express“, ist Kölns Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn ins Visier der rechten Szene gerückt und wird auf der Internetseite „Nürnberg 2.0“ offen auf einer so genannten Schwarzen Liste geführt.

Diese Liste dient laut Betreibern der Seite, die kein Impressum aufweist, zu einem Zweck: „Aufbau einer Erfassungsstelle zur Dokumentation der systematischen und rechtswidrigen Islamisierung Deutschlands, der grundgesetzfeindlichen Entdemokratisierung, der Entrechtung des Bürgers und der Straftaten linker Faschisten zur Unterdrückung des Volkes“, wie es auf der Seite heißt.

Dunja Hayali, Claus Kleber und Charlotte Knobloch auch auf Nazi-Liste

Unter anderem werden die ZDF-Moderatoren Dunja Hayali und Claus Kleber, Schriftsteller Navid Kermani und Charlotte Knobloch (ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland) darauf geführt.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Sie sollen „zu einem geeigneten Zeitpunkt öffentlich dafür, nach dem Muster des Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunals von 1945, diesmal aber mit rechtstaatlichen und völkerrechtskonformen Prinzipien zur Verantwortung„ gezogen werden – so heißt es auf der Seite.

„Natürlich ist es kein angenehmes Gefühl, sich auf so einer Liste wiederzufinden. Ich gehe aber davon aus, dass sich dieser Angriff weniger gegen mich persönlich richtet, als vielmehr gegen den Kölner Karneval und die Werte, für die er steht: Offenheit und Vielfalt“, so Kuckelkorn.

„Unsere Werte werden wir weiter öffentlich vertreten“

Warum er auf dieser Liste auftaucht, kann auch Kuckelkorn nur vermuten. „Mein Name befindet sich offensichtlich schon seit Mai 2017 auf dieser Liste. Das war kurz nachdem das Festkomitee im Rahmen des damaligen AfD-Parteitages in Köln zu einer großen Kundgebung für Toleranz aufgerufen hatte, die von vielen Karnevalisten, Künstlern und Vertretern der Kirchen, des Judentums und des Islam unterstützt wurde.“

Von der Liste auf „Nürnberg 2.0“ lässt sich Kuckelkorn aber nicht beeindrucken: „Unsere Werte werden wir auch weiter öffentlich vertreten. Es wäre meiner Meinung nach falsch, sich in der aktuellen Situation einschüchtern zu lassen und solchen Menschen das Feld zu überlassen.“ Dennoch: Mittlerweile ist laut dem „Express“ auch die Kölner Polizei eingeschaltet und ermittelt in dem Fall.

Weitere Köner auf Nazi-Liste

Die „Schwarze Liste“ der rechten Bewegung – sie ist gespickt mit vielen weiteren Kölnern: Unter anderem ist der Kölner Autor Navid Kermani dort als „Lügenmedienvertreter“ tituliert. Hier einige der Betroffenen:

  • Kölns Alt-OB Jürgen Roters
  • Kölns Alt-OB Fritz Schramma
  • Politiker Lale Akgün
  • Politiker Arif Ünal
  • Politiker Volker Beck
  • Ex-Polizeipräsident Wolfgang Albers
  • Rainer Maria Kardinal Woelki

Klickt man auf die Namen, so wird eine „Anklageschrift“ mit einer Liste an „Vergehen“ ausgerollt. Im Fall von Jürgen Roters beispielsweise soll das Vergehen ein Interview zur Grundsteinlegung der Moschee gewesen sein. Dort hatte Roters die Moschee unter anderem als „wunderbares Gebäude“ bezeichnet, was ihm den Platz auf der Schwarzen Liste eingebracht hat.

Fein untergliedert in die Bereiche Politiker, Journalisten, Autoren, Richter, Staatsanwälte, Behörden, Wissenschaftler, Kirchenvertreter, Künstler, Extremisten Lobbyisten und Organisationen werden die Vertreter der einzelnen Institutionen quer durch die gesamte Gesellschaft an den Pranger gestellt. Das „Netzwerk Demokratischer Widerstand“ ist zudem auch mit einem Register von Personen in Österreich online. (red)

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