„Kölner Schlagzeilen“Neue Fotobände über Köln zeigen Highlights der 70er, 80er und 90er Jahre

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Zwei Männer, die jeweils einen Pokal hochhalten

Der Bildband zeigt die wichtigsten Schlagzeilen der siebziger, achziger und neunziger Jahre in schwarz-weiß-Aufnahmen, zum Beispiel als der 1. FC Köln das Double holte.

Vom Double des 1. FC Köln über die Schleyer-Entführung bis zum Besuch von Michael Jackson versammelt das Buch Schlaglichter der Kölner Geschichte.

In der Hornstraße öffnet das erste Hochhausbordell Europas seine Pforten. Das Stadtarchiv zieht in die Severinstraße, die Nord-Süd-Fahrt wird fertiggestellt, und sowohl das Müngersdorfer Stadion als auch die Zentralbibliothek und das Römisch-Germanische Museum werden eingeweiht. Die Herstatt-Bank geht pleite, in Braunsfeld wird Arbeitgeberpräsident Hanns Marin Schleyer von Terroristen der Roten Armee Fraktion entführt, und der 1. FC Köln holt das Double.

Kabarettist Jürgen Becker bei Präsentation dabei

All diese Ereignisse haben in den 1970er Jahren für „Kölner Schlagzeilen“ gesorgt. So ist das Buch über jenes Jahrzehnt betitelt, das jetzt im Greven Verlag erschienen ist. Den gleichen Titel tragen die gleichzeitig herausgekommen Bildbände über die 1980er und 1990er Jahre. Zusammen bieten die Bücher über 400 überwiegend schwarz-weiße Fotos, die Autor Bernd Imgrund zusammengestellt hat. Am Mittwoch wurden die „Kölner Schlagzeilen“ im Beisein von Kabarettist Jürgen Becker präsentiert.

zwei Verkleidete mit jeweils einer Trommel, die im Schnee durch die Straße laufen

Auch der Kölner Karneval wird im Bildband thematisiert

„Wir suchen nach neuen Wegen, die Stadtgeschichte ins Buch zu bringen“, sagte Geschäftsführer Damian van Melis und sprach von der „beeindruckenden Härte“ der Schwarz-Weiß-Fotos. Sie und die kurzen erklärenden Texte würden „30 Jahre erlebbar und erinnerbar machen“. Für den Verlag hat Imgrund, Journalist und Autor von rund 40 Büchern, die Archive der „Kölnischen Rundschau“ und des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sowie die Bestände von Fotografinnen und Fotografen wie Christel Fromm, Manfred Linke und Oswald Kettenberger durchsucht.

Fotoband über Köln: Schwarz-weiß-Aufnahmen bieten „ebenso nostalgisches wie ästhetisches“ Erlebnis

Die Fotos würden „keine lückenlose Geschichte“ erzählen, so ist im jeweiligen Vorwort zu lesen, sondern sie verbänden sich zu einem „Kaleidoskop. Schlaglichter aus Politik, Kultur, Sport und Alltag blitzen kurz auf und vergehen wieder – abgelöst vom nächsten skurrilen, dramatischen, skandalösen Highlight“. Bei der Bildauswahl habe er sich „an Großereignissen entlanggehangelt“, sagte Imgrund, und sich zugleich um einen „Querschnitt“ bemüht, der das Typische und die Atmosphäre jener Zeit einfangen soll.

Becker, der selber für manche Schlagzeile gesorgt hat, lobte die Bände als „ebenso nostalgisches wie ästhetisches“ Erlebnis. Am besten, man gehe sie in Gesellschaft durch, denn sie seien geradezu ein „Gesprächsmotor“. Blicke man auf die Jahrzehnte zurück, in denen die Welt sicher und stabil erschienen sei, lasse sich feststellen: „Was hatten wir für ein Glück. Wir sind in einer historischen Ausnahmesituation aufgewachsen.“ Zweimal taucht Becker, Jahrgang 1959, selber auf den Fotos auf: Im Februar 1984 fand unter seiner Leitung die erste Stunksitzung statt; und im Karneval 1994 bekamen die „Stunker“ Besuch vom Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval, Gisbert Brovot.

Eines der ersten Fotos im Band über die 1980er zeigt den jungen Benedikt Taschen, heute Chef eines global agierenden Unternehmens, in seinem kleinen Comic-Laden in der Lungengase. Auf dem letzten Foto ist der Dalai Lama im Dezember 1989 im Kölner Rathaus zu sehen. In der Zwischenzeit haben sich die Sannyasins genannten Bhagwan-Anhänger ausgebreitet, Bioläden und Bürgerzentren sind entstanden, Museum Ludwig und Philharmonie eingeweiht worden, „Lommi“ ist zur Kultkneipe geworden, und Johannes Paul II. und Michael Jackson haben die Stadt besucht.

Im Bildereigen der 1990er wird zum Beispiel gegenwärtig, dass „Die Fußbroichs“ auf Sendung gingen, in der Mülheimer Stadthalle ein Mordanschlag auf Oskar Lafontaine verübt wurde, rund 100.000 Besucher zur antirassistischen Protestveranstaltung „Arsch huh, Zäng ussenander!“ kamen und Köln Schauplatz der G8-Gipfels wurde.


Bernd Imgrund: Kölner Schlagzeilen 1970er, 1980er, 1990er Jahre, Greven Verlag. Die drei Bände (448 Seiten, 430 Abbildungen) im Schuber kosten 68 Euro; einzeln sind sie für 24 Euro erhältlich.

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